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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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stechenden, rotglühenden Augen schienen eine seltsame Macht über ihn auszuüben, so daß er nicht imstande war, nur einen Finger zu rühren.
    Er atmete tief, wobei ihm der Geruch und die merkwürdige Luft einen stechenden Schmerz in der Lunge verursachte. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen und seinen zitternden Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Wie lange er so dagestanden hatte, mit angstgeweiteten Augen, konnte er nicht mehr abschätzen. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, obwohl vielleicht nicht mehr als ein Herzschlag verstrichen war.
    Langsam drang ihm ins Bewußtsein, daß er die ganze Zeit schon auf ein kleines glitzerndes Ding sah, das auf dem Teppich lag. Sekunden verrannen, ehe ihm bewußt wurde, was es überhaupt war. Das kleine, goldene Kruzifix, das Chambers damals auf dem Schloß nach dem Wesen geworfen hatte. Wenn es damals geholfen hatte, würde es auch diesmal von Nutzen sein.
    Als hätte das Wesen am Fenster seine Gedanken erraten, stieß es ein dunkles, teuflisches Lachen aus, das dem armen Fenner wahre Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte.
    Alles in Fenner sträubte sich dagegen, sich zu bücken und das kleine Ding aufzuheben. Nun wußte er, was es bedeutete, wenn das Böse losgelassen war. Aber er wußte auch, daß er sich um jeden Preis bücken mußte, wenn er überleben wollte. Mit einer plötzlichen Bewegung streckte er die Hand aus. Etwas bohrte sich in sein Gehirn und löste Panik aus. Er mußte in jene Augen sehen, er mußte. Aber er tat es nicht. Statt dessen warf er sich jäh nach vorne.
    Das Licht verblaßte. Das Kaminfeuer schien in sich zusammenzukriechen, bis nur mehr ein schwaches Glühen übrig blieb. Fast schien es völlig verlöschen zu wollen, um den Raum in Finsternis zurückzulassen. Aus der Fensternische kam ein kreischendes Gelächter. Fenner sah, wie das Wesen mit ausgestreckten Fingern auf ihn zukam.
    Das Atmen fiel immer schwerer. Die Luft schien immer dicker und klebriger zu werden, als schwämme er in zäher Melasse. Das Gelächter peinigte seine Ohren. Das Licht der Lampe und des Kaminfeuers war so dumpf geworden, daß er kaum noch sehen konnte. Seine Finger berührten den weichen Teppich und wischten verzweifelt hin und her. O Gott! Wo lag das Kreuz!
    Das widerwärtige Wesen kam immer näher. Etwas berührte seinen Arm. Ein eisiger Hauch wirbelte über ihn hinweg, und der ekelhafte Leichengeruch des Bösen stach ihn in der Nase. Er zitterte unbeherrscht am ganzen Körper, sein Mund stammelte sinnloses Zeug, in seinem Kopf drehte sich alles.
    Endlich berührten seine Finger etwas Glattes, Kaltes. Instinktiv krampfte er die Finger um das Ding, hob es auf und hielt es vor sein Gesicht. Das Wesen wich zurück, als sei es gegen ein Hindernis gelaufen. Die Lichter im Zimmer flackerten auf und begannen, sichtlich heller zu werden. Das Kaminfeuer loderte, als sei es zu neuem Leben erwacht.
    Fenner ging langsam vorwärts, das Kruzifix auf Armeslänge vor sich her tragend. Langsam wich das Wesen weiter zurück, bis es die Wand erreichte.
    „In nomine patris, et filii, et Spiritus sancti. “ Er sprach diese Worte langsam und deutlich aus, wunderte sich, daß er wieder sprechen konnte.
    Aus den roten Augen glühte Haß. Zum erstenmal sah Fenner nun das Wesen genauer. Ein knochiges Gesicht, aus dem der Wahnsinn sprach, straff gespannte Haut über den mageren Zügen, störrisches Haar, das einer beginnenden Glatze wich, schimmerte weiß im wiederkehrenden Licht des Kaminfeuers. Für einen kurzen Augenblick spürte Fenner die Angst, das Kruzifix könnte kein ausreichender Schutz sein.
    Doch dann begann das Wesen zu verblassen und sich aufzulösen.
    Ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihm aus, doch wurde er den Gedanken nicht los, daß etwas in seinem Inneren verlorengegangen war, was nie wieder zurückkehren würde.‚ Oh Gott!’, dachte er verzweifelt.‚ Wie wird das enden?’
    Er wandte sich nun Chambers zu, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Sorgfältig trat er die Flammen aus. Der Teppich war zerstört, aber was machte das schon aus, wenn nur sein Freund ohne Schaden davonkam.
    Langsam kniete er nieder, drehte den Freund auf den Rücken und fühlte den Puls. Anfangs konnte er keinen Pulsschlag feststellen, und Panik erfüllte ihn. Es war auch schwer genug, das Zittern seiner Finger zu unterdrücken, also atmete er einige Male tief durch und versuchte, sich zu konzentrieren. Endlich konnte er den Pulsschlag

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