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0728 - Jahrtausendschläfer

Titel: 0728 - Jahrtausendschläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bauch liegen und rang keuchend nach Atem. Eine lange Zeit verstrich, bis es mir endlich gelang, kriechend den Antigravschacht zu erreichen. Ich ließ mich hineinfallen und nach unten tragen.
    Die Medoautomatik erfaßte mich und holte mich behutsam aus dem Schacht heraus. Ich konnte noch verfolgen, daß sie mich ins Operationszentrum trug, dann schwanden mir die Sinne erneut.
    Von dem Mastibekk merkte ich nichts mehr. Das aber war ganz anders, als ich nach der Operation wieder erwachte. Er hatte die Herrschaft über meinen Körper wieder übernommen.
    „Das war knapp", sagte er zu mir, als er merkte, daß auch ich wieder da war. „Der Roboter hat ein zerstörtes Organ ausgetauscht. Ich kann deinen Körper also weiterhin benutzen."
    „Darauf lege ich keinen Wert", antwortete ich zornig. Er lachte nur.
    „Wen interessiert das schon", bemerkte er. Dann griff er mich wütend an und drängte mich so weit zurück, daß ich schließlich nichts mehr wahrnahm. Erst Tage später konnte ich mich wieder etwas nach vorn arbeiten. Der Mastibekk hatte meinen Körper in die Zentrale gelenkt. Ich verspürte keine Schmerzen mehr und schloß daraus, daß die Wunde bereits gut verheilt war. Also mußte eine entsprechend große Anzahl von Tagen verstrichen sein.
    Der Fremde beachtete mich nicht. Es schien ihn nicht zu interessieren, daß ich auch noch da war und seine Gedanken und Gefühle verfolgen konnte.
    Er war voller Haß gegen die Bewohner dieser Galaxis, die er Kelosker nannte. Ich vermutete, daß er diesen Namen aus dem positronischen Translator entnommen hatte.
    Inzwischen wußte er, was mit der Besatzung der Schiffe passiert war, mit denen wir zusammengestoßen waren. Sie waren alle in das Schwarze Loch gestürzt, aus dem wir hervorgestoßen waren.
    Sie konnten es nicht überlebt haben. Er wußte also, daß sie sich in einer Notsituation befunden hatten. Dennoch haßte er sie.
    Zunächst konnte ich ihn nicht verstehen. Ich war versucht, ihn energisch anzugehen, um mir so die Antworten auf meine Fragen zu holen, verzichtete dann jedoch darauf, weil ich seinen Gegenangriff fürchtete. So fand ich erst allmählich heraus, wie er die Situation sah.
    Das Raumschiff, das offenbar weniger beschädigt worden war, als ich befürchtet hatte, näherte sich einem Sonnensystem mit einer großen, roten Sonne.
    Der Mastibekk plante, diesen Stern energetisch so zu beeinflussen, daß er zusammenbrechen und in das Schwarze Nichts stürzen mußte. Ich wußte nicht, wie er es machen wollte, erkannte aber, daß er seinen Plan tatsächlich verwirklichen konnte. Die Mastibekks waren Meister in der Energietechnik.
    Aber warum wollte er es tun? fragte ich mich immer wieder.
    Die Antwort war mir zunächst unverständlich.
    Das körperlose Wesen hatte Jahrtausende lang gekämpft, bis es ihm schließlich gelungen war, einen Körper - meinen - zu finden, in den es schlüpfen konnte. Ich erinnerte mich an die vielen Begegnungen, die ich mit dem Grünen gehabt hatte, und ich begriff.
    Endlich war es dem Mastibekk gelungen, die Fesseln zu sprengen, die er sich ursprünglich freiwillig auferlegt hatte. Doch kaum war er in eine fremde Galaxis vorgestoßen, die er voller Abenteuerdrang zu erforschen hoffte, als seine körperliche Existenz tödlich bedroht worden war. Es entsprach seiner Mentalität nicht, Schuld gegen Schuld abzuwägen oder an ein Zufallsereignis zu denken. Er gab den Keloskern die Schuld an der Kollision und der damit für ihn verbundenen Bedrohung. Und dafür wollte er sich grausam rächen!
    „Wahnsinn", sagte ich.
    Er ignorierte mich. Was ich auch sagte, er tat, als sei ich nicht vorhanden. Unbeirrt führte er das Raumschiff bis auf den zweiten Planeten der Sonne, eine heiße, unbelebte Welt, die auch nie bewohnt werden konnte. Der Raumer landete auf einem Bergrücken, der aus einem See flüssigen Metalls herausragte.
    Erst als alles vorbei war und das Raumschiff wieder startete, erfuhr ich, wie er seinen teuflischen Plan verwirklichen wollte.
    Er selbst gab mir Auskunft darüber. Er erlaubte meinem Bewußtsein, bis an die Oberfläche zu kommen. Ich lebte nahezu gleichberechtigt neben ihm.
    Auf dem Bildschirm konnte ich eine schimmernde Pyramide sehen, die auf dem Bergrücken stand.
    „Was ist das?" fragte ich betroffen.
    „Das ist eine besondere Form von Energieantenne", behauptete er. „Mit ihrer Hilfe werde ich der Sonne das Leben aussaugen."
    „Unmöglich", entgegnete ich.
    „Keineswegs, Olw", sagte er fast freundlichaftlich.

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