0741 - Die falsche MARCO POLO
schaltete seinen Interkom zur Ortungszentrale durch.
„Welche Kraft wirkt von außen auf das Schiff ein?" verlangte er zu wissen.
„Unbekannt!" antwortete der Cheforter.
„Unsere Geräte registrieren keine von außen auf das Schiff einwirkenden Kräfte, Sir."
Einer Eingebung folgend, wandte Atlan sich an Senco Anrat und sagte: „Schalten Sie den Paratronschirm aus, Anrat!"
Der Emotionaut schaute den Arkoniden nachdenklich an, dann zuckte er die Schultern und drückte die Schaltplatte nieder, mit der der Paratronschirm desaktiviert wurde.
Im nächsten Augenblick beugte er sich über einige Kontrollen.
„Die SZ-2 wird nicht mehr beeinflußt!" rief er erleichtert.
Dann schüttelte er den Kopf. „Aber unsere Geschwindigkeit ist zu gering, als daß sie die Schwerkraft des Planeten aufheben könnte."
„Das bedeutet, daß unsere Kreisbahn sich immer mehr verengen wird, bis wir schließlich doch noch abstürzen", stellte Atlan fest. „Die Jotaner werden also letzten Endes doch gewinnen. Oder sieht jemand eine Möglichkeit, wie wir die SZ-2 wieder unter unsere Kontrolle bekommen?"
Als niemand antwortete, lachte er bitterund sagte: „Wie lange haben wir noch Zeit, Anrat?"
Senco Anrat schaltete die KOM-Verbindung zur Hauptpositronik ein und veranlaßte eine Durchrechnung.
Das Ergebnis lag eine Sekunde später vor.
„Wir haben achtundsiebzig Stunden Zeit bis zum Aufschlag", erklärte der Emotionaut. „Ich werde veranlassen, daß die Triebwerke unserer Beiboote überprüft werden. Wenn sie funktionieren, können wir die SZ-2 mit den Kreuzern und Korvetten verlassen."
„Halten Sie es denn für möglich, daß die Triebwerke der Beiboote funktionieren?" fragte der Arkonide.
„Nein!" antwortete Anrat offen. „Aber ich habe die Pflicht, es wenigstens zu versuchen."
Während er die entsprechenden Befehle über die Rundrufanlage erteilte, bemerkte Atlan, daß Ras Tschubai, in tiefes Grübeln versunken, auf einem Kontursessel saß. Er unterdrückte die Regung, den Teleporter sofort zu fragen, sondern wartete geduldig, bis Tschubai aus seinem Grübeln erwachte und aufschaute.
„Haben Sie eine Lösung für unser Problem gefunden, Ras?"
fragte der Arkonide.
Tschubai seufzte.
„Vielleicht, Atlan", antwortete er. „Vorerst aber ist es nicht mehr als eine Überlegung, die darauf basiert, daß wir wissen, wie psionische Energie gemessen werden kann."
Atlan nickte.
„Ich weiß, die terranische Parametrie hat als Maßeinheit dafür das Psion eingeführt. Die entsprechende Definition lautet sinngemäß, daß ein Psion diejenige Menge parapsychischer Energie ist, die von einem Potentiometer am Gehirn eines normalen erwachsenen Erdgeborenen gemessen werden kann."
„Während ein Telepath dessen Gedankeninhalt anzapft", ergänzte Ras Tschubai. „Wir können also psionische Energie messen und definieren. Ich habe mich gefragt, ob wir sie dann nicht auch synthetisieren könnten."
„Künstlich herstellen?" meinte der Arkonide nachdenklich.
„Das hat noch niemand versucht, soviel ich weiß."
„Einer muß es schließlich zuerst versuchen", erklärte der Teleporter. „Wir haben einen ganzen Stab fähiger Wissenschaftler aller Disziplinen an Bord, unter anderem Paramechaniker.
Ich denke, ein Versuch ist besser, als untätig abzuwarten."
„Ich nehme an, Sie wollen den Jotanern die künstlich erzeugte psionische Energie anbieten?" warf Senco Anrat ein.
Ras nickte.
„Ich hoffe, sie werden dann auf unsere psionischen Energien verzichten", sagte er ernst. „Sicher, wir würden damit einer Erpressung nachgeben, aber wir müssen auch bedenken, daß sich die Jotaner in einer verzweifelten Lage befinden.
Außerdem könnten wir, wenn wir das Problem lösen, später einmal zurückkehren und diese rätselhafte Lebensform untersuchen, von der wir meiner Ansicht nach nur materielle Projektionen gesehen haben."
„Einverstanden!" sagte der Emotionaut. „Aber denken Sie daran, daß die Paramechaniker höchstens siebzig Stunden Zeit haben, ein Aggregat zur Erzeugung psionischer Energie zu bauen und mit einem Abstrahlgerät zu versehen."
Tschubai nickte.
„Ich kümmere mich sofort darum", erklärte er.
Atlan begleitete den Teleporter in das Labor, in das Tschubai die Paramechaniker, Hyperdimwissenschaftler und den Chef der Abteilung Gerätebau der SZ-2 bestellt hatte.
Er verfolgte die Diskussion und die konzentrierten Fachgespräche der Wissenschaftler mit regem Interesse, obwohl er nicht alle Details begriff.
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