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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Baske.
    Chapman nickte, während er sich auf die dargebotenen Speisen stürzte.
    „Du sein unser Schutzgeist. Du werden kämpfen für uns."
    Chapman nickte. Ihm war alles recht, wenn ihn die Basken nur endlich aus diesem heidnischen Heiligenschrein entließen.
    „Du - müssen Torto vernichten."
    Der letzte Bissen blieb Chapman beinahe im Halse stecken. Aus den Gesprächen mit seinem Beschützer und Verehrer hatte Chapman einiges über die alte baskische Religion erfahren, unter anderem auch, daß man einen einäugigen Riesen fürchtete, der die Pyrenäen immer noch unsicher machte.
    „Ich soll gegen einen Riesen kämpfen?" erkundigte sich Chapman, weil er nicht sicher war, ob er den Basken richtig verstanden hatte.
    „Jawohl", sagte Eiztari Beltza feierlich. Bald, sehr bald. Wenn gesund du..."
    Chapman überlegte nicht lange. Die Freiheit war ihm wichtiger als alles andere. Er mußte Dula finden. Und schließlich hatte auch David über Goliath gesiegt, obwohl er chancenlos in diesen ungleichen Kampf gegangen war.
    „Gut", sagte der Puppenmann. „Ich werde kämpfen."
    Eiztari Beltza war daraufhin fast zu Tränen gerührt.

    Torto hätte den Weg zu seinem Sohn auch als Blinder gefunden. Sein Instinkt hätte ihn sicher hierher geleitet.
    Er hätte schon lange vor der Dämmerung an seinem Ziel sein können, doch er mußte vorsichtig sein. Am Tage hätte er zu leicht entdeckt werden können, die Nacht aber war sein Verbündeter. Menschen sahen nicht wie die Zyklopen auch bei Nacht; und Menschen hatten vor der Dunkelheit eine panische Angst.
    Torto beobachtete das Haus aus sicherer Entfernung. Hier also lebte sein Sohn bei den menschlichen Zieheltern. Tirso wußte noch nichts von seiner edlen Abstammung. Er war noch zu jung, hatte die Finsternis der Welt erst vor vier Jahren erblickt. Was für eine kurze Zeitspanne für einen langlebigen Dämon!
    Das also war das Haus. Es war ganz aus schweren, unbehauenen Steinen gebaut und hatte ein weitausladendes, tief nach unten reichendes Dach. Am Obergeschoß hing ein Holzbalken, von dem lange Ketten Pfefferschoten baumelten.
    Im Haus brannte kein Licht. Auch als die Dämmerung der Nacht wich, wurde hinter den Fenstern kein Licht angemacht. Das beunruhigte Torto. Er hatte gehofft, durch eines der Fenster wenigstens einen Blick auf Tirso werfen zu können.
    Der Zyklop stieß die Luft geräuschvoll aus und holte nach einer Weile den hermetischen Kreisel unter seinem Umhang hervor. Er wußte von den Mitgliedern der Familie, daß es mit diesem Kreisel eine besondere Bewandtnis hatte. Von diesem Kreisel würden magische Kräfte auf Tirso übergehen.
    Torto fragte sich, ob er zu Tirso sprechen konnte, wenn er mit dem Kreisel irgend etwas anstellte. Bei diesem Gedanken schlug sein Herz schneller.
    Nein. Das durfte er nicht tun. Man hatte ihn vor Experimenten mit dem Kreisel gewarnt. Ein Wunder, daß man es ihm erlaubte, den Kreisel selbst zu überbringen. Natürlich mußte er vorsichtig sein; niemand durfte ihn sehen.
    Die Nacht hatte das Tal in ihrem finsteren Rachen verschlungen. hier und dort waren vereinzelt Lichter zu sehen. Nur nicht in dem Haus von Tirsos Zieheltern. Was ging darin vor?
    Torto schlich vorsichtig näher. Irgendwo kläffte ein Hund. Als Torto dem Haus zum Greifen nahe war, sah er hinter den Vorhängen des einen Fensters einen schwachen Lichtschein; sosehr er sich aber auch anstrengte, er konnte nichts erkennen. Dennoch war er erleichtert. Er wußte jetzt, was die unbeleuchteten Fenster zu bedeuten hatten. Tirsos Zieheltern hatten die Fenster verhängt, damit von draußen niemand hineinsehen konnte. Niemand durfte erfahren; daß Tirso hier wohnte.
    Torto huschte zur Tür und legte dort den hermetischen Kreisel ab. Er zitterte vor Aufregung. Wenn sein Auge wenigstens noch die Sehkraft von früher gehabt hätte, dann wäre es ihm möglich gewesen, durch die Tür oder die Wände zu blicken. Er wollte Tirso zumindest einmal zu Gesicht bekommen; dann hätte er sich beruhigt in sein Versteck bei den Cascadas de Cotatuero zurückziehen können.
    Er zögerte lange, bevor er es wagte, an die Tür zu klopfen. Der letzte Laut war noch nicht verhallt, da rannte Torto schon davon und versteckte sich hinter einem Baum.

    Miguel erstarrte, als die mit einer Schinkenscheibe gefüllte Lachsforelle ihm ein Auge zuwandte. Beinahe wäre ihm das Besteck entfallen. Aber dann sagte er sich, daß es sich wohl nur um eine optische Täuschung handelte. Das Licht der Kerze spiegelte sich

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