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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wagen hinein.
    Hinter uns rammte der Bedienstete die Tür zu. Craig trug keine Tasche, im Gegensatz zu mir. Ich hatte mich mit einem winzigen Koffer bewaffnet.
    Auf der schmalen Fläche zwischen den beiden Wagen blieb er stehen und schaute mich aus seinen dunklen Augen an. »Wissen Sie, was ich für eine Ahnung habe, John?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Glaube ich nicht. Ich habe nämlich das Gefühl, mitten in die Hölle zu fahren.«
    Erst wollte ich lachen. Ließ es jedoch bleiben, als ich sein graues Gesicht sah. Meine Hand legte sich auf seine Schulter. Ich drückte ihn herum und auf den Wagen zu, der zur ersten Klasse gehörte.
    »Gehen Sie mal vor.«
    »Klar.«
    Der Wagen war nicht voll besetzt. Wir hatten aber noch kein Abteil gefunden, das uns paßte, als sich der Zug bereits in Bewegung setzte.
    Craig erreichte ein leeres Abteil, zog die Tür auf und ging hinein. Ich drehte mich noch einmal um, doch es war niemand da, der sich auf unsere Fersen gesetzt hatte. Der Gang war leer.
    Ich schaute beim Betreten des Abteils durch das Fenster. Der Bahnsteig huschte draußen vorbei.
    Vermischt mit den blassen Gesichtern der Menschen, die auf andere Züge warteten.
    »Wohin?« fragte ich und stemmte den Koffer ins Gepäcknetz. »Ans Fenster?«
    »Meinetwegen.«
    Wir setzten uns einander gegenüber. Craig strich nervös über sein Haar und wühlte es dabei auf.
    »Manchmal wünschte ich mir, ich wäre richtig tot und hätte keinen anderen Körper bekommen.«
    »Da kann ich nicht mitreden. Wichtig ist es, daß wir Liverpool bald erreichen.«
    »Da wird es schon dunkel sein.«
    Ich lächelte. »Stört Sie das?«
    »Im Prinzip nicht. Aber die Dunkelheit ist genau ihre Zeit, wenn Sie verstehen.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.« Ich streckte die Beine aus und schaute aus dem Fenster.
    Wir hatten den Bahnhof verlassen. Der Zug rollte jetzt durch ein trostlos wirkendes Industriegelände, das im Herbst noch schlimmer aussah als sonst.
    Mein Gegenüber schaute zwar aus dem Fenster, nur glaubte ich nicht daran, daß er etwas sah. Sein Blick wirkte irgendwie leer und so, als wäre er gleichzeitig ein Spiegel seiner Gedanken, der in die Ferne und gleichzeitig ins Innere seiner Seele gerichtet war. Er hatte die Augenbrauen in die Höhe gezogen, auf seiner Stirn lag ein Muster von kleinen Schweißperlen.
    Ich machte ihm keinen Vorwurf deswegen. Vincent Craig war diese Fälle nicht gewohnt, im Gegensatz zu mir, der ich tatsächlich mit dem Grauen konfrontiert wurde. Ich kannte mich aus in den anderen Welten, den fremden Reichen, zu denen ich sogar die Hölle zählte. Letztendlich lief alles darauf hinaus, wobei ich der Hölle auch verschiedene Namen gab, denn sie war eigentlich überall, und sie würde auch in Liverpool sein, davon ging ich jetzt schon aus.
    Auch wenn ich ständig mit Dämonen oder anderen schwarzmagischen Wesen zu tun hatte, so hatte ich das normale Leben dennoch nicht vergessen. Und dazu zählten auch so profane Dinge wie Hunger, Essen, Trinken, Schlafen und so weiter.
    Hunger verspürte ich.
    Als ich auf die Uhr schaute, fragte mich Craig nach dem Grund. »Was ist los?«
    »Ich könnte etwas essen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich nicht, nein, ich nicht. Ich bekomme nichts runter.«
    »Der Zug führt einen Speisewagen mit.«
    Seine Haltung spannte sich. »Wollen sie mich etwa in diesem Abteil allein lassen?«
    »Nein, nein«, gab ich lachend zurück, »das auf keinen Fall. Sie kommen schon mit. Sie brauchen ja nichts zu essen, aber wir werden zusammenbleiben.«
    »Dann ja.« Er stand schon auf. Seine Handflächen waren feucht. Ich ging zur Tür und zerrte sie auf.
    Niemand stand im Gang. Als ich Craig winkte und dabei lächelte, war er beruhigter. Die Lage des Speisewagens hatte ich mir gemerkt, wir mußten zwei Wagen vorgehen.
    Sosehr ich Vincent Craig auch verstand, ich wunderte mich doch, daß er schon jetzt so nervös war.
    Wie sollte das erst in Liverpool werden, wenn wir den Zug verließen?
    Im Speisewagen saßen relativ viele Fahrgäste. Wir konnten soeben noch einen leeren Tisch erwischen. Ein farbiger Kellner in weißer Jacke legte uns die Speisekarte vor. Er fragte auch, was wir trinken wollten. Ich hatte Durst auf ein Bier.
    Craig bestellte auch eins, dazu noch einen Whisky.
    »Kommt sofort.«
    Ich ließ meine Blicke über die Speisekarte gleiten. Roastbeef, Lamm, dann einen Eintopf, auch einen Hamburger boten sie an. Dazu Salat. Ich entschied mich dafür.
    »Sie wollen wirklich

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