Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
abgeschottetes Dasein. In
Mawson kauften sich Perry Muthly und der Japaner die Ausrüstung – warme
Polarkleidung, Spezialwerkzeuge, Seile und Proviant.
    Von Mawson aus schrieb Perry seine zweite Karte an
Agatha Stancer.
    Der Wind war kalt und schnitt wie ein Messer in ihre
rotgefrorenen Gesichter.
    Tanaka und Perry ließen die vollgepackten Kisten zum
Flughafen transportieren. Dort stand bereits eine kleine Maschine bereit, die
sie in die dreihundert Meilen entfernt liegende Station brachte. Die
amerikanische Forschungsstation hieß Discovery , und die beiden Männer
waren angemeldet.
    Als sie in der Maschine saßen, seufzte Perry und
blickte seinen Begleiter an. »Ich habe gerade mal meine Finanzen überschlagen«,
meinte er. »Wenn das so weitergeht, bin ich pleite.« Er hatte seine sämtlichen
Ersparnisse von der Bank geholt und sie in die Reise und Ausrüstung investiert.
Aber merkwürdigerweise reute ihn kein Pfennig, den er bisher ausgegeben hatte.
Dieses ganze Unternehmen war es wert! Perry kam sich wie ein ungehorsamer Junge
vor, der von zu Hause weglief und irgendwann mit einer Sensation zurückkehren
würde.
    In der Redaktion des Morning-Express würde man
vielleicht Augen machen, wenn er seinen ersten Bericht schickte. Sie wußten,
daß er einer ungewöhnlichen Sache auf der Spur war. Aber keiner ahnte, wohin
seine Reise führte.
    Die Maschine war leicht, und man spürte jeden
Windstoß. Es war die Maschine eines Privatunternehmers, der sein Geld damit
verdiente, daß er Besucher der Stadt und der äußeren Randbezirke des
Südpolargebietes gegen Bezahlung dorthin flog, wohin sie gerne wollten.
    Der Pilot war ausgezeichnet, trotz der schlechten
Wetterverhältnisse. Der Wind blies stark, und das Flugzeug wurde in der grauen,
kalten Luft wie ein Spielball hin- und hergeworfen.
    Die beiden Reisenden sprachen kaum miteinander. Sie
hockten auf den harten Sitzen, waren eingemummt in ihre warme Kleidung und
hatten sogar die pelzgefütterten Kapuzen hochgeschlagen.
    Es war lausig kalt im Innern der kleinen Maschine.
    Dann war alles wieder ruhig.
    Die Maschine glitt wie ein Vogel durch die Luft und
der Pilot ließ seine beiden Passagiere wissen, daß man das Schlechtwettergebiet
hinter sich hatte.
    Der Wind legte sich, die Luft wurde klar wie Kristall.
    Der Flug zur Station Discovery dauerte knapp
fünfundvierzig Minuten.
    Der Pilot setzte zur Landung an. Aus den kleinen
Fenstern erblickte man die endlose grauweiße Eisfläche. Die Eiskappe war rund
fünftausend Meter dick. Erst ein winziger Teil des Polargebietes war erforscht.
Wie viele Geheimnisse mochte diese undurchdringliche Eisdecke wirklich
verbergen? Man war auf Vermutungen angewiesen. Daß das Eis aber gar nicht so
undurchdringlich war, hatte der Abenteurer Gadock bewiesen. Er war auf eine
Höhle gestoßen, die niemand außer ihm kannte.
    Auf Kufen ging das Flugzeug herab, rutschte über den
Boden und kam auf der glatten Fläche zum Stehen. Sie wurde von den Angehörigen
der Station stets in Ordnung gehalten, um das Starten und Landen der Maschinen
zu erleichtern.
    Die Männer kamen eilig auf das Flugzeug zu.
    Tanaka Omko und Perry wurden wie zwei alte Bekannte
begrüßt und in der Station willkommen geheißen und in die Wohnbaracke geführt.
Dort dampfte schon das Kaffee- und Teewasser. Auch Whisky und Rum standen
bereit, um den Tee damit aufzuwerten oder ihn pur zu trinken, ganz nach
Belieben.
    Perry lernte Dr. Sheer kennen, den Geologen Martins und
Old Henry, wie sie ihn nannten, und wie er sich ihnen auch vorstellte. Er war
ein komischer Kauz, stammte aus Ohio und schrieb für ein amerikanisches Magazin
populärwissenschaftliche Artikel aus der Eiswelt.
    In einem Schuppen kläfften die Schlittenhunde, als die
Männer daran vorbeikamen.
    Nur wenige Schritte vom Haupthaus entfernt, in dem
alle lebten, stand eine kleine Wetterstation, die von einem anderen Mitarbeiter
der Gruppe betreut wurde. Der Funker stieß zu ihnen und zwei weitere Männer der
Station. Insgesamt lebten hier sieben Menschen.
    Der Pilot blieb nicht lange. Nach einer Tasse Tee
verabschiedete er sich wieder, nahm Post mit nach Mawson, und fast alle gingen
mit hinaus, um dem Davonfliegenden nachzuwinken. Die Maschine wirbelte den
losen Eisstaub hoch und trieb ihn den Männern ins Gesicht. Hier draußen
herrschte eine Temperatur von minus 56 Grad Celsius.
    Der Pilot drehte eine Schleife über der einsamen
Forschungsstation und zog die Maschine dann in westlicher Richtung davon.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher