0735 - Die Armee aus dem Ghetto
Verhandlungsplatz unbemerkt im Auge behalten konnte ... da geschah, womit Bull schon seit einiger Zeit gerechnet hatte.
„Die Transmittertätigkeit der Aufständischen ist sofort einzustellen!" dröhnte die Stimme des feindlichen Befehlshabers aus dem Interkom. „Die Aktivierung der Transmitter stellte einen eindeutigen Fall von Präjudizierung der Verhandlungen dar!"
Reginald Bull antwortete erst auf die dritte Mahnung. Er sagte: „Ich habe mich niemand gegenüber verpflichtet, meine Transmitter nicht zu aktivieren. Was hier bei uns geschieht, geht Sie nichts an. Wenn Sie deswegen die Verhandlungen abbrechen wollen, brauchen Sie mir nur Bescheid zu sagen.
Danach haben die großen Städte der Erde genau noch zehn Minuten zu leben."
Darauf, gab es keinen Protest mehr.
Für Ranjit Singh war das alles wie im Traum. Er war nicht mehr Ranjit Singh, der schmächtige, feige Hasenfuß. Er war ein Kämpfer, ein Held! Er zitterte nicht einmal, als er hinter dem Strahlgeschütz kniete, dessen Energieanzeige in hellem, kräftigem Blau leuchtete, was auf einen beinahe vollen Speicher hinwies.
Von seinem Standort aus konnte er nur die Torbogenöffnung, nicht aber die Rückwand des nebenan liegenden Raums sehen.
Aber er hörte das Brodeln und Zischen der flüssigen Gesteinsmassen, er fühlte die Hitze, die beide Räume erfüllte, und er hörte das stetige Brausen der feindlichen Blaster. Als das Brausen plötzlich aufhörte, wußte er, daß der Augenblick der Entscheidung höchstens noch ein paar Minuten entfernt war.
Er horchte. Zunächst war da nur das Knistern des geschmolzenen Gesteins, das auf dem Boden Lachen gebildet hatte und nun erstarrte. Dann hörte er aus weiter Ferne Stimmen, und schließlich das Geräusch schwerer Schritte. Er versuchte, sich den Zustand der Wand auszumalen. Die Ränder der Öffnung, durch die der Feind zur Verfolgung ansetzte, waren gewiß noch kochend heiß. Wie zuvor würden die Aphiliker zuerst ihre Roboter vorschicken, denen die Hitze nicht soviel ausmachte.
Das war ihm recht. Es wäre ihm schwer gefallen, mit einem Strahlgeschütz auf Menschen zu schießen.
Die Schritte näherten sich, stetig, unbeirrbar. Roboter kannten keine Furcht. Sie hatten den Befehl erhalten, ihn zu fassen - vielleicht sogar, ihn zu töten. Und was man ihnen befohlen hatte, das würden sie tun. Ein Schatten erschien unter der Torbogenöffnung, der Umriß eines Roboters. Ranjit fand es beachtlich, wie rasch er herumwirbelte, als er die schwachen Streuimpulse registrierte, die von dem Ladegerät des Geschützes ausgingen.
Aber der schmächtige Mann hatte den Finger schon seit langem auf dem Auslöser. Ein gleißender heller Energiestrahl, dicker als der Oberschenkel eines ausgewachsenen Mannes, fauchte dem glücklosen Maschinenwesen entgegen. Der Roboter verging in einer donnernden Explosion. Aber schon drangen andere nach. Die Öffnung war so breit, daß der Energiestrahl sie nicht völlig abdeckte. Ranjit Singh handelte ohne bewußtes Denken, wie es ihm der Instinkt und der Reflex diktierten.
Undeutlich nahm er wahr, daß sein Geschütz selbst unter Feuer lag. Es wurde unerträglich heiß ringsum, aber noch deckte ihn der massive Geschützaufbau gegen die unmittelbare Einwirkung der feindlichen Salven.
Drüben explodierte ein Roboter nach dem ändern. Die Wand rings um den Torbogen hatte zu glühen begonnen. Ranjit schoß, auch wenn sich keiner der Ka-fünfer sehen ließ. Manchmal gaben sie ihm ein paar Sekunden Atempause, aber er nahm trotzdem den Finger nicht vom Auslöser. Er feuerte, als müsse er sterben, wenn der reißende, fauchende Energiestrahl auch nur ein einziges Mal abriß.
Da ... plötzlich ... sah er vier, fünf Roboter gleichzeitig an den glutflüssigen Rändern des Torbogens vorbeistürmen. Sie liefen im Zickzack, um ihm ein möglichst ungenaues Ziel zu bieten... in einem so unerhört schnellen Zickzack, wie ein Mensch ihn niemals zuwege bringen würde. Ranjit aber hielt sich mit dem Zielen erst gar nicht auf. Er sah die Roboter als eine sich bewegende Fläche, und mitten in diese Fläche hielt er hinein.
Eines der Maschinenwesen wurde erfaßt und explodierte, dann ein zweites...
Und dann geschah etwas, womit Ranjit Singh nicht gerechnet hatte. Drüben auf der anderen Seite des Raumes, lagen die Behälter aufgestapelt, von denen er nicht wußte, was sie enthielten. Der brausende Energiestrahl hatte einige davon erfaßt. Sie loderten hell auf. Als die zwei Roboter explodierten, kam einer
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