0735 - Die Teleporter
daß es mich beschützt hatte? Daß es dafür gesorgt hatte, daß ich wieder in meiner normalen Gestalt materialisierte und der Gegner gar nicht anderes konnte?
Es war eine Möglichkeit. Ob sie allerdings stimmte, würde sich noch herausstellen.
Das leise Knistern unterbrach meine Überlegungen. Da es über mir erklungen war, schaute ich automatisch hoch, und mein Blick traf dabei die Rillen des Lautsprechers.
Es war noch immer vorhanden, hörte sich allerdings jetzt stärker an, wahrscheinlich, weil sich jemand an der anderen Seite räusperte. Kurz darauf hörte ich die Stimme.
»Ich begrüße dich bei mir, John Sinclair. Sei herzlich willkommen, mein Freund…«
Ich schwieg, lauschte dem Klang der Stimme nach und fand heraus, daß ich sie nicht kannte. Aber es mußte der Sprecher gewesen sein, den ich schon einmal gehört hatte.
»Wer sind Sie?« fragte ich.
Er lachte leise. Die Töne drangen hämisch in meine Zelle. »In Indien haben mich die Menschen den Mann mit dem kalten Gesicht genannt. Aber dir sage ich etwas anderes. Für dich, Sinclair, bin ich das Ende, da bin ich der Tod…«
***
Suko hatte es auf der Bühne nicht mehr ausgehalten und erwartete Sir James am Eingang. Er hatte einen Keil gefunden und damit die Hintertür festgeklemmt. Er brauchte einfach frische Luft, und er mußte sich davon überzeugen, daß es noch eine Welt hinter der des Theaters gab, auch wenn sie nicht heil war, aber doch noch immer besser als die andere auf der Bühne.
Die Luft war kalt geworden. Die Temperatur fiel. Wolken zeichneten sich nicht mehr am Himmel ab. Dafür der Mond, ein fast voller Ball, der wie gestrichen wirkte.
Als er ihn anschaute, dachte er wieder an seinen Freund John Sinclair. Die anderen Kräfte machten es möglich, ihn wegzutransportieren. Sie lösten ihn auf, um ihn an einem anderen Ort wieder entstehen zu lassen. Suko fragte sich, ob das unbedingt die Erde sein mußte und John sich nicht auch auf dem Mond oder einem anderen Planeten materialisierte. Möglicherweise sogar in der Zukunft oder auch in der Vergangenheit, denn die Zeit war dabei nicht mehr mit normalen Maßstäben zu messen.
Vor ihm lag kein Hinterhof, sondern ein offenes Grundstück, befahrbar von einer Seite, die dem Haupteingang des Theaters gegenüberlag. So konnten auch größere Fahrzeuge ohne Schwierigkeiten bis dicht an den Bau heranfahren, wo sie entladen wurden.
Die Nacht war ziemlich ruhig.
Natürlich kehrte in London nie die absolute Ruhe ein, aber der schrille Verkehr würde erst in einigen Stunden beginnen. Zu dieser Zeit atmete der Moloch aus und holte gleichzeitig tief Luft, um für den folgenden Tag gewappnet zu sein.
Suko schaute seinem Atem nach, der vor den Lippen zerflatterte. Er hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben. Nach der warmen Luft im Theater empfand er die Minustemperaturen wie einen Käfig aus Eis, den jemand über ihn gestülpt hatte.
Sterne funkelten. Irgendwo in der Ferne wimmerte eine Polizeisirene. Hunde bellten in der Nachbarschaft. Dann wurde es wieder still.
Suko ging einige Schritte. Er hatte das Gefühl, sonst auf der Stelle festzufrieren. Aus der offenen Hintertür schwebte der Lichtschein ins Freie.
Nichts bewegte sich in Sukos Nähe. Bis jetzt jedenfalls nicht. Deshalb fiel ihm sofort der Schatten auf, der nicht weit von ihm entfernt durch die Luft segelte.
Er schaute hin - und dachte sofort an die Szene im Hinterhof des Hotels.
Dort hatte er ebenfalls einen großen Schatten gesehen und ihn schließlich als Fledermaus identifiziert.
Eine Fledermaus deutete auf Vampire hin. Aber was hatten die Blutsauger mit Vorgängen wie dem Teleporting zu tun? Das paßte einfach nicht zusammen.
Suko hatte keine Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen, weil er von den Ereignissen buchstäblich überrollt worden war. Jetzt aber wurde er daran wieder erinnert, denn der Schatten in der Luft zeichnete sich auch mit zuckenden und zackigen Bewegungen auf dem nachtschwarzen Untergrund ab.
Er schaute hoch.
Der Schatten war da.
Aber er segelte weiter, kam ihm vor wie ein großes Tuch, das an den Seiten bestimmte Einschnitte zeigte. Er sah den kleinen Kopf zwischen den Schwingen und die glühenden roten Augen.
Er griff zur Waffe. In der Beretta steckten geweihte Silberkugeln. Sie würden einem Vampir den Garaus machen, doch Suko war zu langsam. Er sah kein Ziel mehr. Die riesige Fledermaus hatte es vorgezogen, in die Finsternis der Nacht einzutauchen und somit zu
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