074 - MARBU - Die Kraft des Todes
Frage, doch sobald der Arzt mit ihm fertig war, setzte ihn Mr. Silver unter Hypnose, und nun war er gezwungen, zu reden.
»Wie heißt du?« fragte der Ex-Dämon.
»Kembo«, sagte der Schwarze.
»Du dienst Marbu?«
»Ich verehre ihn.«
»Wer hat dir befohlen, Bula zu töten? War es Marbu?«
»Ja. Aber er sprach durch Basangas Mund zu mir.«
Mr. Silver horchte auf. »Du weißt, wo Basanga ist?«
»Er lebt jetzt an der siebten Krümmung des Koshoto-Flusses.«
»Allein?«
»Basanga ist nie allein«, antwortete Kembo. »Wohin er auch geht, Marbu ist bei ihm.«
Ohne es zu wollen, war Kembo zum Verräter geworden. Ob bewußt oder unbewußt, darauf nahm Marbu keine Rücksicht. Über die Wände zuckten plötzlich bläuliche Blitze.
Marbu-Magie breitete sich in Gedankenschnelle aus. Meine Muskeln spannten sich. Ich wußte nicht, wie ich mich in dieser Situation verhalten sollte.
Was würde passieren?
Zu weiteren Fragen bekam Mr. Silver keine Gelegenheit mehr, dafür sorgte Marbu. Die Blitze bündelten sich, wurden zu einem gleißenden Ast, der auf Kembo zuschoß.
Mr. Silver aktivierte seine Abwehrmagie.
Das Gleißen traf den Lederbeutel, den Kembo an seinem Gürtel hängen hatte. Niemand von uns hatte ihn beachtet. Jetzt platzte das Ding auf, und Dutzende kleiner Schlangen wirbelten hoch. Doch sie griffen nicht uns an, sondern Kembo.
Wie Stahlstacheln sausten sie auf ihn herab. Er riß die Augen weit auf, und noch weiter den Mund.
»Neiiin!« brüllte er aus Leibeskräften.
Mr. Silver mußte Kembo aus der Hypnose entlassen, und er begriff nicht, weshalb er bestraft wurde. Kembo war sich keiner Schuld bewußt. Doch Marbu verzichtete auf diesen Diener.
Niemand konnte den Tod des Negers verhindern.
Angewidert fegte Mr. Silver die Reptilien fort. Er zerstörte sie mit seiner Magie. Sie zerfielen zu Staub.
Fassungslos stand der alte Doktor da. Er hatte so etwas noch nicht erlebt. Schleppend sagte er, daß er zwar schon von Marbu gehört hatte, aber er hätte es nicht für möglich gehalten, daß diese schwarze Kraft so stark wäre.
So schnell, wie sie zugeschlagen hatte, verschwand sie auch wieder. Kaum war Kembo tot, gab es kein schwarzmagisches Kraftfeld mehr im Raum. Marbu hatte wieder einmal erreicht, was er wollte.
Mr. Silver wandte sich an mich. »Vielleicht hätte ich versuchen sollen, die Verbindung zwischen hier und Marbu aufrechtzuhalten.«
»Wärst du dazu in der Lage gewesen?« fragte ich.
»Keine Ahnung. Marbu hat mich überrumpelt. Ich wollte erst Kembo retten, und als ich mich dann auf die feindliche Magie konzentrieren wollte, war sie nicht mehr vorhanden.«
»Wir sind dennoch einen Schritt weiter gekommen«, sagte ich. »Wir wissen, wo Basanga steckt.«
»Ja«, sagte der Hüne grimmig. »Und wir werden dafür sorgen, daß er mit seinem gefährlichen Hokuspokus aufhört.«
***
Mir kam vor, als wäre Marbu allgegenwärtig. Hatte uns die schwarze Kraft ständig unter Kontrolle? Konnten wir keinen Schritt tun, von dem sie nicht Kenntnis hatte?
Marbu war etwas, das sich nicht so leicht begreifen ließ, war teilweise etwas Irreales, mit dem sich das menschliche Gehirn nicht zurechtfand.
Marbu war ein Feind, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Schnell, tödlich, unberechenbar…
Der Priester hielt es für nötig, nach dem Marbu-Überfall einen Gottesdienst abzuhalten, um das Böse aus der Mission zu vertreiben. Wir nahmen alle daran teil, und es war sehr spät geworden, als wir zu Bett gingen.
Wie erwartet, trafen Colin Nabors' Freunde auch am nächsten Tag nicht ein. Dafür brachte ein motorisierter Bote ein Telegramm. Es war in Tansania aufgegeben worden. Die Männer, die an der Expedition hätten teilnehmen sollen, hatten Schwierigkeiten mit den Behörden und durften vorläufig das Land nicht verlassen. Es lief eine Untersuchung gegen sie. Weshalb, ging aus dem Telegramm nicht hervor.
»Ich wußte es«, stänkerte Don Sillock. »Ich hatte es im Gefühl, daß sie uns aufsitzen lassen würden.«
Nabors wedelte mit dem Telegramm. »Sie haben dafür aber doch wohl eine gute Entschuldigung.«
Sillock zog die Mundwinkel verächtlich nach unten. »Glauben Sie denn, was auf diesem Wisch steht? Papier ist geduldig.«
»Sie sollten es sich abgewöhnen, immer von sich auf andere zu schließen, Sillock«, konterte Nabors und goß sich noch einmal Kaffee ein.
Wir nahmen das Frühstück auf der großen Veranda ein. Es war ein schwüler Tag, und die Mücken waren lästig. Der nahe Urwald schien
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