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0727 - Spezialisten der Nacht

Titel: 0727 - Spezialisten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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funktionierte nicht mehr. Niemand konnte etwas für sie tun; Sie sind bereits alle verschwunden."
    „Wieviel?"
    „Vier Raumschiffe."
    „Welch ein Irrsinn", sagte ich verbittert. „Wenn sie auf Grojocko geblieben wären, hätten sie eine bessere Chance gehabt."
    „Keine bessere, Olw, sondern eine absolut sichere", entgegnete er mit sanftem Tadel.
    Ich blickte ihn an.
    Unter seinen Augen bildeten sich bläuliche Schatten. Der Steg zwischen den Nasenschlitzlöchern hatte sich rötlich verfärbt.
    Obwohl ich kein Mediziner war, wußte ich doch Bescheid. Das Ende war nicht mehr aufzuhalten. Vater hatte so schonungslos gegen sich selbst gearbeitet, daß nun der Zellverfall vorzeitig eintrat.
    Er würde nicht mehr lange leben.
    Ich hatte Mühe, vor ihm zu verbergen, wie entsetzt ich war. Bis jetzt hatte ich noch niemals darüber nachgedacht, wie das Leben sein würde, wenn er nicht mehr da war. Ohne ihn fühlte ich mich hilflos. Zugleich aber wurde ich mir einer anderen Tatsache bewußt, über die niemand von uns Spezialisten der Nacht je gesprochen hatte. Dennoch schienen alle es bemerkt zu haben.
    Grojocko war so gut wie leer. Die Macht würde in Zukunft bei uns liegen. Wir waren die einzigen, die die Katastrophe unbeschadet überleben würden: Wir würden auch später noch über alles Ausrüstungsmaterial, über genügend Nahrungsmittel und über alle Technik verfügen, die wir benötigten. Die anderen Zgmahkonen konnten froh sein, daß sie ihr nacktes Leben gerettet hatten.
    Unter diesen Umständen konnten wir eigentlich offen über diese Entdeckung diskutieren. Wer sollte es uns noch verübeln?
    Wir waren praktisch allein auf dieser Welt. Ganz gegen unsere Absicht, wohlgemerkt. Wäre es nach uns gegangen, dann wären bebensichere Bunker gebaut worden, so daß Millionen von Zgmahkonen gefahrlos auf Grojocko hätten bleiben können.
    Ich nahm mir vor, offen zu reden, sobald wir unser Ziel erreicht hatten.
    Meine Blicke richteten sich wieder auf die elektronische Tafel.
    Ich erstarrte.
    Der blaue Kreis, der das Schwarze Loch anzeigen sollte, umschloß ein fremdartiges, grünes Gesicht. Faustgroße Augen musterten mich abwägend, und der Mund schien zu einem bösartigen Grinsen verzerrt zu sein.
    Bevor ich Vater, meine Brüder und meine Schwestern darauf aufmerksam machen konnte, war die Erscheinung wieder verschwunden. Meine Hände sanken zitternd herab. Vater übernahm das elektronische Pult wieder, als sei nichts geschehen. Vielleicht hatte er auch wirklich nichts bemerkt.
    War ich dabei, meinen Verstand zu verlieren? Hatte ich die Tortur an der Kathada doch nicht unbeschadet überstanden?
    „Was ist los mit dir?" fragte Py. Sie legte mir den Arm um die Schulter. „Bist du krank?"
    „Ich dachte, ich hätte etwas gesehen, Py", antwortete ich. „Aber ich muß mich geirrt haben."
    „Still", befahl Vater.
    Ich spürte die Erschütterungen, die durch Grojocko gingen, unter meinen Füßen. Die beiden äußeren Planeten, die dem Schwarzen Loch am nächsten gewesen waren, verschwanden.
    Zugleich rückten die anderen Planeten, die jenseits der Sonne standen, dichter an Arryad heran.
    „Sie werden in die Sonne fallen", flüsterte Py. Sie massierte meine Nackenmusekln. Ich fühlte, wie ich mich entspannte.
    Natürlich würden die Planeten mit der Sonne verschmelzen.
    Nach unseren Berechnungen würde das geschehen, kurz bevor Grojocko den Ereignishorizont des Schwarzen Loches erreichen würde.
    Das bedeutete, daß wir es noch beobachten konnten, aber nicht mehr direkt dadurch beeinflußt werden würden.
    Das Hauptchronometer zeigte an, daß die letzte, entscheidende Phase begonnen hatte. Grojocko beschleunigte stark und war bereits so schnell geworden, daß nichts mehr den Planeten aufhalten konnte.
    Ich verließ meinen Platz und trat an eines der Fenster. Draußen war es dunkel geworden. Die Sonne Arryad war nur noch als kleiner Stern zu erkennen. Ihr Licht war blaß und schwach. Es wurde bereits von den Atomsonnen überstrahlt, die notwendig waren, damit Grojocko nicht zur Eiswüste wurde.
    Als ich mich umwandte, hatte Vater den großen Bildschirm eingeschaltet. Er zeigte das vor uns liegende Raumgebiet. Nur am Rande des Schirmes leuchteten einige Sterne. Direkt vor uns war alles schwarz.
    Ein Gefühl der Furcht beschlich mich, obwohl ich fest daran glaubte, daß alles gutgehen würde. Wir schwebten direkt vor einem Abgrund, dessen Boden wir nicht sehen konnten. Wir würden durch das Schwarze Loch hindurchrasen.

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