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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erleichterung darüber überfiel mich wie eine warme Dusche. Er lebte, er hatte es geschafft, er war dieser verdammten Hölle entkommen.
    Auf meinem Gesicht ging für einen Moment die Sonne auf. Es war genau die Zeit, wo man einen kleinen Schluck vertragen konnte, denn die letzte Viertelstunde war mir auf den Magen geschlagen.
    Diesmal tat es der Whisky.
    Er wärmte mich durch. Ich schaute auf die Uhr. Mitternacht war vorbei, aber Müdigkeit spürte ich nicht. Dazu war ich einfach zu aufgeputscht. Für mich war diese Nacht noch nicht beendet.
    Ich kippte den Whisky weg und überlegte, ob ich bei Suko anrufen sollte. Nein, das brachte nichts.
    Er wußte ja, wo ich war. Wie ich ihn kannte, würde er den Weg zu uns finden.
    Das leere Glas stellte ich weg und verließ die Garderobe. Mit müden Schritten ging ich durch den schmalen Gang. Eine bedrückende, schon unnatürliche Stille umgab mich. Ich kam mir bedrängt und gleichzeitig eingeengt vor, wie von zahlreichen Augen aus dem Unsichtbaren hervor unter Kontrolle gehalten.
    Was war hier passiert?
    Welche Mächte und Kräfte hatte Hugo Westlake durch seine Schau freigesetzt? Wem war er dabei ins Gehege gekommen? Welcher Dämon lauerte im Hintergrund?
    Daß ich mir dieser Frage überhaupt stellte, bewies, wie sehr ich erst am Beginn des Falls stand. Ich hatte die Tür zum Grauen erst ein winziges Stück geöffnet. Um sie ganz aufstoßen zu können, bedurfte es noch weiterer Informationen.
    Luti saß auf der Bühne. Westlake stand neben ihm und starrte ins Leere. Er hob kaum den Kopf, als ich zu ihm kam und neben ihm stehenblieb. »Es ist nichts mehr passiert«, sagte er.
    »Ja, ich weiß.«
    »Haben Sie Erfolg gehabt?«
    Ich berichtete von meinem Anruf. Westlake atmete auf, dann nickte er. »Ihr Kollege lebt demnach.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Dann könnte er uns mehr sagen…?«
    »Ich hoffe es und erwarte auch, daß er sehr bald hier erscheint. Er weiß ja, wo er mich finden kann.«
    Der Illusionist wechselte das Thema. »Luti ist fertig. Er steht unter Schock und braucht dringend einen Arzt, der ihm eine Beruhigungsspritze gibt. Ist auch nicht jedermanns Sache, plötzlich einen Arm in der Hand zu halten.«
    »Wie kam es denn dazu?«
    »Er hat es mir erzählt.« Westlake räusperte sich. »Der ist ihm nicht in die Hand gefallen, er war nur plötzlich da. Wie aus der Luft, meinte Luti.«
    »Hat er was gehört?«
    Westlake nickte beinahe verlegen. »Das hat er. So eine seltsame Musik, ein hohles Pfeifen, als würde sich Luft in einer Trommel bewegen, die mit Löchern gespickt ist. Dann lag plötzlich der Arm neben ihm. Jeden trifft der Schock anders. Luti hat wohl im Reflex reagiert, sich gebückt und den Arm aufgehoben. Erst dann kam ihm zu Bewußtsein, was er da getan hat. Er rannte schreiend zu uns.«
    Ich wußte auch nicht mehr weiter, wollte aber keinen Arzt in der Nähe haben, denn nichts sollte an die Öffentlichkeit dringen. Das war einfach zu gefährlich, zu schlimm. Ich wollte von Westlake wissen, wie arg ihn der Schock erwischt hat.
    »Daran sterben wird er schon nicht.«
    »Gut, dann tun Sie uns beiden einen Gefallen. Helfen Sie Luti auf die Beine und bringen Sie ihn weg. Am besten ist es, wenn er in Ihrer Garderobe auf uns wartet.«
    »Mach' ich.«
    Ich war froh, daß Hugo Westlake nicht durchdrehte. Auf ihn baute ich einen Teil des Plans. Er war derjenige, der auch hypnotisieren konnte, und diese Tatsache spielte in meinen weiteren Plänen eine sehr große Rolle.
    Ich schaute zu, wie sich die beiden Männer von der Bühne entfernten. Westlake mußte Luti stützen, der irgend etwas sagte, was ich aber nicht verstehen konnte.
    Dann hörte ich ein Geräusch. Es klang aus dem breiten Zuschauerraum an meine Ohren. Sogar weit im Hintergrund. Jemand mußte dort eine Tür geöffnet haben.
    Ich hörte ein Husten, dann die Stimme meines Freundes Suko. »John, ein Glück, daß ich dich hier treffe.«
    Ich jubelte nicht laut, sondern innerlich. Es fiel mir eine Last von der Seele. In den letzten Minuten war ich bereit gewesen, mit dem Schlimmsten zu rechnen.
    Suko ließ sich Zeit. Nicht daß er erschöpft war, er kam mir vor, als würde er verfolgt und bewegte sich auch hier entsprechend vorsichtig. Immer wieder schaute er sich um, sein Blick glitt auch gegen die Decke des Theaters, die über ihm wie ein dunkles Meer lag.
    Ich erwartete ihn am linken Rand der Bühne und streckte ihm die Hand entgegen. Suko ließ sich hochhelfen und schlug mir auf die Schulter.

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