0740 - Die Schaltmeister von Orcsy
die Haluter auf uns noch unbekannte Weise Kontakt mit der MARCO POLO aufnahmen und auf den Bluff der Laren hereinfielen. Zum Glück hat Kalmeck die Sicherheitsbestimmungen beachtet und das Schiff zunächst einmal in unseren Sektor geleitet."
„Es ist durchaus möglich, daß Kalmeck den Schwindel durchschaut hat", meinte Rundmaehr. „Er kann sich in einer verzweifelten Situation befinden, die ihm keine andere Wahl ließ, als die MARCO POLO ins Gebiet des Pseudo-NEI zu bringen."
„Wir werden bereit sein!" sagte Ponglart.
Ossornegg wollte etwas erwidern, aber in diesem Augenblick kam eine Hyperfunkverbindung in die Yol-schor-Dunstwolke zustande. Beltins Gesicht war auf einem Bildschirm zu sehen.
Der Verbindungsmann zum echten NEI sah besorgt aus.
„Zweifellos ist die Nachricht echt!" teilte er Ossornegg mit. „Kor Kalmeck gehört zu den Wissenden, die von der Provcon-Faust aus aufgebrochen sind, um Delegationen der GAVÖK nach Gäa zu geleiten. Kalmeck hatte den Auftrag, Verbindung mit den halutischen Beobachtern aufzunehmen. Das ist ihm offenbar gelungen. Die Frage ist nur, wie er zusammen mit den Halutern an Bord der MARCO POLO gekommen ist."
„Das erscheint mir im Augenblick zweitrangig!" bemerkte Ossornegg.
„Natürlich", stimmte Beltin zu. „Wir wissen, daß Kalmeck das Schiff in den Ballungsraum des galaktischen Zentrums steuert.
Wenn wir davon ausgehen, daß die falsche MARCO POLO die üblichen navigatorischen Schwierigkeiten haben wird, können wir die Ankunft des Schiffes in knapp vier Stunden erwarten."
Da sie sich sowieso in Alarmzustand befanden, brauchten sie keine Vorbereitungszeit, überlegte Ossornegg. Sie konnten jeden Augenblick damit beginnen, Projektoren in den Weltraum abzustrahlen und auf diese Weise den Eindruck erwecken, daß in der Nähe von Orcsy ein besiedeltes Sonnensystem existierte.
„Ich bin gespannt, wie man an Bord der falschen MARCO POLO reagieren wird", fuhr Beltin fort. „Wir müssen davon ausgehen, daß Kalmeck und die Haluter in Bedrängnis geraten, wenn man beim Gegner merkt, daß alles Schwindel ist."
„Wir sollten die falsche MARCO POLO angreifen", schlug Lopsonth, einer der Schaltmeister, vor.
„Haben Sie diesen Vorschlag gehört?" erkundigte Ossornegg sich bei Beltin.
„Ja, aber ich halte nicht viel davon."
„Dieses eine Schiff kann uns nicht gefährlich werden", sagte Ossornegg verstimmt. „Kalmeck ist in jedem Fall gefährdet - ob wir angreifen oder nicht."
Beltin verzog sein Gesicht zu einem humorlosen Lächeln.
„Darauf kommt es nicht an. Sie gehen ständig von der Voraussetzung aus, daß die MARCO POLO allein hier auftauchen wird."
„Das ist offensichtlich auch der Fall."
„Denken Sie nach! Der falsche Rhodan und seine Hintermänner vom Konzil müssen doch annehmen, daß man sie direkt in das Versteck der Menschheit führt."
Ossornegg stieß eine Verwünschung aus. „Sie werden uns angreifen. Wahrscheinlich wird die MARCO POLO von einer Flotte von SVE-Raumern verfolgt."
„Ja", sagte Beltin grimmig. „Wahrscheinlich von der größten Flotte, die die Laren seit Beginn der Invasion jemals aufgeboten haben."
Ossornegg wandte sich an seine sechs Mitarbeiter.
„Sie haben gehört, was Beltin gesagt hat. Für uns ergibt sich dadurch eine völlig neue Situation."
„Was sollen wir tun?" fragte Rund-maehr bestürzt.
„Wir beginnen mit unserer Arbeit", entgegnete Ossornegg.
„Was, dachten Sie, würden wir sonst tun?"
Beltin warf ein: „Ich werde sofort versuchen, Atlan über die augenblickliche Entwicklung zu unterrichten. Er muß möglichst schnell erfahren, daß sich die Lage bedrohlich zuspitzt."
Damit schaltet er sich aus. Ossornegg holte tief Atem.
Seine Artgenossen blickten ihn von den Monitoren herab an.
Ihre funktechnische Anwesenheit konnte nicht verhindern, daß ein Gefühl der Einsamkeit in Ossornegg aufstieg.
„Fangen wir an!" befahl er.
„Was geschieht, wenn sie Orcsy angreifen?" erkundigte sich Lopsonth.
„Wir haben keine Möglichkeit zur Gegenwehr!" erwiderte Ossornegg. „Aber vielleicht kommt alles ganz anders, als wir im Augenblick noch annehmen."
Er war nicht überzeugt davon. Der Gegner würde ihnen den Trick nicht verzeihen, sondern mit aller Härte zuschlagen.
Ossornegg machte sich Gedanken über sein Schicksal.
Er konnte sich nicht erinnern, jemals etwas anderes getan zu haben, als die Projektionsanlagen auf Orcsy zu überwachen und einsatzbereit zu halten. Dafür hatte man ihn schließlich
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