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0739 - Teufelsträume

0739 - Teufelsträume

Titel: 0739 - Teufelsträume
Autoren: Jason Dark
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können, was sich dort tat.
    Ihr gehörten und gehorchten die Augen. Sie hatte den alten Dämon voll übernommen. Es war diesmal zu einer indirekten Opferung gekommen, doch sie profitierte davon.
    Während sie auf Garsdale Head zuschritt, nahm sie wahr, was sich im Ort abspielte. Kraft ihrer Gedanken waren zahlreiche Augen entstanden, die auch wanderten. Sie ließ sich dank ihrer neuen Kraft an bestimmten Stellen in Garsdale Head entstehen, sie suchte, sie forschte, sie schaute nach, sie wußte Bescheid, und sie schaffte es plötzlich auch, in den biologischen Mechanismus eines Tieres einzudringen. In diesem Fall war es eine Katze, die sehr gut im Dunkeln sehen konnte und Rita die entsprechenden Bilder übermittelte.
    Zum erstenmal sah sie den Ort aus der Perspektive von Katzen, die sich dicht über dem Boden bewegten. Das Tier durchdrang starres Buschwerk, es huschte um Ecken herum, es tauchte in schattige Winkel ein, es kratzte mit seinen Pfoten an der Eiskruste oder wirbelte kleine Schneewolken auf, es huschte in tiefschwarze Gassen oder strich an den Wänden der Häuser entlang, in denen sich die Menschen versteckten, vor Angst zitterten und nicht ahnten, daß noch etwas viel Schrecklicheres auf sie zukam.
    Rita schickte die Katze weiter. Die Verbindung zwischen ihr und dem Tier war dermaßen stark, daß sie sich manchmal fragte, ob sie nicht ein Teil von ihr selbst war.
    Sie fühlte wie sie, sie schaute durch ihre Augen, und sie merkte auch deren Trieb nach Beute. Es war wie Hunger, der auch sie überfallen hatte. Durch ihre Lippen drang die Zungenspitze und umwanderte den Mund.
    Beute… vielleicht…
    Sie bewegte sich weiter. So sicher über das harte Eis und den Schnee hinweg, als hätte sie keine Füße mehr, sondern Krallen, die sich auf der harten Fläche festhakten und ihr die entsprechende Sicherheit übermittelten.
    Hunger!
    Beute!
    Ein Schacht erschien. Nur ein Rohr, das aus dem Boden ragte. Es gehörte zu einer Anlage, die irgendwie fertiggestellt worden war und jetzt als kleine Bauruine unter der blaßbleichen Totendecke des gefallenen Schnees lag.
    Die Katze glitt auf die Öffnung zu. Mit ihren feinen Sinnen hatte sie eine bestimmte Witterung aufgenommen.
    Die Kälte war so stark, daß sich bestimmte Tierarten verkrochen hatten. Sie wollte nicht mehr raus, nur, wenn es unbedingt nötig war.
    Sie blieb vor der Öffnung sitzen.
    Auch Rita blieb stehen.
    Sie konnte nicht mehr weiter durch den Wald gehen. Die Erregung des Tieres hatte sich auch auf sie übertragen. Da sie mit den Augen der Katze sah, spürte sie den gleichen Trieb in sich und merkte auch, daß die Beute ahnungslos war.
    Sie hockte in diesem Rohr.
    Gar nicht mal weit entfernt.
    Sie war hungrig.
    Sie wollte Fleisch und Blut schmecken, wie es nun einmal die Natur einer Ratte war.
    Die Katze hatte sich so klein wie möglich gemacht und auf den Boden gepreßt. Auf ihrem Bauch wuchs das Fell nicht so dicht, die Kälte des Eises drang hindurch, und selbst Rita schauderte zusammen, so sehr »litt« sie mit.
    Die Katze zeigte Geduld.
    Ihre feinen Ohren hatten längst das Kratzen der Rattenfüße mitbekommen, als sich das Tier an der Innenwand des Rohres weiter und in die Höhe bewegte.
    Bald würde ihre Schnauze erscheinen, die kleinen Augen ebenfalls, sie würde die nähere Umgebung nach einer Gefahrenquelle hin absuchen und keine finden, denn die Katze hatte sich hinter einen Stein geduckt, der eine Haube aus Eis bekommen hatte.
    Die Ratte erschien.
    Der vierbeinige Jäger verhielt sich ruhig. Er verließ sich ausschließlich auf seine Ohren, was auch Rita mitbekam, denn sie vernahm ebenfalls jedes Geräusch.
    Die Ratte hatte das Versteck noch nicht verlassen. Ihr Mißtrauen war längst nicht verschwunden, doch der Hunger war stärker. Sie mußte etwas finden, sie würde durch das Dorf eilen und sich in den Keller schleichen, um dort die Vorräte anzunagen.
    Mit einem Satz sprang sie vom Rand des Rohres nach unten. Das genau war ihr Fehler.
    In Rita schoß es hoch wie ein Flamme. Es war der Moment, als die Katze startete. Der Jagdtrieb war ungeheuer geworden, er ließ sich nicht mehr stoppen, sie schnellte vor, genau in den Rücken der wesentlich kleineren Ratte hinein, die zwar die Gefahr bemerkte, auch herumwirbelte, aber nicht schnell genug war, um dem Biß zu entgehen.
    Rita schloß die Augen, als sie das Knacken hörte, mit dem die Knochen der Ratte brachen. Sie sah trotzdem, und es geschah noch mehr. Sie spürte, wie die Katze die Ratte
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