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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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kräftig. Er fühlte sich schlaff, kraftlos und elend. Jetzt, wo er zwangsläufig eine Pause einlegen musste, merkte er, wie seine Beine unkontrollierbar zitterten und sich Krämpfe in den Armen bemerkbar machten. In diesem Zustand konnte er unmöglich den Abstieg wagen, ohne mit tödlicher Gewissheit abzustürzen.
    Ein lautes Rascheln ließ den Dämonenjäger herumfahren. Instinktiv ging er in Kampfhaltung. Dann richtete er sich erstaunt auf.
    Vor ihm erschien ein Kindergesicht, das Kindergesicht, das er schon einige Male zu sehen geglaubt hatte - auf dem Körper eines Affen!
    Das Wesen hatte ein seidig schimmerndes helles Fell. Jetzt, wo es auf den Hinterbeinen saß, mochte es Zamorra knapp bis zum Oberschenkel reichen. Aus dem Fell ragte ein runder, völlig kahler, hellhäutiger Kopf, aus dem große, wie verquollen wirkende Augen auf Zamorra schauten. Die kleine Nase und das fliehende Kinn machten die Illusion so perfekt, dass der Dämonenjäger auch jetzt noch an ein Kindergesicht denken musste.
    Der Affe bleckte die Zähne und begann, Zamorra zu bewerfen. Seine Wurfgeschosse hatte er hinter sich gestapelt. Zamorra zog den Kopf ein, als neben ihm ein solches Geschoss zerplatzte. Er versuchte, den Affen durch Schreien und Wedeln mit den Armen zu verscheuchen, aber beides war zu kraftlos und lahm, um auch nur eine Pariser Durchschnittstaube zu beeindrucken.
    Wurf auf Wurf kam zu ihm herüber.
    Endlich erkannte der Dämonenjäger, was eigentlich stattfand: Der Affe warf nicht nach ihm. Der Affe warf ihm etwas zu. Misstrauisch hob Zamorra eines der Geschosse auf. Es war eine Frucht. Er kannte sie nicht, aber sie roch angenehm, und als er prüfend hineinbiss, war sie süß und voller Saft.
    Von den Wurfgeschossen des Affen blieben nach einer Weile nur noch einige Stiele und Kerne. Zamorra war so mit dem Essen beschäftigt, dass er nicht bemerkte, wie der Affe wieder im Urwald untertauchte.
    Gesättigt und erfrischt machte sich Zamorra an den Abstieg zum Fluss. Jetzt, wo sein Magen gefüllt war und er merkte, wie seine Kräfte zurückkehrten, war er in der Lage, sich zu wundern. Dieser Wald bestimmte nicht nur die Richtung, die er gehen sollte. Dieser Wald versorgte ihn auch mit Nahrung.
    ***
    Das Flugfeld war eine rötlich verschärfte Wunde in der grünen Haut des Waldes. Am Rand standen einige Baracken und zwei rostige, halbrunde Wellblechhangars, die wie riesige Asseln aussahen. Vor den Schiebetüren stank es nach ausgelaufenem Benzin. Stapel von Kisten, unbrauchbare Maschinenteile und leckende Ölfässer standen am Waldrand und waren zum Teil schon wieder überwuchert. Das Schwanzstück eines Flugzeugwracks ragte aus dem Gebüsch, als hätte es einen erfolglosen Fluchtversuch unternommen.
    Nicole Duval stand einige Meter abseits der Gebäude. Sie wollte Abstand zu den nicht gerade Vertrauen erweckend aussehenden Männern halten, die im Schatten eines Vordaches lungerten.
    »Na, an welche Boutique denkst du gerade?« Die Stimme Robert Tendykes riss Nicole aus ihrem dumpfen Brüten.
    »Oh, ich lasse gerade die schönsten Momente dieser Luxusreise Revue passieren«, antwortete Nicole sarkastisch.
    »Ich kann dir versprechen, es wird noch besser«, knurrte Tendyke. Er nahm den Cowboyhut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Eigentlich war es für seine Western-Kluft, die er wie immer trug, viel zu heiß und zu schwül.
    »Tatsache ist, dass wir hier im Bereich der Privatpiloten sind. Weiter draußen gibt es nur noch Goldgräbercamps, die meisten davon illegal, ein paar Missionsstationen und einen Außenposten der Indianerbehörde. Aber die Beamten in Brasilien sind hier so weit weg wie die Befehlshaber in Moskau, wenn man sich in Sibirien aufhält.«
    »Wir wollten keine soziologische Untersuchung anstellen, sondern Trichon suchen.«
    »Danke, dass du mich erinnerst! Trichon war tatsächlich hier. Wann, können sie mir nicht sagen, angeblich gibt es keine Unterlagen. Ich glaube das sogar - wer sollte sich hier die Mühe machen, die Starts und Landungen zu registrieren?«
    »Ich liebe aufregende Fliegergeschichten«, spottete Nicole. »Hilft uns das weiter?«
    »Nun, wir wissen, wo Trichon hinwollte.«
    »Dann nichts wie hin.«
    Während ihres Gespräches war ein Mann aus der Baracke getreten, die anhand einiger Antennen als die Flugleitzentrale erkennbar war, und kam auf sie zu. Er trug ein verschwitztes Unterhemd, eine ölverschmierte Hose und den unvermeidlichen Colt. Nicole hätte sich von diesem Menschen

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