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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diese Bewegung gelegt.
    Auf der obersten Treppenstufe blieb er stehen. Es wehte kein Schnee gegen ihn, dafür eine sehr kalte Luft, die nach Schnee roch und stark drückte.
    Lechner wohnte ziemlich zentral. Er schaute auf die andere Straßenseite, sah dort die dunkle Fensterfront eines kleinen Sportgeschäftes und dahinter den Kirchturm in die Höhe ragen.
    So wie der Turm einer Kirche fühlte auch er sich. So unerschütterlich, als ob ihn nichts aus der Bahn werfen konnte. Er würde jedem Sturm trotzen, auch wenn er noch so stark war.
    Mit einer wilden Kopfbewegung schleuderte er sein Haar zurück. Es war wieder zu lang gewachsen, er mußte es mal schneiden lassen. Das würde er am nächsten Tag erledigen, wenn alles vorbei war.
    Innerlich lachte er auf und wunderte sich zugleich darüber, mit welchen Gedanken er sich ausgerechnet jetzt beschäftigte, wo doch andere Dinge viel wichtiger für ihn waren.
    Die Laternen strahlten ein blaßbleiches Licht ab. Es legte einen Schleier über den dunklen Boden, der für den Bürgermeister so etwas wie ein bleicher Schatten aus dem Jenseits war und von keiner Bewegung unterbrochen wurde.
    Der Ort erstickte fast in dieser bedrückenden Stille. Da mußten bestimmt zahlreiche Zwerge unterwegs sein, in diesem Punkt hatte sich Sinclair bestimmt nicht geirrt, aber er hörte und sah nichts von ihnen. Sie blieben verschwunden, als hätte sie der Erdboden verschluckt.
    Und doch waren sie da…
    Den ersten Schritt ging er zögernd, als wollte er prüfen, ob die Stufe vor ihm glatt war. Sie war es nicht, er konnte weitergehen, doch wieder zögerte er.
    Ein Ruf war an seine Ohren gedrungen!
    Oder nur ein Geräusch?
    Lechner konzentrierte sich. Da sich das Geräusch nicht wiederholte, ging er weiter, leckte über seine kalten Lippen hinweg und merkte auch die Kälte auf dem Rücken.
    Eis schien dort eine zweite Haut gebildet zu haben. Auf dem Gehsteig blieb er stehen.
    Wieder vernahm er das Geräusch. Diesmal kratzte etwas, und es war über ihm aufgeklungen.
    Karl Lechner drehte sich um und hob den Kopf, damit er zum Rand des Dachs hochschauen konnte.
    Hockte dort einer dieser bösen Gnome?
    Er konnte nichts sehen. Das Dach war nur mehr eine dunkle, schräge Fläche, die sich hin bis zum First zog und eine leichte Schicht aus Eis zeigte, die in diesem ungewöhnlichen Licht ein graublaues Schimmern abgab.
    Das paßte ihm auch nicht.
    Überhaupt fühlte er sich nicht mehr wohl. Seine Euphorie war verraucht, er kam sich wie ein einsamer Westernheld vor, der jedoch eine gewisse Furcht in sich spürte.
    Er war allein, so verdammt allein. Als er vor seinem Haus stand, verstärkte sich das Gefühl noch mehr. Es ließ sich eben niemand blicken, der ihm hätte zur Seite stehen können.
    Alles war auch so still.
    Er schaute wieder nach vorn.
    Da sah er den Zwerg. Mit einer irren Geschwindigkeit huschte das kleine Wesen auf seinen krummen Beinen am Schaufenster entlang und verschwand durch einen Spalt zwischen zwei Häusern.
    Sie waren also doch da.
    Er würde sie fangen, er würde sich den Zwerg holen und ihn hier draußen, mitten auf der Straße, einfach erschießen. Eine Kugel in den dicken Schädel jagen, ihn zerplatzen sehen und darauf hoffen, daß es auch die Artgenossen des Kleinen mitbekamen.
    Ja, so und nicht anders!
    Etwas kratzte über ihm. Ein Schleifen sogar, und ein Kichern dazwischen. Auf der Stelle fuhr der Bürgermeister herum. Dabei riß er die Waffe hoch. In diesem Moment kam er sich wie ein Filmheld vor, der es allen zeigen würde und jede Schwierigkeit mit einem Hagel von Kugeln aus dem Weg räumte.
    Seine Träume zerplatzten spätestens in dem Augenblick, als etwas auf ihn zuraste. Der Schlag erwischte noch seinen Kopf. Lechner merkte nicht einmal, daß er den Finger krümmte und abzog. Der Schuß dröhnte, die Kugel fuhr irgendwohin.
    Da lag er schon längst auf dem Boden. Einer dieser häßlichen Zwerge hockte wie ein Klotz auf seinem rechten Arm und senkte den Kopf. Er biß blitzschnell in den Handballen des Mannes.
    Lechner konnte nicht anders. Er ließ die Waffe los.
    Ein klumpiger Fuß trat sie weg. Allerdings gehörte er nicht der Person, die auf seinem Arm hockte, ein weiterer Zwerg war bereits in seine Nähe gehuscht.
    Und auch ein dritter erschien, ein vierter ebenfalls, der fünfte war auch nicht weit.
    Lechner lag auf dem Rücken. Er war unfähig, etwas zu begreifen, obwohl er die Augen weit aufgerissen hatte. Angst peinigte ihn, sein Körper hatte sich versteift. Er

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