0737 - Asha Devis Höllenfahrt
du auch gestorben, Zamorra?«
Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf.
»Aber… aber was machst du dann in den Höllenabgründen?«
Asha Devi hatte sich von Zamorra gelöst und wischte sich die Tränen mit der flachen Hand aus ihrem Gesicht. Sie trug nur einen knappen BH und eine knielange, hautenge Hose. Darin konnte sich kein Taschentuch verbergen.
Zamorra griff in die Jackentasche und gab ihr sein eigenes. Er trug immer noch seinen weißen Anzug mit dem roten Hemd. Der Dämonenjäger kam sich selbst ziemlich unwirklich vor in dieser Albtraumatmosphäre um ihn herum. Aber andererseits - in den Höllenabgründen war selbst das Undenkbare normale Wirklichkeit.
Und wenn sich diese Hindu-Hölle auch von den Schwefelklüften der Schwarzen Familie des Kaisers LUZIFER unterschied, die Zamorra geläufig waren, so hatten beide Orte doch eine wichtige Gemeinsamkeit.
Die starke Ausstrahlung des absolut Bösen…
»Shiva hat mich gebeten, dir zu helfen«, begann Zamorra.
Doch Asha Devi fiel ihm rüde ins Wort. »Was soll das heißen? Ich brauche keine Hilfe!«
So aggressiv, wie sie die Worte hervorstieß, war sie schon wieder ganz die Asha Devi, die Zamorra kannte. Trotzdem ärgerte er sich nicht über ihre undankbare Reaktion.
Zamorra verstand, dass es der Inspectorin unendlich peinlich sein musste, dass er Asha Devi so hilflos erlebt hatte. Mit ihrer üblichen raubeinigen Art versuchte sie offenbar, diesen Moment der Schwäche zu überspielen.
»Was hast du überhaupt mit Shiva zu schaffen?«, blaffte die Inspectorin. »Shiva ist ein indischer Gott! Und du bist noch nicht einmal Inder!«
Zamorras Mundwinkel zuckten. So, wie Asha Devi sich aufregte, konnte er sie unmöglich ernst nehmen.
»Ich kann ja wieder gehen!«, meinte er und hob die Schultern.
»Reisende soll man nicht aufhalten! Ich komme sehr gut alleine zurecht, Zamorra!«
Für einen Moment standen sich die Inderin und der Dämonenjäger gegenüber. Sie schwiegen und starrten sich gegenseitig an. Es geschah nichts.
Zamorra blickte auf seine Armbanduhr. Sie war stehen geblieben -in der Hölle gingen die Uhren anders.
»Ich würde ja abhauen, aber ich weiß nicht, wie. Shiva hat mich hierher geschafft, damit ich dir helfe. Ich werde wohl hier bleiben müssen, bis er mich wieder abholt. Oder weißt du, wie man allein aus der Hölle wieder rauskommt?«
Die Inspectorin senkte ihren Blick auf den Boden der Arena.
»Es tut mir Leid, Zamorra«, flüsterte sie fast unhörbar. »Ich war wohl eben etwas unbeherrscht. Jedenfalls hast du deine Aufgabe gut gelöst. Dieses Affenmonster… Es hat bei mir ein paar Erinnerungen geweckt. An meine Kindheit…«
Zamorra nickte. Ihm war klar, dass er soeben das Äußerste an Entschuldigung und Erklärung gehört hatte, was er von Asha Devi erwarten konnte.
Nach dem, was er bereits wusste, war die Inspectorin gewiss kein glückliches Kind gewesen. Zamorra wollte nicht nachbohren, was es mit dem Dämonenaffen auf sich hatte. Die Bestie war vernichtet, und das war alles, was für den Moment zählte.
Immerhin schien sich Asha Devi inzwischen halbwegs beruhigt zu haben.
Jedenfalls für ihre Verhältnisse…
»Würde mich schon interessieren, unter welchen Umständen du hierher gekommen bist, Zamorra«, wollte die Inspectorin der Demon Police wissen.
Der Dämonenjäger berichtete davon, wie sich Shiva in dem Hotelzimmer materialisiert hatte. Und er erzählte auch, zu welchem Zweck die Inspectorin in die Höllenschlünde hinabgestoßen worden war.
Asha Devis Gestalt straffte sich. Ihre Augen blitzten kampflustig. Zamorras Worte waren offenbar Balsam für ihre Seele.
»Brahma hat mich also hierher schaffen lassen, damit er meine Treue prüfen kann? Sehr gut! Ich bin froh, wenn ich Gelegenheit bekomme, den Göttern zu beweisen, dass ich ihre Liebe auch verdiene!«
Liebe kann man sich nicht durch Leistung verdienen, dachte Zamorra. Aber er zog es vor, den Mund zu halten. Stattdessen freute er sich darüber, dass die völlig am Boden zerstörte Asha Devi wieder Lebensmut schöpfte.
Was bei einer Toten allerdings merkwürdig war…
»Diese Dämonenbrut hat mich in Versuchung geführt!«, knurrte die Inspectorin. »Die Rakshasas haben mir sonst was versprochen, damit ich den Göttern abschwöre! Aber ich bin natürlich hart geblieben! Ich…«
Ein grausames Gelächter schnitt ihr das Wort ab.
Zamorra wirbelte herum. Erst jetzt bemerkte er einen riesigen vielköpfigen Dämon, der auf einem Steinthron saß und in jeder
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