0739 - Varneys Rache
über zwei Dutzend der stiernackigen Schläger durch Tür und Fenster eingedrungen sein. Wie Maschinen rückten sie ohne Rücksicht auf eigene Verluste vor. Die Hinteren benutzten die Vorderen als Schutzschild.
Kanonenfutter, dachte Zamorra. Es finden sich immer wieder Idioten, die sich bereitwillig verheizen lassen.
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ihn etwas schweres brutal am Kopf traf. Zamorra sah noch, wie sich gleich drei der Ledertypen auf Nicole stürzten. Dann verlor er das Bewusstsein…
***
Mario war schlecht gelaunt. Der stämmige 21-jährige bewachte einen der Seitenausgänge der Berliner Privatbank. Der Meister hatte eine Verstärkung der Wachen angeordnet. Selbst die nächtlichen Jagdausflüge waren deshalb eingeschränkt worden. Für Mario bedeutete das vor allem endlose Langeweile. Und das schon seit Tagen.
Zur Tarnung trug er die Uniform eines Wachdienstes, genauso wie sein Kamerad Ulf, der sich gerade seine x-te Zigarette anzündete. In der Dunkelheit verborgen lauerte noch ein Vampir, doch das trug nicht gerade zu Marios Wohlbefinden bei. Wer wusste, ob der verdammte Blutsauger nicht über ihn herfiel, wenn er nicht mehr jagen gehen durfte?
Nur ein Wahnsinniger würde es wagen, das Hauptquartier anzugreifen, dachte Mario. So jemand wie dieser bekloppte Professor.
Er ärgerte sich maßlos darüber, dass er nicht dabei gewesen war, als seine Kameraden den Franzosen und seine Schlampe aufgemischt hatten. Das war wenigstens Action. Sicher, ein paar seiner Kollegen waren von den beiden erledigt worden, aber sie hatten alle überlebt.
Was man von den beiden Gefangenen am Ende dieser Nacht wohl nicht mehr sagen können würde.
Mario kicherte in sich hinein, als ihn ein gurgelndes Geräusch aufschreckte. Es war Ulf. Eine furchtbar entstellte Gestalt hockte auf ihm und zerriss ihm die Kehle. Im selben Moment wurde Mario selbst in die Luft gerissen. Die Pistole, die er gerade gezogen hatte, ließ er vor Schreck fallen. Während er von mächtigen Händen auf einen Mauervorsprung gezogen wurde, sah er, wie ein Vampir aus seinem Versteck im Gebüsch taumelte. Aus seiner Brust ragte ein Pflock! Es war der Vampir, der mit Wache geschoben hatte. Dann tauchte unvermittelt ein Gesicht vor ihm auf.
Es war ein Vampir. Aber keiner, den er kannte!
»Hallo Süßer«, sagte Christine.
Es war das Letzte, was Mario in seinem Leben hörte.
***
Als Zamorra erwachte, blickte er in die verzerrte Fratze eines Vampirs. Angewidert verzog er das Gesicht, als ihm der Verwesungsatem entgegenschlug. Er wusste sofort, wen er vor sich hatte.
»Steinbrenner!«
»Der große Professor Zamorra. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich unsere Wege kreuzen würden.«
Die Stimme triefte vor Hohn und Mordlust.
Zamorra versuchte sich zu bewegen - vergeblich.
Er war an Armen und Beinen an eine Art Pfahl gefesselt. Sein Kopf schmerzte höllisch, ansonsten war aber noch alles intakt. Das Amulett spürte er nicht mehr auf seiner Brust. Der Meister des Übersinnlichen konnte Merlins Stern jederzeit rufen, doch vorerst verzichtete er darauf. Er wollte zunächst die Lage genau sondieren und die Chancen abschätzen, bevor er zuschlug.
Langsam drehte Zamorra den Kopf. Er befand sich in einem riesigen, palastartigen Gewölbe. Der Keller der Bank, vermutete er. Hunderte von Kerzen beleuchteten den Raum und gaben ihm einen fast sakralen Anstrich. Alles wirkte sehr feierlich - wie bei einer schwarzen Messe.
Nicole befand sich nur zwei Meter neben ihm. Sie war ebenfalls an einen Pfahl gefesselt. Leicht gequält lächelte sie ihn an.
»Bist du okay?«, fragte er.
»Keine Sorge, Chef. Alles klar, wenn man davon absieht, dass ich jetzt lieber in einem schicken In-Lokal zu Abend speisen würde.«
»Ich fürchte, wir sind jetzt das Abendbrot«, entgegnete Zamorra sarkastisch.
Steinbrenner lachte hysterisch. »Das siehst du ganz richtig, Meister des Übersinnlichen. So nennt man dich doch, oder?«
Der hagere Obervampir hatte sich vor Zamorra auf einem Podest aufgebaut, auf dem eine Art Thron stand. Rechts davon stand ein Tischchen, auf dem sich neben einer blutbeschmierten goldenen Schale etwas befand, das den Parapsychologen besonders interessierte: die Blaster. Allerdings waren sie für ihn im Moment so unerreichbar, als lägen sie auf dem Mond.
Links neben dem Thron war ein verwahrloster, fast tierisch wirkender Vampir angekettet. Er hockte auf allen vieren und betrachtete apathisch das Geschehen. Ein Verdacht
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