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0734 - Dem Wahnsinn nahe

0734 - Dem Wahnsinn nahe

Titel: 0734 - Dem Wahnsinn nahe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und seinem Patienten ein Verhältnis des Vertrauens entstehen muß. Nur so können wir es schaffen.«
    »Machen Sie es, Hugo.«
    »Danke.«
    Er trat zurück, blieb aber dicht neben meiner Liege stehen und schaute noch gegen die Scheinwerfer, als wollte er darüber nachdenken, ob sie auch richtig standen. So ganz schienen sie ihm nicht zu gefallen. Einige Male schüttelte er den Kopf, zwinkerte auch und meinte: »Vielleicht muß ich Sie gleich an einen anderen Ort rollen, John.«
    »Stört Sie das Licht?«
    »Es ist nicht optimal. Es blendet mich zwar nicht, aber es lenkt mich schon ab.«
    »Sie sind der Fachmann, Hugo.«
    Er lächelte und schnaufte durch die Nase. Dann schaute er auf seinen Kristall.
    Wieder funkelte er auf. Kaltes Feuer umfloß mich, huschte in Wirbeln über Kopf und Körper hinweg, hüllte mich ein, strahlte in meine Augen, die ich zusammenkniff. Der Stein kam mir viel größer vor. Er schien zu einem Fixstern geworden zu sein.
    Keiner von uns sprach. Es war wohl jeder dabei, sich zu konzentrieren, und auch ich versuchte, fremde Gedanken aus meinem Gehirn zu vertreiben. Sie sollten nicht mehr sein, sie sollten wegfließen und mich auf keinen Fall stören.
    Bis wir das Klirren hörten.
    Es war ein Geräusch, das überhaupt nicht auf diese Bühne paßte und dessen Ursprung wir uns zunächst auch nicht erklären konnten. Jedenfalls hatte es sich angehört, als wären Gläser zusammengestoßen oder etwas zerbrochen.
    »Bleib mal liegen, John!« hörte ich Sukos Stimme aus dem Hintergrund der Bühne.
    »Was ist denn?«
    »Weiß ich nicht, John.«
    Ich richtete mich auf, um einen besseren Überblick zu bekommen. Suko war zum Bühnenrand gegangen. Um da etwas sehen zu können, hatte er seine Taschenlampe eingeschaltet.
    Dann hörten wir ihn fluchen.
    »Was ist denn?«
    Er drehte sich um. Der Strahl zuckte über den Boden und drang auch in den Lichtkreis. »Verdammt noch mal, John, die Hand ist weg! Sie ist verschwunden…«
    ***
    Das war ein Ding.
    »Bist du sicher?« rief ich.
    »Ja.«
    »Unmöglich«, flüsterte Westlake. Er schaute mich an, weil er von mir eine Bestätigung haben wollte, die aber mußte ich mir verkneifen. Ich konnte weder zustimmen noch absagen. Außerdem war Suko ein Mensch, der bestimmt nicht übertrieb.
    Er suchte noch immer. Das Licht wanderte von links nach rechts über den Bühnenboden. Es schlug auch einen Bogen, als er gegen die ersten Reihen im Zuschauerraum leuchtete, doch auch dort nichts Verdächtiges mehr entdeckte.
    »Sie ist verschwunden!« wiederholte er und kam auf uns zu.
    »Wo war das Klirren?« fragte ich.
    Suko hob die Schultern.
    »Moment mal!« mischte sich Mister Mirakel ein. »Wir alle haben doch das Klirren gehört.«
    »Stimmt!« bestätigte ich.
    Er drehte sich um, den Zeigefinger gegen sein Kinn gedrückt. »Moment mal«, sagte er leise und überlegte weiter. »Ich habe doch die Gläser und die Flaschen abgestellt.«
    »Sicher!« rief Suko und startete bereits. »Wo haben Sie die hingestellt?«
    »Ich zeige es Ihnen.«
    Die beiden verschwanden im Hintergrund der Bühne. Ich blieb auf meinem Platz sitzen, weil ich einfach keine Lust hatte, bei ihnen zu sein. Ich dachte an die Hypnose, die vor mir lag und hatte den Eindruck, als wäre irgendeine Macht dabei, mich davon abzuhalten.
    Die beiden Männer suchten nahe der Inspizientengasse. »Hierher habe ich sie gestellt.« Westlakes Stimme klang laut.
    »Dann müßte sie ja da stehen.«
    »Da ist sie doch!«
    »Richtig.«
    Ich atmete aus, allerdings fühlte ich mich keinesfalls erleichtert, denn da war etwas, das mir überhaupt nicht in den Kram passen wollte. Es ging um das Verschwinden der Hand. Bis jetzt war sie für mich nicht mehr gewesen als ein totes Stück Holz. Ich war auch sicher, daß sie kein anderer weggenommen hatte, also mußte sie sich von allein bewegt haben. In ihr steckte Leben.
    Leben…
    Ich schüttelte mich, als ich daran dachte. Verdammt noch mal, das ging unter die Haut.
    Wieso Leben?
    Sie war tot, sie und der Arm waren abgerissen. Wir hatten sie uns angesehen, sie konnte sich nicht bewegen, und doch lag sie nicht mehr an ihrem Platz.
    Suko und Westlake kehrten zurück. Glücklich sahen beide nicht aus. Suko hob die Augenbrauen, als er mich fragte: »Hast du eine Idee, wo sie sein könnte?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Es hat sie aber keiner weggenommen«, sagte Hugo Westlake. »Wenigstens keiner von uns.«
    »Und ein anderer war auch nicht auf der Bühne«, fügte Suko

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