074 - MARBU - Die Kraft des Todes
zu dampfen.
Die Route war von Colin Nabors bereits in England festgelegt worden. Er breitete nach dem Frühstück eine Spezialkarte auf dem Tisch aus, um uns den Weg zu zeigen, den wir einschlagen würden.
Zuerst gab es eine Piste, die wir mit den Geländewagen befahren konnten.
»Hier werden wir auf den Keshoto-Fluß stoßen«, sagte Nabors und stach mit dem Zeigefinger auf die betreffende Stelle. »Wir laden unsere Ausrüstung in Faltkanus um und setzen unseren Weg auf dem Wasser fort.«
»Wie viele Träger werden uns begleiten?« fragte ich.
»Fünf werden reichen. Es sind angeblich mutige Männer. Der Priester hat sie uns empfohlen.«
Mein Blick folgte dem Flußlauf, der sich durch den Dschungel schlängelte. Beschwerliche Tage standen uns bevor. Es würde eine kräfteraubende Expedition werden. Nicht deshalb, weil wir manchmal der Natur jeden Meter Boden abringen müssen würden, sondern wegen der zusätzlichen Schwierigkeiten, die Marbu für uns bereithielt.
Ich zählte die Krümmungen des Flusses, und an der siebten saugte sich mein Blick fest. Hier wohnte Basanga, der Marbu-Magier, um den wir uns kümmern mußten.
Das Kigussi-Gebiet war rot umrandet. Nabors wies darauf. »Wenn die Gerüchte stimmen, befindet sich hier das Kreuz des Missionars.«
»Sie haben erlebt, was gestern passiert ist«, sagte ich. »Die Kigussi werden sich von dem goldenen Kruzifix nicht trennen. Sie brauchen es. Marbu hält sich an dem entweihten Kreuz fest.«
»Die Kigussi haben sich widerrechtlich in den Besitz des Kreuzes gebracht«, sagte Samantha Karras leidenschaftlich. »Wir mußten ihnen dafür nicht einmal etwas geben.«
»Es wird ein harter Kampf werden«, sagte ich. Ich wollte, daß sich alle darüber im klaren waren, denn wenn wir erst mal das Kigussi-Gebiet erreicht hatten, war eine Umkehr mit Sicherheit unmöglich.
»Wir werden diesen Kampf gewinnen«, sagte Colin Nabors zuversichtlich. »Weil das Recht auf unserer Seite ist.«
Recht… nun ja; sein Vertrauen in Ehren, doch hier hatte die Hölle ein Wörtchen mitzureden. Ich war - ehrlich gesagt - weniger zuversichtlich.
»Was soll das stundenlange Palaver?« sagte Don Sillock verdrossen. »Warum brechen wir nicht endlich auf?«
»Weil vorher noch etwas zu klären ist«, sagte ich.
»Mann, wieso spielen Sie sich hier eigentlich so auf?« fragte Sillock aggressiv. »Die Expedition wird von Colin Nabors geleitet, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist. Sie müssen froh sein, daß wir Sie mitnehmen.«
»Ich bin sicher, daß Sie bald froh sein werden, daß wir bei Ihnen sind«, erwiderte ich.
Natürlich glaubte er mir das nicht. Er lachte mich aus und riet mir, ich solle mich nicht so schrecklich wichtig nehmen. Er war wirklich ein ganz besonders unangenehmer Zeitgenosse, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, mich an ihn zu gewöhnen. Ich mußte mich soweit trainieren, daß mir das, was er sagte, zum einen Ohr hinein- und zum anderen ungehört wieder hinausging.
Ich erwähnte Sota, da uns der Priester empfohlen hatte, ihn aufzusuchen.
»Was für eine Art von Hilfe können wir von Sota bekommen?« wollte Nabors wissen.
Das konnte ich ihm leider nicht sagen.
»Wo finden wir den Mann?« fragte Nabors.
Ich orientierte mich kurz auf dem Plan und rief mir ins Gedächtnis, was der Pfarrer gesagt hatte. »Hier«, sagte ich schließlich und zeigte ihm die Stelle.
Don Sillock machte den Hals lang, und dann schrie er: »Sie sind wohl nicht bei Trost, Ballard. Das ist ein Umweg von mindestens vier Stunden.«
»Zwei Stunden«, korrigierte ich ihn.
»Auch zuviel. Abgelehnt.«
Ich grinste ihn an. »Ich dachte, Mr. Nabors würde die Expedition leiten.«
»Hören Sie, wir haben unsere Zeit nicht gestohlen. Nabor's Freunde haben uns bereits drei Tage gekostet. Wir werden uns nicht auch noch einen Anstandsbesuch bei Mr. Sota leisten.«
»Wenn uns der Priester rät, diesen Umweg zu machen, werden wir es tun«, entschied Nabors.
Sillock lief rot an. »Ich frage mich, warum wir die ganze Sache nicht einfach sausen lassen.«
»Das werden wir nicht tun«, sagte Samantha Karras scharf. »Sie haben einen Vertrag unterschrieben, Mr. Sillock, und an den werden Sie sich halten.«
»In diesem Vertrag steht nichts von einem Mann namens Tony Ballard, der mit seinen verrückten Ideen alles durcheinanderbringt. Ich bin dafür, daß wir schnurstracks auf unser Ziel losgehen, und zwar sofort.«
»Sie werden tun, was Colin Nabors für richtig hält«, fauchte Samantha wie eine
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