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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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Gedanken und vagen Ideen zu verscheuchen, die ihn keine Nacht schlafen ließen. Doch würde er gehen müssen, wenn der Ort verlassen von den Menschen war. Im Tageslicht, unter den vielen Handwerkern, würde er nichts finden. Doch bei Nacht, im hellen Mondlicht, mochte er vielleicht etwas entdecken. Jedenfalls wollte er zuerst mit Chambers darüber sprechen. Der alte Mann würde am besten wissen, welche Schutzmaßnahmen zu treffen waren.
    Fenner blickte auf die Uhr. Es war genau halb neun. Also noch nicht zu spät für einen Anruf.
    Am anderen Ende der Leitung erklang das vertraute Summen, dann hörte er einen scharfen Klick und Paul Chambers’ Stimme, die‚ Hallo?’ rief.
    „Paul? Fenner am Apparat. Verzeihen Sie, bitte, daß ich so spät noch störe, aber ich muß unbedingt etwas mit Ihnen besprechen. Es ist wichtig.“ „Betrifft es das Schloß, John?“ „Wie haben Sie das erraten?“ „Sagen wir – Gedankenübertragung.“ „Darf ich gleich kommen?“ „Selbstverständlich. Wenn man sich mit irgend etwas herumschlägt, kann man ohnehin nicht schlafen. Sie sollten das wissen, Doktor.“ „Bin schon unterwegs, Paul.“ Vielleicht bin ich ein Narr, dachte er, als er den Telefonhörer auf die Gabel zurücklegte. Vielleicht lacht Paul mich nur aus und sagt, ich soll nach Hause gehen und mich zu Bett legen. Aber nun war es zu spät, Paul wartete auf ihn.
    Zehn Minuten später ging er durch den gepflegten Garten auf Chambers’ Haus zu. Hinter den Vorhängen des Fensters zum Salon brannte Licht. Plötzlich blieb Fenner wie angewurzelt stehen.
    Hinter dem Vorhang tauchte etwas auf, nur für einen Augenblick, doch selbst in dieser kurzen Zeit konnte er erkennen, daß nicht Paul Chambers es gewesen war, oder jemand, der ihm ähnelte. In plötzlichem Verstehen bäumte sich sein Verstand auf. Es ähnelte nicht einmal einem menschlichen Wesen!
    Und als dann der Schrei in seinen Ohren gellte, begriff er, daß es diesmal nicht ein Schrei einer wesenlosen Kreatur, sondern der eines Menschen in Angst und Entsetzen war.
    Fenner spürte ein leises Beben in der Luft. Das Licht hinter dem Vorhang flackerte und wurde zusehends heller. Ein kaltes, boshaftes Licht.
    Fenner rannte los und rief mit sich überschlagender Stimme Chambers’ Namen. Noch immer gellte der Schrei in seinen Ohren, als er die Tür erreichte. Das rötliche Glühen hinter den Vorhängen war schwächer geworden. Als er wie von Sinnen an die Tür hämmerte, erstarb der Schrei, und drückende Stille breitete sich über das Haus. Dieses jähe Schweigen traf ihn wie ein Schlag. Es war noch schlimmer als jener tierische Angstschrei, der dieser Stille vorausgegangen war.
    Fenner warf sich mit aller Kraft gegen die Tür. Sie war fest und stabil gebaut, und er mußte mehrmals mit seinem kräftig gebauten Körper gegen sie anrennen, ehe das Holz nachgab. Durch die Wucht des Aufpralls fiel er hinter der Tür auf die Knie, und der Schmerz, als er auf dem Boden aufschlug, war so durchdringend, daß er aufschrie.
    Der bereits vertraute Geruch des Bösen drang ihm in die Nase, in der Luft war jenes elektrische Vibrieren, das seine Nerven zum Zittern brachte und sich schmerzhaft in sein Gehirn schlich.
    „Paul! Alles in Ordnung?“ rief er keuchend und kam auf die Füße. Eine Weile blieb er schwankend stehen und versuchte, sich zu sammeln.
    Das entnervende Schweigen blieb. Sein Magen verkrampfte sich.
    „Paul!“
    Stille. Schwankend ging Fenner auf die Tür zu, die in den Salon führte. Er stieß sie auf und fiel fast in das Zimmer hinein. Eine Fülle von Eindrücken stürmte gleichzeitig auf ihn ein, doch war er nicht sofort in der Lage, sie zu ordnen.
    Paul Chambers lag vor dem Kamin, die Arme weit ausgebreitet, die Beine seltsam verdreht. Das Kaminfeuer begann bereits, eine Ecke des Teppichs anzusengen.
    Das alles sah er in einem Augenblick, was aber seine Aufmerksamkeit weit mehr fesselte, war das Ding am Fenster.
    Das Ding hatte zwar Gestalt, war jedoch aus durchsichtiger, schattenartiger Konsistenz. Die Augen, die aus diesem Schattengebilde herausstarrten, waren rotglühend und widerwärtig, haßerfüllt und grausam, bösartig und furchterregend. Der Anblick dieses Wesens entlockte Fenner einen jähen Schrei des Erkennens. Dies war das grauenhafte Wesen aus dem Schloß!
    Fenner versuchte, ein Gebet zu stammeln, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Er wollte ein Kreuzzeichen machen, um sich vor dieser Ausgeburt der Hölle zu schützen, doch die

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