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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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roten Schnabel, breiten schillernden Schwingen und einem riesigen Schwanz, der in allen Farben schillernd wie eine Schleppe hinter dem Vogel herflatterte. Während Zamorra gebannt auf dieses Wesen schaute, das mit kräftigen Schlägen durch die Luft ruderte und dabei im Sonnenschein ein Feuerwerk bunter, glitzernder, sprühender Lichtreflexe um sich verbreitete, war er sicher, dass es einen solchen Vogel nicht gab. Dieses Wesen tauchte in keinem zoologischen Lehrbuch auf. Es fand sich in keiner Systematik, kein Wissenschaftler wusste von seiner Existenz. Dennoch war Zamorra sicher, dass er dieses Tier schon einmal getroffen hatte.
    Der Vogel entfernte sich, wurde kleiner und bildete nur noch eine pulsierende Wolke aus farbigem Licht. Da plötzlich wurde Zamorra bewusst, woher er den Vogel kannte.
    Vor langer Zeit hatte er dieses Wesen schon einmal gesehen. Und zwar in Mittelamerika, auf einer gestickten Decke, mit der ein Schamane seine Visionen aufgezeichnet hatte.
    Die Rinne führte steil abwärts, war aber nur mit niedrigem Pflanzenbewuchs bestanden und wirkte daher fast wie ein asphaltierter Weg. Äste ragten von beiden Seiten herüber und schufen den Eindruck, durch einen Gang zu wandern.
    Seit längerem schon hatte Zamorra das Gefühl, verfolgt zu werden. Durch das ständige Kreischen und Pfeifen von Vögeln hindurch, durch das Schnarren von Insekten, an das er inzwischen so gewohnt war, dass es wie tiefe Stille wirkte, hörte er manchmal das Knacken von Zweigen und das Rascheln von Laub…
    ***
    Nicole war zum Château zurückgefahren und dann mittels der Regenbogenblumen nach Florida gewechselt, zu Tendyke's Home. Sie wollte den Abenteurer Robert Tendyke um Hilfe bitten. Und sie hatte Glück - er war gerade anwesend. Häufig trieb er sich irgendwo in der Welt herum, oder er befand sich in El Paso in Texas, um dort ein wachsames Auge auf seine Firma und deren Geschäftsführer zu haben. An sich interessierte ihn die Firma nur insoweit, dass sie jederzeit gerade so viel Profit abwarf, wie er gerade benötigte. Seine Ansprüche waren nicht besonders hoch. Aber er traute Rhet Riker, seinem Geschäftsführer, nicht mehr so recht über den Weg, nach allem, was in den letzten Jahren vorgefallen war. Deshalb schaute er schon hin und wieder mal nach dem Rechten, um notfalls korrigierend eingreifen zu können.
    »Brasilien, sagst du?«, fragte er.
    »Brasilien«, bestätigte Nicole Duval und trommelte mit den Fingernägeln auf die Tischplatte.
    Sie saßen auf der Terrasse vor dem Haus, und Nicole hatte Tendyke dieselbe Frage schon mehrmals mit der immer gleichen Formulierung beantwortet.
    »Was macht dich so sicher, Nicole?«
    Das war zwar eine neue Frage, aber sie stimmte Nicole darum noch nicht fröhlicher.
    »Nichts macht mich sicher, dass solltest du inzwischen schon durchschaut haben. Aber ein winziger Hinweis ist besser als herumzusitzen und zu warten.«
    »Du bist also sicher, dass es mit diesem Tropenhaus zusammenhängt?«
    »Einen Dreck Tain ich«, fauchte Nicole. »Ich habe mir ein Paar rote Pumps ruiniert, weil ich wie ein verdammter Pfadfinder durch dieses lächerliche Gebüsch in diesem elenden Tropenhaus gekrochen bin. Mon Dieu, ich kam mir vielleicht bescheuert vor. Ich fand keinerlei Spuren, nichts, aber auch so was von gar nichts, was auffällig gewesen wäre. Überall nur dieses blöde Kraut.«
    »Du solltest deine Beziehung zur Mutter Natur mal etwas überdenken. Als eine so schulmädchenhafte Mimose kenne ich dich überhaupt nicht.«
    »Bin ich ja auch nicht«, antwortete Nicole, »aber ich werde ja wohl auch mal ein bisschen übertreiben dürfen. Erst einmal will ich Zamorra wiederfinden. -Jedenfalls gibt es einen Mann namens Trichon, einen Forscher, der das Tropenhaus betreut hat. Der ist jetzt in Brasilien, wie mir der Direktor des Gartens versicherte. Und er ist meine einzige Spur.«
    Robert Tendyke hielt überlegend die gefalteten Hände vor das Gesicht. »Zamorra ist also in dieses Gewächshaus gegangen und darin verschwunden. Aber sicher bist du dir nicht, weil du ja nicht die ganze Zeit bei ihm warst, stimmt's?«
    Nicole Duval verdrehte die Augen.
    »Könntest du vielleicht zur Abwechslung mal was Hilfreiches sagen?«, fragte sie.
    »Ich bin hilfreich«, antwortete Tendyke lässig. »Du hast es nur noch nicht bemerkt.«
    Eine beschwichtigende Handbewegung konnte ein erneutes Aufbrausen seiner Besucherin im Ansatz ersticken.
    »Ich will nur verhindern, dass du dich in ein Abenteuer stürzt,

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