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0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gleichzeitig nichts. Ich starrte Jessica an, ich sah ihr Gesicht, ich sah ihr Haar, und ich sah auch ihr eigentliches Gesicht unter dem anderen schimmern, eine blutige, mit zahlreichen Wunden übersäte Fratze, bei der nicht herauszufinden war, ob sie einem männlichen oder einem weiblichen Wesen gehörte.
    Jedenfalls war es Jessica Long, die echte Jessica, die Frau, die ich so gemocht hatte und die mich jetzt durch ihren Anblick in einen Gefühlsstrudel riß, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt hatte.
    Natürlich hätte ich Fragen stellen können. Sie wäre mir über die Lippen gesprudelt, wie die Kugeln aus der Mündung eines Maschinengewehrs, aber ich war einfach nicht in der Lage, auch nur einen klaren Satz hervorzubringen.
    Ich stand nur einfach da, spürte die Fesseln nicht, hatte auch keine Schmerzen. Ich schaute sie an, ich weinte, ohne daß ich Tränen produzierte, und erlebte gleichzeitig, daß der Schock einen Menschen zu Eis erstarren lassen kann.
    JESSICA!
    Warum sie?
    Warum nicht eine andere? Sie lächelte.
    Es war ein widerliches, höhnisches, ein kaltes und diabolisches Lächeln zugleich. Genau dieses Lächeln war es, daß mir klarmachte, hier keine Chance zu haben. Sie war den Weg einmal gegangen, und sie würde ihn auch weitergehen.
    Als ich den Blick senkte, sah ich einen Glaskasten nicht weit von ihr entfernt auf dem Boden stehen.
    Von oben her schaute ich hinein und identifizierte die beiden dunklen Flecken in ihm als Herzen.
    Auch das noch!
    »Jetzt weißt du Bescheid, nicht?«
    Sie hatte mit derselben Stimme gesprochen wie immer, doch jedes einzelne Wort war für mich wie ein Säuretropfen, der sich in mein Gehirn ätzte.
    Meine Gedanken glitten zurück zu dem Fall, der uns einen ersten Kontakt mit der Kreaturen der Finsternis ermöglicht hatte. Damals hatte uns der sterbende Juri gewarnt, daß sich in unserer Nähe ein Verräter aufhalten würde.
    Es war eine Verräterin gewesen.
    Auf sie wären Suko und ich nicht gekommen. Ich war ja noch mit ihr zusammen in Urlaub gefahren und hatte mich hier nach Pontresina locken lassen.
    Locken lassen!
    Jessica Long hatte mich als Kreatur der Finsternis aus London geholt, um mich praktisch in dieses höllische Spiel einzugeben. Sie hatte gewußt, was hier ablaufen würde. Sie hatte auf mich gesetzt, und ich hatte auch so reagiert, wie sie es haben wollte.
    Ich war es gewesen, der ihr die Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt hatte, und sie hatte die freie Bahn gehabt, um töten zu können. Plötzlich sah ich meinen Unfall auf dem St.-Moritz-See in einem ganz anderen Licht, denn Jessica hatte durchaus die Kräfte besessen, das Eis tauen zu lassen.
    Mein Gott, wie hatte ich nur so reinfallen können!
    Sie freute sich. »Ich weiß, was dir jetzt durch den Kopf geht, John, aber das stört mich nicht. Ich bin eine von ihnen, und ich habe mich doch sehr gut an dich heranmachen können, ich, die Künstlerin und Puppenbauerin. Wir haben einiges miteinander erlebt, ich habe mich immer gut versteckt gehalten, das ist nun vorbei. Du bist sehr nahe an meine Freunde herangekommen, zu nahe, und deshalb mußte ich handeln. Ich hätte dich sonst noch im unklaren gelassen. Du hast dich in mich verliebt, in meinen Körper, den aber verachte ich, denn tatsächlich besitze ich einen anderen. Du wirst ihn erleben, bevor ich dich in meiner Urgestalt töte und dir das Herz aus dem Leib schneide.«
    Ich hatte ihr zwar zugehört, doch die Worte waren an mir vorbeigerauscht. Meine Gedanken liefen in anderen Richtungen, und trotzdem schaute ich zu, welches Schauspiel sie vor meinen Augen abzog, um mir zu beweisen, wer sie wirklich war.
    Sie schleuderte das Messer weg, warf den Kopf zurück, schrie auf und begann damit, sich die Kleidung vom Leib zu reißen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Fingernägel waren zu langen, scharfen Messern geworden, denen es keine Mühe bereitete, den Stoff des Pullovers zu zerfetzen.
    Auch die Hose erlebte das gleiche Schicksal, die Unterwäsche ebenfalls, dann war sie nackt, und nun begann ihre Verwandlung.
    Ich konzentrierte mich noch auf ihr Gesicht. Diesen schönen Körper, an dem ich jedes Detail kannte, wollte ich einfach nicht sehen. Ich hatte auch meine Gedanken einfach abgestellt. Allein aus Angst davor, durchzudrehen oder wahnsinnig zu werden. Ich dachte nicht mehr an das, was einmal gewesen war, sondern schaute dem zu, was vor meinen Augen geschah.
    Von ihrem zweiten Gesicht hatte ich schon einiges mitbekommen, aber es

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