Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
schon wieder den Bogen in der Hand hielt, die Skizze studierte, und
mit einem roten Stift Punkte einzeichnete. »Bis jetzt sind wir richtig. Bevor
es dunkel wird, können wir an der Höhle sein. Wir werden dort unser Lager aufbauen
und uns dann Zeit lassen, in Ruhe das zu untersuchen, was Gadock gesehen hat.«
    Eine knappe Stunde pausierten sie. Dann setzten sie
ihren Weg fort und hielten sich vom 60. Längengrad aus gesehen leicht westlich.
    Der Wind blies scharf und kraftvoll, verstärkte sich,
und so kamen sie langsamer voran.
    Plötzlich hielt Tanaka Omko an. »Ich glaube wir sind
falsch.« Seine Stimme klang wie bei einer Urteilsverkündung. Hinter einem wie
ein Pfahl in den Himmel ragenden kantigen Eisblock nahm der Japaner den Plan
erneut vor und studierte ihn. »Hier«, brüllte er, um das Heulen des Sturmes zu
übertönen. »Dieser Punkt müßte in etwa erreicht sein. Ich habe keine genauen
Angaben über die Entfernung. Dieser Punkt hier, er hat drei Kreuze
eingezeichnet, um drei Eisberge damit zu kennzeichnen, müßte längst erreicht
sein und…«
    Der Japaner paßte einen Moment nicht auf. Eine heftige
Bö warf ihn gegen den Eisberg. Instinktiv schlug Tanaka die Arme vors Gesicht,
wendete sich ab, und dabei riß ihm der Sturm das Papier aus der Hand.
    »Die Skizze!« Tanakas Stimme war nur ein Hauch im
Tosen der Winde, die plötzlich von allen Seiten über sie hereinzubrechen
schienen.
     
    ●
     
    Der Fetzen Papier wehte davon.
    Tanaka Omko ließ alle Vorsicht fahren und jagte
hinterher. Auch Perry entfernte sich aus der windgeschützten Ecke und wurde
vorwärts gestoßen. Eisige Kälte stand wie eine unsichtbare Mauer vor ihnen. Das
Atmen wurde zur Qual, die Lungen schmerzten mit jedem Atemzug.
    Der Japaner stürzte zu Boden. Wie von Sinnen rutschte
er über den glatten Untergrund, den Blick fest auf das davonwehende Papier
gerichtet.
    »Wir müssen es wiederhaben.«
    Perry ahnte die Worte mehr, als daß er sie wirklich
verstand. Er merkte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Perry war dem
Japaner einige Schritte voraus. Der Sturm wehte ihn wie ein welkes Blatt davon.
In der grauen, aufgepeitschten und mit Schnee und Eisstaub vermengten Luft,
bildeten sich vor ihm schemenhaft drei dicht beieinanderstehende Eisblöcke. Sie
waren nicht sehr hoch, ragten kaum mit ihren Spitzen über die Senke hinaus, und von dem Standort, wo sie sich vor wenigen Augenblicken
noch befunden hatten, hätten beide die Blöcke niemals wahrnehmen können.
    Ein breiter Spalt tat sich vor Perry auf. Er keuchte,
als er sah, daß der Papierfetzen auf den Spalt zuwehte und darin verschwand.
    Perry kroch auf allen vieren wie von Sinnen auf die
Öffnung zu und steckte die Hand hinein. Er stieß auf keinen Widerstand. Der
Spalt war zu tief, und der Zettel nirgends hängengeblieben.
    Tanaka robbte ebenfalls heran. Es fehlte ihm die
Kraft, sich aufrecht hinzustellen. Der Wind war zu stark, und er wollte ihm so
wenig wie möglich Angriffsfläche bieten.
    »Weg, nicht wahr?« Er blickte angsterfüllt auf Perry.
Der nickte und war nicht imstande, auch nur ein Wort zu sagen.
    Tanakas Augen flackerten in wildem Feuer. »Wir müssen
weitermachen, wir…« Plötzlich zuckte er zusammen. Ein glucksender Laut kam aus
seiner Kehle. »Die drei… Blöcke… Eisblöcke«, gurgelte er. »Wir sind ja da
Perry, wir sind ja da!«
    »Unsinn«, stieß Perry hervor. Auf seinen Augenbrauen
bildeten sich dicke Eiskrusten. »Wir sind Narren, Tanaka, Idioten! Der Plan ist
weg, jetzt sehen wir drei merkwürdige Gebilde aus Eis vor uns. Wer sagt, daß es
diese sind, die Gadock eingezeichnet hat? Wer sagt überhaupt, daß Gadocks Plan
lückenlos gestimmt hat?« Er gab merkwürdige Geräusche von sich, die sich
anhörten wie ein Schluchzen. »Hunderte, vielleicht Tausende solcher Eisgebilde
stehen hier, wir werden auf noch mehr stoßen. Hier
ist doch alles gleich, alles weiß.« Er lachte und verbarg seinen Kopf in beiden
Händen.
    Tanaka kroch direkt auf die Eisblöcke zu. »Wir können
jetzt nicht aufgeben. Hier sind wir zunächst sicher.«
    »O nein, Tanaka, unser Schlitten, die Hunde…« Als
Perry dies sagte, fuhr ein eisiger Schrecken durch die Glieder des Japaners.
    »Wir müssen zurück, sie holen!«
    Zentimeterweise kämpften sie sich gegen den Wind
zurück, wo sie Schlitten und Hunde zurückgelassen hatten.
    Es kam den beiden Männern wie eine Ewigkeit vor, ehe
sie wieder in der Senke waren, wo die drei dicht zusammenstehenden Eisblöcke
einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher