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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erreicht hatten. Die kleinen, teuflischen Geschöpfe schufen der Gestalt Platz, die sich ihm näherte.
    Er ahnte es. Er wollte es nicht glauben. Er hatte vor, seine Augen zu schließen, dennoch hielt er sie offen und starrte nach vorn, wo sich die Gestalt in der Dunkelheit wie ein wandelndes Gespenst allmählich abzeichnete.
    Ja, es stimmte.
    Sie war es!
    Obwohl die zahlreichen Schneeflocken einen wirbelnden Vorhang bildeten, erkannte er die schattenhafte Gestalt, die nicht einmal sehr forsch ging, sondern wie eine Person, die sich ihrer Sache mehr als sicher war. Sie wußte, was sie wollte, sie war die Herrin, die Königin der Zwerge, die ihr allein gehorchten.
    Er wischte über sein Gesicht.
    Wieder bohrte sich die Furcht wie ein Stachel in seinen Leib. Diesmal allerdings war es die Furcht vor dem Tode. Er hatte plötzlich Angst, daß es ihn endgültig erwischen konnte. Schreckliche Bilder standen vor seinen Augen und vermengten sich mit dem Anblick seiner herannahenden Tochter.
    Was wollte sie von ihm?
    Sollte er sie anbetteln, sie um Hilfe bitten? Sollte er ihr sagen, daß er doch ihr Vater war und sie auf keinen Fall auf der anderen Seite stehen konnte?
    Er wußte es nicht. Er wußte überhaupt nichts mehr, er kam sich wie gelähmt vor.
    Trudi blieb so dicht vor ihm stehen, daß er sie sehr deutlich erkennen konnte.
    Sie sagte nichts, aber sie war es, auch wenn sie sich verändert hatte. Jetzt trug sie ein langes Kleid, schon mehr ein Gewand, an das er sich nicht erinnern konnte. In ihrem Kleiderschrank hatte er es nie gesehen. Der Mann wunderte sich, welche Gedanken durch seinen Kopf schossen und ihn von seiner bedrohlichen Lage ablenkten.
    Hatte sie sich auch körperlich verändert?
    Sein Blick traf ihr Gesicht!
    Er schaute sie an, als wäre sie eine fremde Person, über die er sich noch erst klarwerden mußte. Da war ihr Gesicht mit den dunklen Pupillen, die noch nie zuvor so kalt und flach geblickt hatten wie in diesem unendlich langen Augenblick.
    Nein, so schaute keine Tochter ihren Vater an. Wie sie blickte, das erinnerte ihn mehr an eine Fremde, die auf einen Feind getroffen war, um ihn zu erledigen.
    Grausam…
    Der Bürgermeister wollte etwas sagen. Es war ihm immer leichtgefallen, Trudi anzusprechen. Jetzt aber versagte ihm die Stimme. Da brachte er nicht einmal ein Krächzen hervor. In seinem Kopf hämmerte es. Er spürte die Schmerzen wie Stiche. Es konnten auch Gedanken seiner Furcht sein, die sich auf diese Art und Weise bemerkbar machten. Er quälte sich. Die Frage konnte er nicht stellen.
    Warum sagte sie nichts? Weshalb sprach sie ihn nicht an. Er war ihr Vater, sie die Tochter, und sie wollte doch etwas von ihm. Nicht er von ihr.
    Nicht nur Karl Lechner blickte die für ihn fremd gewordene Person an, auch die Zwerge hatten ihre Köpfe zurückgelegt, damit sie in die Höhe schauen konnten. Sie wollten das Gesicht der Frau sehen und sich jeden noch so kleinen Ausdruck genau einprägen.
    Sie huldigten ihr, sie beteten sie förmlich an, und sie warteten auf ihr Zeichen.
    Obwohl sich Lechner im Ort auskannte, wußte er nicht, wo man ihn hingeschafft hatte. Er lag irgendwo, wahrscheinlich am Rand, jedenfalls unter freiem Himmel, der noch immer klar war und trotzdem seinen dünnen Schnee entließ.
    Diablita gab das Zeichen. Nur kurz hob sie den rechten Arm. Genau das reichte den Zwergen aus, darauf hatten sie gewartet, und sie handelten nicht mal eine Sekunde später.
    Sie bewegten ihre Hände.
    Jetzt sah Lechner wieder das Blinken zwischen den Fingern. Da schaute etwas hervor. Eine Spitze aus Stahl, und er dachte wieder an den alten Savini.
    Mein Gott, Trudi konnte doch nicht zulassen, daß er vor ihren Augen umgebracht wurde.
    Er wollte sich aufbäumen, er wollte wegrennen, er wollte seine Tochter bitten, es sich noch genau zu überlegen, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    Sie hatte ihr Zeichen gegeben.
    Und die Zwerge gehorchten, als Diener waren sie perfekt. Sechs Gnome bewegten ihre Arme synchron, hoben sie an, dann senkten sie die Hände und warfen die Pfeile.
    Sie trafen.
    Er schrie nicht einmal.
    Lechner zuckte nur zusammen, als er die Einstiche spürte. Wie grausame Stromstöße durchrasten sie seinen Körper. Sie töteten jede Reaktion und jeden Gedanken.
    Es war aus.
    Es war die Hölle, die ihre Schatten auf ihn warf und ihn dann brutal verschlang…
    ***
    Margot Lechner war aufgestanden. Sie stand vor mir wie eine lebensgroße Puppe, die aus dem Wasser gezogen war. Nur war sie nicht

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