0727 - Mystic, der Maniac
aufgenommen, sie würden kommen, und sie würden sich auch um den Mörder kümmern. Dies wiederum konnte die Hexe nicht zulassen, und deshalb stand sie auch auf der anderen Seite. Sie würde keine Kehrtwendung machen wie Suko. Er konnte sich vorstellen, daß sie über seine bereits informiert war und daß er etwas in die Wege geleitet hatte.
Dies wiederum bedeutete, daß sie einfach versuchen mußte, Suko aus dem Verkehr zu ziehen.
Er stand in der Zelle, die nach Schweiß, Tabak und einer klammen Feuchtigkeit roch. Die Wände waren von innen und außen bekritzelt. Farbige Sprüche, die nicht einmal witzig, nur anzüglich waren, dekoriert mit den dazugehörigen Zeichnungen.
Das alles sah Suko nicht. Er dachte über die Weiße Hexe nach, die eine ziemlich große Macht besaß. Hinzu kamen zahlreiche Helfer, die auf ihrer Seite standen und Suko eiskalt ins Messer laufen lassen würden, wenn er nach ihr fragte.
Er schloß für einen Moment die Augen. Die Gedanken mußten einfach zusammengefaßt werden.
Er ging von Yannahs Job aus. Sie hatte als Hellseherin gearbeitet. Ihre Beziehungen reichten bis in hohe Kreise hinein, wo es einen gewissen politischen Einfluß gab. Viele Manager und auch Politiker hatten sie konsultiert, um von ihr etwas über die Zukunft zu erfahren. In den letzten Wochen allerdings war sie dieser Tätigkeit nicht mehr nachgegangen. Er glaubte auch nicht, daß sie ihre Arbeit wieder reaktivieren würde, wenigstens nicht so schnell.
Was tun?
Die Lösung lag auf der Hand. Er brauchte auch nicht lange nachzudenken, er mußte sich ein anderes Versteck suchen.
Irgendwo in Paris.
Einen sicheren Hort, eine Höhle, ein Zimmer, ein kleines Hotel, nicht mehr als eine Absteige.
Das war die Lösung. Etwas ruhen, abwarten, dennoch wachen und bei Sonnenaufgang dorthin gehen, wo er sich mit John Sinclair verabredet hatte. Eine andere Chance sah Suko nicht.
Noch stand er in der Zelle. Er drückte gegen die Tür. Der Schwall kalter Luft erwischte sein Gesicht. Tief atmete er durch. Als die Tür hinter ihm zufiel, suchte er in seinen Taschen nach Geld. Es war nicht viel, was da zusammenkam, das würde kaum für ein Hotelzimmer reichen. Selbst in den Absteigen nahm man hohe Preise.
Seine Dämonenpeitsche besaß er noch. Und die Beretta ebenfalls. Das wiederum gab ihm Mut, denn mit beiden Waffen konnte er sich gegen irgendwelche Feinde verteidigen.
Suko schaute sich um.
Die Zelle stand ziemlich zentral. Von vier verschiedenen Seiten führten schmale Straßen darauf zu.
Scheinwerfer leuchteten in das Dunkel der Nacht. Die Fahrer fuhren langsam, sie achteten sehr genau auf das Glatteis, das wie eine dünne Schicht über dem holprigen Pflaster lag.
Verstecke gab es auch an der Seine. Den Vorsatz, sich in einer Absteige zu verbergen, hatte Suko längst fallengelassen. Er würde die restlichen Stunden woanders verbringen.
Viel Geld war für das Telefongespräch durch den Zähler gelaufen. Für einen Imbiß und einen Schwarzen reichte der Rest allemal. Irgendwo aufwärmen und nachdenken, nur nicht in Montmartre, wo Yannah sehr bekannt war, ihre Freunde sitzen hatte, die auch sein Gesicht kannten. Da würde er schnell eingekesselt sein.
Suko hatte die Stadt in den letzten Wochen so einigermaßen kennengelernt. Er befand sich in einer Gegend, die für ihn insofern günstig war, daß er zu den Chinesen zählte, denn gerade sie waren dabei, am Rande des 11. Arrondissements ein neues Chinatown zu gründen. Da fiel er nicht auf, dort konnte er sich verstecken.
In letzter Zeit war dieser Bezirk zu einem In-Viertel geworden. Kunstgalerien, Künstlerkneipen, Geschäfte, in denen moderne Möbel und auch Antiquitäten verkauft wurden, gaben sich hier ebenso ein Stelldichein wie Bars und Kneipen.
Dies alles passierte um das Gebiet der Bastille-Oper herum, das Suko allerdings mied, obwohl der Trubel ihm sichere Verstecke bieten konnte. Er wollte dorthin, wo sich seine »Vettern« niedergelassen hatten, die zahlreichen Chinesen, die dort ihren Geschäften nachgingen, Wäschereien oder Restaurants betrieben, auch als Geldverleiher fungierten, so daß sich ihr Leben von ihren Freunden und Verwandten in Asien kaum unterschied.
Der Kälte mußte auch hier Tribut gezollt werden. Nicht, daß das Viertel ausgestorben gewesen wäre, doch es brannten nicht alle Lichter vor und an den Restaurants, es herrschte auch nicht der Betrieb, den sich die Geschäftsleute gewünscht hätten.
Paris fror allmählich ein.
Das war Suko nur
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