0739 - Varneys Rache
unter der Bank.«
»Hat der Glatzkopf Verdacht geschöpft?«
»Ich glaube nicht.«
Nicole konnte nicht ahnen, dass Kanopke gleich nachdem sie gegangen war zum Telefonhörer gegriffen und den Sicherheitsdienst verlangt hatte.
***
Die Stadt pulsierte, wie sie es immer getan hatte. So, als hätte hier nie ein Weltkrieg sein Ende gefunden. Varney stand auf dem Dach des neuen Sorry-Gebäudes und blickte auf das neue Berlin. Wenige Meter neben ihm lauschte Christine dem Gesang des Windes. Jakob war in ihrem Versteck geblieben. Er traf die letzten Vorbereitungen für die Schlacht.
Von seiner Position aus konnte Varney den gesamten neu gestalteten Potsdamer Platz überblicken, mit seinen riesigen Einkaufskomplexen und den unzähligen Kinos und Cafés. Fasziniert betrachtete der Vampir den nicht abreißenden Strom der Touristen und Amüsierwilligen.
Nicht zu glauben, dass dies einmal das Herz der Bestie war, dachte er.
Varney hatte Berlin immer gemocht, obwohl es nie so offen, so weltstädtisch wie Paris gewesen war. Hier hatte es neben den Freigeistern und Künstlern, die sich im Romanischen Café oder im Café Größenwahn getroffen hatten, immer einen preußischen, militaristischen Geist gegeben, den er zutiefst verabscheute.
Jetzt war davon nichts mehr zu spüren. Das neue Berlin war friedlich, weltoffen und zivil. Zumindest an der Oberfläche. Denn im Verborgenen existierte die Bestie weiter. Und sie war grauenvoller und gefährlicher als je zuvor.
Mit plötzlich aufkeimender Wut dachte der Vampir an diesen bornierten Dämonenjäger. Zamorra verkannte, wo die wahre Gefahr lag. Sah er nicht, dass sie nur zusammen eine Chance hatten, die Bestie endgültig zu vernichten? Aber er würde an Zamorras Seite kämpfen. Ob der wollte oder nicht.
Abrupt wandte sich Varney von der Dachkante ab. Er rief Christine.
Es war Zeit zu handeln!
***
Die beiden Franzosen hatte sich in einem billigen Hotel in Charlottenburg eingemietet. Der Service war mehr als mies, dafür stellte niemand lästige Fragen. Tatsächlich wurden sie vom Personal überhaupt nicht beachtet. Und das war gut so, denn sie planten einen Bankeinbruch.
Sie hatten das Gebäude ausgekundschaftet und mehrere Seiteneingänge entdeckt. Die waren vermutlich gut bewacht, aber wenn Steinbrenner sie nicht auf Diät gesetzt hatte, mussten die Vampire nachts raus, um sich Nahrung zu besorgen. Das wäre der ideale Moment für einen Überraschungsangriff.
Auf Varney würden sie dann vermutlich irgendwann ganz von selbst stoßen.
Zamorra sah auf die Uhr. Es war kurz nach drei. Vor Sonnenuntergang wollten sie Stellung beziehen. Alle nötigen Vorbereitungen waren erledigt. Jetzt wollte er sich noch ein wenig entspannen.
Plötzlich hielt Zamorra inne.
»Psst!«
Nicole, die lesend auf dem Bett lag, sah ihn fragend an, sagte aber nichts. Zamorra löste seinen Blaster von der Metallplatte am Gürtel. Er hatte etwas gehört. Vor der Tür!
Eigentlich sollten sie bis zum Einbruch der Dunkelheit sicher sein. Auch das Amulett signalisierte keine Gefahr, aber Zamorra ging auf Nummer sicher. Er wollte sich nicht wieder überrumpeln lassen.
Mit einem Seitenblick registrierte er, dass Nicole das Buch weggelegt und ebenfalls ihre Waffe gezogen hatte. Mit den Händen signalisierte er ihr, ihm Deckung zu geben. Dann trat er seitlich an die Tür und riss sie auf.
In diesem Moment zerbarst die Fensterscheibe. Zamorra wirbelte herum und wurde völlig überrascht, als die Tür von außen weiter aufgestoßen wurde. Auf dem Flur erklangen spitze Schreie. Unzählige Gestalten drangen in das Hotelzimmer ein, doch es waren keine Vampire, sondern in schwarzes Leder gekleidete junge Männer mit wutverzerrten Gesichtern.
»Verdammt!«, fluchte Zamorra. Menschen waren zwar nicht annähernd so gefährlich wie Blutsauger, aber sie konnten auch nicht so rücksichtslos gegen sie vorgehen. Der Dämonenjäger stellte den Blaster auf Betäubung und feuerte. Blaue, sich verästelnde Blitze durchzuckten den Raum. Die getroffenen Gegner fielen besinnungslos zu Boden, aber es kamen immer neue nach.
»Hier muss irgendwo ein Nest sein«, sagte Nicole angespannt. Sie stand mit Zamorra Rücken an Rücken und feuerte Richtung Fenster, während Zamorra sich auf die Tür konzentrierte. Bewaffnet waren die Eindringlinge mit Knüppelii und Totschlägern, die sie rücksichtslos einsetzten.
»Wir müssen hier raus!«, rief Zamorra. »Es sind zu viele.«
»Leicht gesagt«, gab Nicole zurück. Inzwischen mussten
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