Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
074 - MARBU - Die Kraft des Todes

074 - MARBU - Die Kraft des Todes

Titel: 074 - MARBU - Die Kraft des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Betrachten nicht richtig schwach vor. Seine Stärke war sein Geist, sein Wissen. Was er mit Körperkraft nicht schaffte, gelang ihm bestimmt mit Hilfe von Zauberei.
    Wir sagten ihm, was wir vorhatten, und er wiegte bedenklich den Kopf, während er uns musterte. »Habt ihr euch das gründlich genug überlegt?« fragte er. »Viele Menschen haben diesen Dschungel schon erforscht, doch nur wenige wagten sich in das Kigussi-Gebiet, und von denen, die es doch betraten, kehrten kaum welche zurück. Eine starke Kraft steht hinter den Kigussi. Eine Magie, die von weither kommt. Sie ist gefährlich und grausam. Wir Menschen können sie nicht begreifen. Sie ist machtgierig und will alles Leben unterjochen. Wer sie kennt, fürchtet sie. Sie von unserer Welt zu vertreiben, wäre ein großes Ziel, doch solange das Goldkreuz im unheiligen Boden steckt, ist das nicht möglich.«
    Ich bemerkte, der Priester in der Mission habe mir gesagt, wir könnten von Sota Hilfe bekommen.
    Der alte Zauberer nickte. »Ja, ich werde euch helfen. Seit ich von Marbu weiß, hoffe ich, daß sich eines Tages mutige Menschen gegen diese gefährliche Kraft wenden. Ich bekam ein Zeichen. Es liegt viele Jahre zurück. In den Bergen wurde ein weißer Gorilla geboren. Einer der guten Geister, die ich beschwor, ließ es mich wissen und zeigte mir den Weg dorthin. Es kommt nur ganz selten vor, daß ein weißer Gorilla zur Welt kommt. Alle zwei-, dreihundert Jahre… Er ist etwas Besonderes. Ein starkes Tier mit magischen Kräften. Doch die Affenmutter verstieß ihr Junges. Es wäre gestorben, wenn ich mich seiner nicht angenommen und es großgezogen hätte. Heute ist Ori groß, mutig und kräftig. Ich spürte, daß dieser Tag einmal kommen würde. Ori ist eine Sendung der Götter. Lange Zeit wußte ich nicht, welche Aufgabe er auf Erden zu erfüllen hatte. Daß man ihn aber nicht grundlos geschickt hatte, war mir klar. Ich befragte die Geister, aber sie wollten mir nicht antworten. Sie rieten mir lediglich, Ori so lange bei mir zu behalten, bis sein großer Tag gekommen sei. Irgendwann kam mir dann die Erleuchtung: Ori ist dazu ausersehen, gegen Marbu zu kämpfen. Er wird euch helfen, wird euch beschützen, wird sein Leben für euch geben, wenn es sein muß. Mit Ori als Verstärkung werdet ihr um vieles stärker sein.«
    Samantha Karras blickte sich um. »Wo ist Ori? Gibt es in dieser Hütte Nebenräume?«
    Sota schüttelte den Kopf. »Es gibt nur diesen einen Raum.«
    Der alte Mann legte die Hände aufeinander, bildete mit ihnen eine Tonmuschel, in die er blies. Ein eigenartiger Laut entstand. Dumpf und hohl, dann leicht anschwellend und verwehend.
    »Das ist das Zeichen«, sagte Sota. »Ori wird kommen.«
    Und Ori kam in der Tat.
    Ich kam mir irgendwie in einen Tarzanfilm versetzt vor. Dieses Baumhaus… Ein Affe, der von einem Menschen aufgezogen worden war (bei Tarzan war es umgekehrt gewesen)… Und nun schwang sich Ori auch noch von Liane zu Liane…
    Ich blickte zur Tür hinaus. Zuerst war Ori nur als Schemen im dichten Grün zu erkennen, doch je näher er kam, desto deutlicher sah ich ihn. Es war ungewöhnlich für einen Gorilla, daß er sich auf diese Weise fortbewegte. Aber war nicht alles an Ori ungewöhnlich? Seine ganze Geschichte… Ein Götteraffe sollte er sein, dazu ausersehen, das Böse zu bekämpfen.
    Sein massiger Körper durchstieß den Laubbaldachin, und im nächsten Moment sprang er auf den Hüttenvorbau, der Ähnlichkeit mit einem Balkon hatte.
    Sein Erscheinen erschreckte Samantha Karras. Sie sprang auf und stieß einen heiseren Schrei aus.
    Daraufhin blickte Ori sie an, als wäre er unendlich traurig.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, erklärte Sota. »Ori wird keinem von Ihnen etwas tun. Er ist ein Geschöpf des Guten. Weiß ist nicht nur sein Äußeres. Er ist es bis in die Seele hinein.« Sota streckte die Hand aus. »Komm, Ori!«
    Der weiße Affe trat ein. Groß und kräftig war er, und sein Fell war tatsächlich weiß wie frisch gefallener Schnee. Er hatte einen muskulösen, kompakten Körper und lange Arme mit gewaltigen Fäusten. Schwarz wie Kohlestücke waren seine Augen, und ich sah eine unendliche Güte in ihnen.
    Auch ich war innerlich leicht angespannt gewesen, als Ori auf den Vorbau sprang, doch nun entspannte ich mich. Vor diesem Affen brauchten wir wirklich keine Angst zu haben. Er war nicht unser Feind.
    »Ori ist beinahe ein Mensch«, behauptete Sota. »Er ist ein äußerst intelligentes Tier, versteht jedes

Weitere Kostenlose Bücher