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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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fühlen. Er war schwach und unregelmäßig.
    Er lockerte dem Bewußtlosen die Krawatte und schob ihm ein Kissen unter den Kopf.
    Endlich bewegte sich Chambers. Er versuchte, sich aufzurichten, und sah Fenner aus weit aufgerissenen Augen an.
    „Nur ruhig, Paul. Alles ist in Ordnung.“
    „O Gott.“
    „Ich weiß, ich weiß“, sagte Fenner. Er schob einen Arm unter Chambers’ Schultern und half ihm auf. Er führte ihn zu einem der Sessel und ließ ihn sanft niedergleiten. Zusammengesunken saß Chambers da. Nur langsam begann die Furcht aus seinen Augen zu weichen.
    „Ich weiß, was geschah“, sagte Fenner schaudernd. „Als ich kam, war es immer noch da.“
    „Es kam, um mich zu vernichten. Ich wollte es aufhalten, doch mein Vorhaben scheiterte.“ Seine Stimme versagte.
    „Jetzt entspannen Sie sich erst einmal, Paul. Ich werde Ihnen einen Drink mixen, das wird Ihnen guttun.“
    Für sich selber machte Fenner ebenfalls einen Drink, und als er ihn hinunterkippte, fühlte er sich ein wenig besser.
    Chambers legte seine zitternde Hand auf Fenners Arm. „Wie gelang es Ihnen, das Wesen zu vertreiben?“
    „Mit dem Kruzifix. Es lag auf dem Teppich. Ich nahm an, daß Sie es – jedoch ohne Erfolg – anwandten. Ich war deshalb nicht sicher, ob ich auch wirklich das Wesen damit vertreiben könnte. Noch dazu erinnerte ich mich, daß Sie einmal sagten, diese Kreaturen würden immer mächtiger und gefährlicher.“
    „Ich glaube, ich bin ein Narr gewesen“, sagte Chambers. „Ich habe nicht einen einzigen Augenblick daran gedacht, daß es sich so weit vorwagen könnte. Es muß für Sie schrecklich gewesen sein, so unvorbereitet mit dem Wesen zusammenzustoßen. Sie können Ihrem Schutzengel danken, daß Sie so geistesgegenwärtig waren, das Kruzifix zu ergreifen. Das war, unter diesen Umständen, Ihre einzige Rettung.“
    Fenners Herz pochte noch immer ungestüm. „Ich versuchte, mir die ganze Zeit einzureden, daß alles gar nicht wirklich geschah. Aber es nützte auch nichts. Mein Gott, war das Ding grausig.“
    Im Kamin fiel ein Holzscheit knisternd und knallend in die Glut. Fenners Herz machte bei diesem unerwarteten Geräusch förmlich einen Luftsprung.
    „Ist dieses Wesen allmächtig – natürlich außer, wenn wir das Kruzifix verwenden?“
    „Nein. Die Unsterblichen sind zwar mächtig, das ist wahr, aber auch für sie gibt es Grenzen. Ihre Macht ist während des Tageslichts am geringsten, wenn sie auch nicht völlig verloren ist. Sie können fließendes Wasser nicht überschreiten, außer bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang. In der übrigen Zeit ist ihnen dies unmöglich, welche Gestalt auch immer sie annehmen. Sie sind auch außerstande, die Nahrung der Lebenden zu sich zu nehmen. Wie Sie nun bereits wissen, bannt sie der Anblick des Kreuzes, während Knoblauch und Geißblatt sie bloß fernhält.“
    „Glauben Sie, daß jenes Wesen heute nacht noch einmal zurückkommt?“
    „Ich wünschte, ich wüßte das. Für gewöhnlich geben sie nicht so leicht auf, wie unser ungebetener Gast es tat. Das Wesen muß einen bestimmten Grund gehabt haben, warum es mich umbringen wollte. Vielleicht weiß ich schon zu viel.“
    Fenner setzte sich in den Sessel Chambers gegenüber. Seine Hände zitterten. Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Stirn in die Augen rann. Rasende Kopfschmerzen quälten ihn.
    Die Unsterblichen.
    Es verwirrte ihn, wie unfähig sie waren, diese nichtmenschlichen Kreaturen zu beschreiben. Nun hatte er einige Jahre in diesem winzigen Ort gelebt und hatte nicht gewußt, wie nahe er dem absoluten Grauen gewesen war. Eine innere Stimme sagte ihm, daß die gräßlichen Gestalten wiederkehren würden, alle fünf. Und dann würde es kein Entrinnen geben.
    „Was sollen wir nun tun, Paul“, sagte er, als er seine Stimme wieder in der Gewalt hatte. „Wir können die Dinge nicht so hinnehmen. Je länger wir diese Kreaturen dort oben frei herumlaufen lassen, desto schlimmer wird die Sache. Man muß sie vernichten.“
    „Das ist leichter gesagt als getan, John. Wir dürfen nicht das Risiko auf uns nehmen, allein, noch dazu des Nachts, hinaufzugehen und sie anzugreifen.“
    Fenner konnte sich das Ende vorstellen. Wahrscheinlich würden sie den Verstand verlieren, wie Pendrakes Frau, die in geistiger Umnachtung gestorben war. Er rief sich Pendrakes Gesichtsausdruck ins Gedächtnis zurück und begann heftig zu zittern.
    Er fühlte sich innerlich und äußerlich elend, sein Mund und seine Kehle

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