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0728 - Angst in den Alpen

0728 - Angst in den Alpen

Titel: 0728 - Angst in den Alpen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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große Ereignis warteten.
    Bald, noch in dieser Nacht, würden sie wieder eine neue Königin haben.
    Und die sollte Trudi Lechner heißen…
    ***
    Niemand ist perfekt, jeder Mensch irrt sich in seinem Leben unzählige Male, und mir erging es nicht anders. Ich hatte mir meine Begleitung nicht gerade gewünscht und das Bleiben des Bürgermeisters mit gemischten Gefühlen registriert, nun aber war ich froh, diesen Einheimischen an meiner Seite zu haben.
    Karl Lechner kannte sich aus. Mein Glück.
    Das Glitzern der Sterne verlor sich, der Mond schien nicht mehr so hell, aber Lechner war ein ausgezeichneter Führer. Er hätte sich auch mit geschlossenen Augen bewegen können.
    Wir sahen die Zwerge nicht, wir hörten sie. Zwar sprachen sie nicht miteinander, aber lautlos konnten auch sie sich nicht bewegen.
    Manchmal knackte ein Zweig, dann wieder raschelte Laub, hin und wieder schlugen sie gegen einen Stein, so daß ein helles Klingen oder ein Klirren entstand, als hätte jemand mit einem kleinen Hammer gegen den Fels geschlagen.
    Der Weg führte mal bergauf, dann wieder bergab, er blieb aber in der Regeleben.
    Natürlich mußten wir Hindernisse übersteigen, die der vor mir gehende Bürgermeister immer zuerst sah. Durch Zeichen machte er mich auf sie aufmerksam.
    Es war nicht still.
    Uns umgaben die Geräusche der Natur, zum Beispiel das Plätschern eines Baches.
    Wir erreichten die kleine Senke, und blieben an deren Rand stehen. Unseren Augen bot sich ein märchenhaftes Bild. Im einfallenden Mondlicht sahen wir die vier Zwerge, die den fünften trugen und dabei über den Kies und die kleine Senke schritten. Fast mittig wurde sie von einem glitzernden Band durchschnitten, das sich hektisch bewegte und aussah wie ein Strom aus giftigem Quecksilber.
    Es war der aus den Bergen stammende Bach, der dann irgendwo versickerte. Die Zwerge mußten ihn durchqueren. Es machte ihnen nichts aus, daß sie nasse Füße bekamen.
    Ich stieß meine Nebenmann an. Der zuckte zusammen, als wäre er aus einem Traum erwacht.
    »Haben Sie jetzt eine Ahnung, wo die Zwerge hingehen könnten?«
    »Nein, habe ich nicht.« Seine Stimme hatte leise geklungen, sie kratzte auch. Ich merkte schon, daß er sich ziemlich unwohl fühlte, und ich hatte den Eindruck, daß er mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Darauf sprach ich ihn auch an.
    Lechner drehte sich wie ein Wurm an der Angel. »Mein Gott, Sinclair, warum quälen sie mich?«
    Ich antwortete mit einer Gegenfrage. »Wenn Sie nicht aufrichtig gewesen sind, weshalb haben Sie mich dann begleitet? Ich jedenfalls bekomme den Eindruck, daß sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt haben. Oder irre ich mich?«
    »Nein.«
    »Was also fehlt?«
    Er schluckte. »Es ist wieder ein Gerücht…«
    »Sie wissen doch, daß mich Gerüchte interessieren. Bitte, Herr Lechner, reden Sie.«
    »Es heißt, daß die Zwerge sich an einem bestimmten Platz aufhalten, in einem bestimmten Reich, und zwar dort, wo die Welt zu Ende ist, wie wir sagen.«
    »Und das ist hier?«
    Er hob den rechten Arm und ließ ihn sofort wieder sinken. Die Zwerge hatten mittlerweile den Fluß durchquert.
    »Ja, genau dort hinten, aber noch weiter…«
    »Was ist da?«
    Er holte tief Luft. »Die Legende spricht von einem Garten. Von Laurins Zwergengarten.«
    Ich war von den Socken, ich war überrascht, ich bekam auch einen Schauer, aber ich war nicht geschockt. Mir rasten einige Gedanken durch den Kopf, trotzdem fragte ich noch einmal nach. »Habe ich den Namen Laurin verstanden?«
    »Ja, das stimmt.«
    Ich legte den Kopf zurück, lachte leise und hielt dagegen. »Soweit ich informiert bin, war sein Reich nicht hier. Es lag in einem Gebiet, das heute zu Italien gehört und Südtirol heißt. In der Gegend um Meran, nehme ich an.«
    »Sie haben recht.«
    »Und was hat das hier mit Laurin zu tun?«
    »Der Legende nach hat er die Zwerge verbannt. Sie waren abtrünnig geworden. Er hat sie mit seinem Fluch belegt und sie erstarren lassen. Er hat sie aus seinem Reich herauskatapultiert und sie in unsere Gegend gesetzt. Es ist eben der geheimnisvolle Zwergen- oder Steingarten, von dem unsere Legenden erzählen.«
    Ich begriff und fragte dann: »Kann man ihn auch als einen Zwergenfriedhof bezeichnen?«
    »Ja, das konnte man.«
    »Aber jetzt nicht mehr - oder? Sie sind ja erwacht. Sie sind wiedergekommen, um…«
    Lechner nickte. »So ist es. Das verstehe ich auch nicht. Ich weiß nicht, wie so etwas geschehen konnte. Da bin ich wirklich überfragt.

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