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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir angestellt, aber ich war schneller.
    Mein Kreuz hielt ich bereits in der Hand. Nur hatte ich bisher meine Finger darum geschlossen gehabt. Als sich die Hexe bewegte, hielt ich den Talisman wie einen Schutz vor meinen Körper und genau in die Strahlenrichtung hinein.
    Volltreffer.
    Allerdings nicht bei mir, sondern direkt gegen das Kreuz, das die bösen Strahlen der Hexe nicht schluckte, sondern die Funktion eines Spiegels annahm und sie reflektierte.
    Diesmal trafen sie das Ziel.
    Es war die Hexe persönlich, die die geballte Strahlenmacht in ihrer Umkehrform zu spüren bekam.
    Ich hörte sie schreien.
    Sie stand auf der Stelle, brüllte ihren Schmerz in den Wald hinein und sah dabei aus, als wäre sie von zittrigen Blitzen umgeben, die sich dann in Flammen verwandelten.
    Wer diese Hexe war und woher sie kam, das alles war mir fremd und unbekannt, aber sie stand nicht auf meiner Seite, sonst hätte sie die Umkehrreaktion nicht vernichten können.
    Sie verbrannte.
    Die Flammen schlugen wie lange Zungen aus ihrem Rücken, und diese Szene erinnerte mich an ein schauriges Bild aus einem Märchenbuch. Sie torkelte noch vor, allerdings nicht auf mich zu, sondern von mir weg, und zwar dorthin, wo die Arme aus dem Boden ragten und sich um die Gestalt des Jungen gelegt hatten.
    Die Hexe erreichte ihr Ziel nicht mehr. Unterwegs löste sie sich auf, als wäre sie von einem Windstoß zerrissen worden. Nur Asche blieb von ihr übrig, die durch die Luft wehte.
    Ich kümmerte mich nicht um den Rest der Waldhexe, denn der Junge war wichtiger.
    Elohim lag auf dem Rücken. Er klagte nicht. Er sagte auch nichts. Von ihm war gar nichts zu hören.
    Er starrte ausschließlich in die Höhe gegen den Astwirrwarr über ihm und traf auch keinerlei Anstalten, die Hände von seinem Körper zu schieben.
    Er brauchte es nicht zu tun, und ich brauchte auch nicht einzugreifen. Das Ende der Hexe bedeutete gleichzeitig das Ende der lebenden Leichen. Zuerst sah ich, daß ihre Gesichter verschwammen, als hätten sie sich in einer Säure aufgelöst. Es war ihnen nicht gelungen, aus dem Boden zu kriechen.
    Doch so wie die Gesichter vergingen, verendeten die Hände und die Arme nicht. Bei ihnen glich die Auflösung mehr der eines uralten Vampirs, der in das Licht der Morgensonne geraten war.
    Sie zuckten noch einmal. Ihre Finger krümmten sich, als wollten sie noch einmal nachgreifen.
    Da aber befanden sie sich bereits in der Auflösung und blieben als braungraue Aschestreifen auf dem Körper des Jungen liegen.
    Elohim hatte den Kopf zur Seite gedreht und schaute mich an. Er sagte nichts. Sein Blick hatte sich auch nicht verändert, er kam mir irgendwie stumpf vor.
    Ich streckte ihm die Hand entgegen. Dabei stand ich schon an dem Ort, wo noch vor kurzer Zeit das geheimnisvolle Licht aus dem Boden geströmt war. Jetzt war der Boden wieder normal und dunkel.
    Elohim ergriff meine Hand.
    Ich zog ihn hoch.
    Bei dieser Bewegung löste sich auch der Rest der Asche von seinem Körper und rann nach unten.
    »Danke«, sagte er.
    »Okay.« Ich grinste schief. »Jetzt ist es ja vorbei.« Ich zog ihn aus dem Kreis weg.
    Er schaute noch einmal zu Boden, als wollte er von dem Unerklärlichen Abschied nehmen. Erst als wir einige Meter weit weg waren, fing er an zu sprechen. »Sie wollte mich töten.«
    »Das hatte ich geahnt. Du hättest nicht allein weglaufen sollen.«
    Er hob die Schultern. »Ich mußte es tun. Es war einfach der Drang in mir.«
    »Ja, schon gut.« Es hatte keinen Sinn, ihm Vorwürfe zu machen. Statt dessen wollte ich von ihm den Grund wissen, weshalb ihn die Hexe hatte töten wollen.
    »Weil ich ihr nicht paßte.«
    Diesmal konnte ich mir ein Lachen nicht verbeißen. »Tut mir leid, aber das ist kein Grund, um jemand umzubringen.«
    »Das denke ich auch. Ich habe nicht so gehandelt, wie sie es wollte.« Er schaute wieder zurück.
    »Ich… ich hätte meiner Mutter nachschlagen sollen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie war böse. Sie ist von der Hexe verehrt worden. Das hat sie mir erzählt.«
    »Wer war deine Mutter?«
    Elohim hob die Schultern. »Ich… ich weiß es leider nicht. Ich habe die Hexe nach dem Namen gefragt, sie wollte ihn mir nicht sagen. Sie meinte, daß ich ein Zwitter wäre und die andere Seite stärker in mir durchgekommen ist.«
    »Die gute Seite?« Ich hatte Zweifel in meine Stimme gelegt. Wohl zu recht, denn Elohim hob die Schultern.
    »Ich kann nicht mehr sagen, was gut und böse ist«, murmelte er. »Ich weiß es nicht

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