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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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einen wütenden Schrei aus, fügte sich aber.
    „Es tut mir leid, daß ich Sie so behandeln muß“, sagte Fenner. „Chambers wird Ihnen alles Nötige erklären.“
    „Sie sind ein Narr. Ihr beide seid Narren“, rief sie. „Ihr wißt nicht, was ihr tut. Sie werden furchtbare Rache an euch nehmen, wenn ihr nicht endlich aufhört.“
    „Ich weiß darüber nicht so genau Bescheid“, gab er zurück und trat auf die Bremse. „Ich weiß nur das, was mir Chambers erzählt hat.“
    „Ihr Freund glaubt, so vieles zu wissen, und weiß doch so wenig.“
    „Ich weiß jetzt, daß an der Sache mehr ist, als wissenschaftlich erklärt werden kann“, sagte Fenner. „Jene Vorfahren von Ihnen, die vor dreihundert Jahren starben, sind nicht wirklich tot im eigentlichen Sinn. Etwas von ihnen ist dort oben im Schloß noch sehr lebendig. Irgendwie haben sie Macht über Sie bekommen, und nun agieren Sie wie eine Marionette. Jene, die nicht sterben können, wollen, daß Sie allein dort oben einziehen, damit sie weiterhin ihre teuflischen Riten halten können.“
    „Sie wissen nicht, wovon Sie reden“, rief das Mädchen. „Ihr ratet herum, tappt im dunklen wie Kinder. Sie können die Stärke jener Kraft nicht ermessen, gegen die Sie ankämpfen wollen.“
    „Chambers weiß mehr über diese Dinge Bescheid, als Sie ihm zutrauen“, behauptete Fenner.
    Sie erreichten das Haus. Die Straße lag völlig verlassen da. Das Mädchen blickte Fenner mit haßerfüllten Augen an.
    „Die Vergeltung wird schrecklich sein“, sagte sie, als sie vor Fenner das Haus betrat.
    Chambers erwartete sie bereits. „Wie ich sehe, John, ist Ihnen das Unternehmen geglückt“, sagte er zur Begrüßung. Er führte die beiden Ankömmlinge in den Salon. Als Angela eintrat, entrang sich ihr ein gurgelnder Schrei. Fenner fühlte unter seiner Hand, wie sich ihre Oberarmmuskeln verkrampften, als sie versuchte, zurück zu weichen. Der Teppich war zurückgeschlagen, und auf die hölzernen Dielen waren seltsame Zeichen gemalt. Dreiecke und Fünfecke, umschrieben mit Kreisen. In jeder Ecke der Figuren lagen kleine Glasphiolen, die alle mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt waren. Rund um die Kreise standen in größeren Abständen silberne Leuchter, in denen die Kerzen noch unentzündet steckten.
    „Halten Sie das Mädchen gut fest, John. Ihr Schrei war ein Zeichen, daß sie tatsächlich besessen ist. Scheuen Sie sich nicht, ihr weh zu tun. Nicht Angela selbst fühlt den Schmerz, sondern das Wesen in ihr.“
    Fenner wußte, daß der Freund sein volles Vertrauen brauchte. Er verstärkte den Griff um den Oberarm des Mädchens und zog sie vollends ins Zimmer. Chambers schloß die Tür und versperrte sie sorgfältig.
    „Nun beginnen wir“, sagte Chambers. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, den Fenner noch nie an ihm gesehen hatte. Es war der Ausdruck äußerster Konzentration. Seine Lippen bewegten sich lautlos, als er vor ihrem Gesicht das Kreuzzeichen machte. Sofort begann sie, sich zu winden. Sie wehrte sich wie ein Tier, wobei kurze, scharfe Laute über ihre Lippen kamen. Ihr Gesicht war zu einer furchtbaren Fratze verzerrt.
    Fenner brauchte seine ganze Kraft, um sie festzuhalten. Doch plötzlich war der Anfall vorüber. Er stellte mit Erstaunen fest, daß sie in einer Art Trance war. Ihre Augen wirkten glasig, ihre Gesichtszüge erstarrten.
    „Bringen Sie das Mädchen in die Mitte des Fünfecks, John“, bat Chambers. Er wartete, bis Fenner sie mitten in der Figur auf den Boden legte, dann entzündete er die Kerzen in den silbernen Leuchtern.
    „Wir müssen darauf gefaßt sein, daß der Geist sich aus dem Mädchen materialisiert. Innerhalb des Kreises ist der Geist gefangen, er kann nicht heraus.“
    Fenner nickte, obwohl er nicht allzuviel von dem verstand, was sein Freund sagte. Er beobachtete den schlanken Körper, der innerhalb des Kreises aus brennenden Kerzen lag. Er glaubte zu sehen, wie die Umrisse des Körpers sich langsam veränderten. Fenner riß sich zusammen, als er erkannte, daß diese Veränderung nur eine optische Täuschung war, hervorgerufen durch den Rauch und das Flackern der Kerzen.
    Da erhob sich aber ein zarter Nebel vom Mund des Mädchens, stieg in Spiralen auf und breitete sich innerhalb des Kreises aus, wobei er vor den Kerzen zurückwich. Dann wurde der Nebel dichter, stärker, schien vor Fenners Augen Gestalt annehmen zu wollen.
    Als sein Blick wieder klar war, bemerkte er, daß die Kerzenflammen etwas geschrumpft schienen,

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