0737 - Asha Devis Höllenfahrt
geblieben. In ihrer ganzen Kindheit hatte es eigentlich nur einen Lichtblick gegeben. Eine Gestalt, der sie sich anvertrauen konnte und die sie verstand.
Und das war eben Kiri gewesen, Ashas Stoffaffe.
»Möchtest du wieder mit deinem Schmusetier spielen?«, ertönte nun die grässliche Stimme von Ravana. »Du musst nur den Göttern abschwören, Asha Devi. Und schon wird dein Kiri wieder so aussehen, wie du ihn liebst. Bist du sicher, dass du nicht deinen kleinen Gefährten zurückhaben willst?«
»Ja, ich bin sicher!«, schrie Asha Devi unter Tränen. »Du wirst nicht erleben, dass ich den Göttern abschwöre! Die Götter lieben mich!«
»Arme Asha!«, sagte der Dämonenfürst ironisch. »Dann müssen die Dinge ihren Lauf nehmen…«
Der Boden bebte, als die Affenbestie sich auf die Inspectorin zubewegte. Wie gelähmt stand Asha Devi da. Sie war unfähig, sich zu verteidigen. Erinnerungen aus ihrer Kindheit überwältigen sie. Es waren schöne Erinnerungen. Doch gerade, weil sie so schön waren, schmerzten sie hier in der Hölle schlimmer als die gemeinsten Waffen.
Kiri, das Schmusetier, hatte der kleinen Asha Trost gespendet. Damals, als sie darüber hinwegkommen musste, dass ihr Vater sie den Göttern opfern wollte…
Doch nun ragte Kiri wie ein Felsen vor Asha Devi auf. Er war auf Armeslänge herangekommen. Die Inspectorin zitterte am ganzen Leib. Ihren Säbel hielt sie immer noch umklammert. Aber sie war unfähig, ihre Waffe gegen die Affenbestie zu erheben.
Es war wie eine Sperre in ihrem Unterbewusstsein.
Vom Verstand her wusste Asha Devi genau, dass dieser Kiri nur eine Ausgeburt höllischer Grausamkeit war. Und dass sie sich selbst keinen größeren Gefallen tun konnte, als ihn in Stücke zu schlagen.
Aber so funktionierten die Dinge nicht. Ihre Seele schrie nach Kiri. Die Kinderseele brauchte den Trost des Schmusetiers. Und darum konnte sie sich jetzt auch nicht wehren, als das Monstrum sie mit seiner rechten Pranke packte.
Kiri hob die Inspectorin hoch in die Luft.
Und dann schmetterte er sie mit voller Kraft in den Sand der Arena!
Asha schrie vor Schmerzen, obwohl sie es nicht wollte. Ihr Pseudokörper wurde so durchgeschüttelt, als ob er wirklich wäre. Und es tat auch genauso weh wie bei ihrem richtigen Leib, der bereits tot war…
Die Polizistin versuchte sich aufzurichten. Doch ein stechender Schmerz in ihren Lungen machte ihr dieses Vorhaben unmöglich. Eine Rippe musste gebrochen sein, wahrscheinlich mehrere.
Kiri stieß einen widerwärtigen Triumphschrei aus. Er drehte sich um und kam erneut auf Asha Devi zu.
Die Inspectorin musste sich eingestehen, dass sie hilflos war - ein entsetzliches Gefühl. Sie konnte diese Höllenbestie nicht überwinden. Nicht allein.
Asha Devi legte den Säbel zur Seite. Stattdessen faltete sie die Hände vor der Brust.
»Ihr mächtigen Götter auf dem Berge Meru! Eure treue Dienerin Asha Devi fleht euch an - helft mir! Ich gestehe meine Schande ein. Ich bin unfähig, mich zu verteidigen. Ich bin so allein in diesen Höllenschlünden. O Brahma, o Shiva, o Krischna, o Durga - ich bitte euch untertänigst um Hilfe, Hilfe, Hilfe…«
Verängstigt war die Kinderseele der Erinnerung. Inbrünstig betete die Polizistin, während die Affenbestie unbeeindruckt auf sie zustapfte.
Doch plötzlich gab es einen lauten Knall. Die faulige Luft über dem Kampfplatz begann zu flimmern. Unwillkürlich hielt Kiri inne. Sogar das Monster spürte, dass nun etwas Wichtiges geschehen würde.
Aus dem Nichts wurde ein Mann mit einem Dreizack in die Arena geschleudert. Asha Devi riss die Augen auf.
Sie erkannte Zamorra sofort!
***
Der Dämonenjäger erkannte die Lage mit einem Blick.
Shiva hatte Zamorra durch Dimensionen des Schreckens geleitet, an die sich der Dämonenjäger nur noch bruchstückhaft erinnern konnte. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Aber immerhin hatte er den Dimensionssprung gut überstanden.
Das war auch notwendig, denn Asha Devi brauchte offenbar dringend seine Hilfe. Die Inspectorin kauerte im Sand einer Kampfarena, die mit goldenen Mauern eingefasst war. Und ein höllisches Untier, das einem tollwütigen Affen glich, griff sie an!
Zamorra hielt Shivas Dreizack mit beiden Händen umklammert. Er musste darauf vertrauen, dass die ungewohnte Waffe ihren Dienst tat.
Der Dämonenjäger richtete die Spitzen auf die Affenbestie, wollte ihr den Trisula in die Brust rammen.
Doch der Dreizack schien offenbar seine eigenen Vorstellungen von einem Kampf
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