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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lechner weiterging.
    Des öfteren sprach sie dabei den Namen ihres Mannes aus, als hätte er ihr die Anordnungen gegeben. Möglicherweise wollte sie sich damit beruhigen.
    Ich lauschte natürlich auch nach draußen. An dem zerstörten Fenster hatte sich kein Gesicht mehr blicken lassen. Nur ging ich auch weiterhin davon aus, daß die Zwerge da waren. Der Bürgermeister hatte bestimmt nicht grundlos geschossen. Nur würden sie jetzt andere Pläne verfolgen.
    Die Stricke fielen.
    Zuletzt fielen die Reste zu Boden, die um meine Beine gewickelt worden waren.
    Endlich war ich frei!
    Himmel, was hatte mich dieser dumme Einfall des Bürgermeisters Zeit gekostet! Möglicherweise war bereits zuviel von dieser Zeit verstrichen, so daß ich das Nachsehen hatte.
    Ich stand auf - und brach in die Knie!
    Verdammt noch mal, da hatte ich mir einfach zu viel vorgenommen. Da machte der Kreislauf nicht mehr mit, so daß ich vor meinem Stuhl in die Knie sackte.
    Ich konnte mich aber wieder fangen und abstützen. Dann drückte ich mich in die Höhe.
    Jetzt klappte es besser.
    Tief atmete ich durch.
    In meinem Innern pulsierte das Blut. Es wurde zu einem gewaltigen Rauschen, das durch meinen Schädel toste, als wollte es den Kopf einfach zersprengen.
    Mit noch wackligen Schritten ging ich vor. Blei in den Beinen, Pudding in den Knien. Ich stützte mich neben der Tür ab und drehte den Kopf.
    Margot Lechner stand in der Küche und hatte wieder ihre starre Mondsuchthaltung eingenommen.
    Den rechten Arm hielt sie nach unten gestreckt, auch die Spitze der Klinge zeigte zu Boden. Dann bewies sie mir, daß sie doch etwas von den letzten Vorgängen mitbekommen hatte, denn sie flüsterte: »Holen Sie meinen Mann, Herr Sinclair. Holen Sie ihn her. Retten Sie ihn.«
    Verdammt, das wollte ich ja. Wenn der Begriff müder Krieger zutraf, dann auf mich.
    Ich lehnte noch immer am Pfosten und nickte Margot zu. Meine Beine brannten, die Arme ebenfalls. Dort rieselte das Blut durch die Adern und brachte den Druck auch bis hinein in die Finger.
    Wenn ich mich gegen die Zwerge verteidigen wollte, mußte ich besser in Form sein. Zudem fehlte mir die Beretta.
    Lange durfte ich trotzdem nicht warten. Ich stieß mich ab. Noch immer zitterten die Beine, aber ich ging weiter. Im kleinen Flur blieb ich für einen Moment stehen und drehte mich der Tür zu. Hier im Haus befand ich mich noch in relativer Sicherheit, draußen aber konnte die Hölle auf mich warten.
    Deshalb war ich so vorsichtig, als ich mit Zitterschritten auf den Ausgang zuschritt.
    Den Dolch hatte Lechner nicht gefunden. Er war nur auf die Beretta fixiert gewesen.
    Ich zerrte die Tür auf.
    Kälte wehte mir entgegen. Zudem rieselten feine Körner vom Himmel. Der Schneefall hatte jetzt auch das kleine Tal erreicht. Die Körner wehten gegen mein Gesicht, sie prallten und bissen gegen die Haut. Sehr rasch klebten sie auch in meinen Augenbrauen fest, und viel konnte ich nicht erkennen.
    Zwar brannte gegenüber eine Laterne, ich sah auch ein erleuchtetes Schaufenster und den weißen Floor auf der Fahrbahn, nur die Zwerge oder der Bürgermeister waren nicht zu sehen. Der Gehsteig vor mir war ebenso leer wie die Straße.
    Warum war er verschwunden? Wenn ja, wohin war er dann gegangen? Ich ging die glatten Stufen der kleinen Treppe hinab und blieb davor stehen.
    Wäre der Schnee schon vorher gefallen, hätte ich wenigstens Spuren entdecken können. Leider hatte die neue Schicht alles zugedeckt, und über dem Ort lag ein wilder Wirbel.
    Hoffentlich war es nur ein kurzer Schauer und schneite es sich nicht ein. Das wäre nicht gut gewesen, denn ich wollte ja auch noch hier wegkommen.
    Ich ging weiter.
    Es spielte keine Rolle, in welche Richtung ich mich wandte. Ich wollte eigentlich nur das Haus umrunden und nachschauen, was sich an der Rückseite abspielte.
    Ich dachte an den Schuß.
    Hätte die Kugel getroffen, so wären mir zumindest die Reste eines Zwergs aufgefallen, doch auch davon sah ich nichts.
    Der Wind blies nicht nur aus einer Richtung. Er wechselte ständig. Nur so war es zu erklären, daß mir der Schnee einmal ins Gesicht peitschte und dann wieder gegen den Rücken.
    Ich fand nichts.
    Ich hörte auch keine verräterischen Geräusche, nur der Schnee rieselte aus einem noch immer blanken Himmel und trommelte gegen meine Winterjacke mit dem Daunenfutter.
    Hinter dem Haus lag ein kleiner Garten. Schattenhaft hob sich der Umriß eines Jägerzauns ab.
    Dahinter standen einige Bänke, auch sie besaßen

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