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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestimmt nichts.« Jetzt schaute er auf seine Uhr. »Wolltest du nicht wissen, wie spät es ist, Sinclair?«
    »Ja.«
    »Mitternacht ist vorbei.«
    Ich nickte nur.
    »Und die Zwerge sind nicht da.« Er lachte und schaute seiner Frau nach, die wieder an ihren Platz am Tisch zurückging.
    Lechner hatte sich dabei extra bewegt. Das gab mir die Gelegenheit, an ihm vorbei und auf das Fenster zu schauen, durch das er einmal geblickt hatte.
    Hinter der Scheibe sah ich eine Bewegung.
    Ein Gesicht, ein Kopf…
    Der Zwerg war da!
    Der erste, und es würden weitere folgen, das stand für mich fest. Das Gesicht grinste in den Raum hinein. Ich hatte sogar das Gefühl, wilden Triumph in den Augen zu sehen. Bisher war ich der einzige von uns, der den Zwerg entdeckt hatte.
    Lechner mußte Bescheid wissen.
    »He, hinter Ihnen, am Fenster!«
    Er starrte mich an. »Wieso? Was…?«
    Da schrie seine Frau. Sie hatte mich ebenfalls gehört und auf das Ziel geschaut.
    »Ein Zwerg, mein Gott!« Sie kreischte die Worte.
    Jetzt wirbelte Karl Lechner herum. Er glotzte auf das Fenster, schrie einen Fluch und riß im nächsten Augenblick meine Beretta aus dem Hosengürtel.
    »Ich schieße dich zusammen!« brüllte er und drückte ab.
    Der Schuß klang in dem engen Raum wie eine Explosion. Da ich zum Ziel hin sehr günstig saß, konnte ich sehr gut erkennen, was dort geschah, und es kam mir vor, als würde alles in einem verlangsamten Tempo ablaufen.
    Nicht jeder hätte getroffen, bei Lechner war es entweder Glück oder Können.
    Die geweihte Berettakugel durchschoß die Scheibe. Sie zerriß das Fenster und erwischte das dahinterliegende Ziel. Wie ein Prankenschlag hieb sie in das Zentrum.
    Es war das Gesicht des Zwergs!
    Plötzlich spritzte es in der Masse auf. Wir hörten einen Schrei, der, zusammen mit der kalten Luft in den Raum drang. Für einen Moment tanzte das Gesicht noch nach rechts und links, dann war es mit einem plötzlichen Ruck verschwunden.
    Der Bürgermeister lachte geifernd auf. Er drehte sich herum, er starrte mich an, öffnete den Mund und geiferte mir die Worte entgegen. »Hast du gesehen, was ich mit den Zwergen mache? Hast du das erlebt, Bulle?«
    »Ja, aber…«
    »Kein Aber!« giftete er mich an. »Ich werde so weitermachen. Ich gehe nach draußen, und ich sage dir, daß ich es schaffen werde, und ich hole auch meine Tochter zurück!«
    Er schaute mich noch einmal flammend an und rannte auf die Tür zu. Er hörte nicht auf den Ruf seiner Frau, auch meine Warnung mißachtete er. Wie ein Sturmwind rannte er aus der Küche. Wir hörten seine schweren Schritte im kleinen Flur und anschließend das heftige Zuschlagen der Außentür.
    Für einen Moment lastete eine bedrückende Stille in der Küche.
    Dann stöhnte Margot auf. Sie erhob sich halb, ihre Hände zitterten, sie starrte auf die Reste des Fensters. Sie war völlig fertig, aber sie durfte jetzt nicht schlappmachen.
    Für mich war Margot Lechner jetzt die wichtigste Person. »Bitte, Frau Lechner, bitte…«
    Sie blickte mich an. Ihre Augen bewegten sich. Sie hatte Angst.
    »Kommen Sie her, Frau Lechner, kommen Sie!«
    »Und dann?«
    »Lösen Sie die Stricke!« rief ich. »Lösen Sie die Fesseln, wenn Sie Ihren Mann lebend wiedersehen wollen…«
    ***
    Der Bürgermeister war wie von Sinnen. Der erste schnelle Erfolg hatte ihm den Überblick geraubt.
    Die Realität und damit die Gefahr waren für ihn zurückgedrängt worden.
    Ein Zwerg existierte nicht mehr. Es war so einfach gewesen, so lächerlich simpel.
    Was interessierten ihn da noch der Bulle und Margot. Er würde es ihnen zeigen, allen würde er es beweisen und auch dafür sorgen, daß dieses Dorf wieder frei wurde.
    Er sah sich als Held, er dachte daran, daß sich seine Taten im ganzen Land herumsprechen würden, daß genau dieser Ort hier im Mittelpunkt stehen würde. Die Honoratioren würden kommen und ihm gratulieren, und sicherlich erschien auch der Landeshauptmann, um ihn zu beglückwünschen und einen Orden zu überreichen.
    Gut sah die Zukunft aus, sogar sehr gut…
    Er mußte nur noch die restlichen Zwerge finden, aber das sollte ihm keine Schwierigkeiten bereiten.
    Mochte die Brut auch noch so klein sein, er kannte sich in Glatsch besser aus. Es gab einfach keinen Winkel, wo sich die Zwerge verstecken konnten, ohne daß er sie gefunden hätte.
    Mit einer hastigen und wütenden Bewegung riß er die schwere Haustür auf.
    Sie wäre ihm beinahe noch gegen den Kopf gedröhnt, soviel Wucht hatte er hinter

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