0746 - Das ägyptische Grauen
Plötzlich schimmerte der blanke Hass in seinen Augen. »Ich habe ihnen immer gesagt, dass ich besser bin als sie. Wen sie auch schicken, das hier ist mein Reich. Das wollte ich dir noch sagen. Ich habe schon früh dafür gesorgt, mir ein eigenes Reich aufzubauen. Eine andere Frage: Für welchen Verein arbeitest du? Für wen sollst du die glühenden Kohlen aus dem Feuer holen?«
»Nicht für den Geheimdienst.«
»Weiß ich, nehme ich dir sogar ab. Es gibt da einige Unterabteilungen, die sich nicht offen…«
»Ich arbeite für den Yard.«
Cadi zuckte zusammen. »Wie war das?«
»Für Scotland Yard. Ich stehe im Rang eines Inspektors. Mein Name ist Suko.«
Zum ersten Mal sah er Cadi überrascht. Der Mann hockte vor ihm und bewegte nicht einmal seinen kleinen Finger. Er war innerhalb kürzester Zeit eingefroren. »Warum lügst du?«
»Ich lüge nicht!«
Cadi bewegte seine Hand. Das Band zuckte, die Schlinge zog sich um Sukos Hals enger zusammen. Suko würgte, kippte nach hinten, aber das war die Innenwand des Mauls, die ihn festhielt. Er riss den Mund auf, seine Hände zuckten in die Höhe und streiften über die Brust hinweg. Zu mehr war er nicht fähig.
Cadi schaute ihm aus dunklen Eisaugen zu. Er wartete verdammt lange, bis er den Druck wieder lockerte und dann auf die schwankende Gestalt blickte, die verzweifelt versuchte, die Lungen wieder voll zu pumpen. Cadi gab ihm Zeit.
»Noch mal«, sagte er dann, als Suko sich wieder einigermaßen erholt hatte. »Für wen arbeitest du?«
Suko nickte, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Er war einfach zu schwach, um den Kopf oben zu halten. »Ich habe es gesagt. Scotland Yard…«
»Nein, du!« Wieder bewegte Cadi die rechte Hand. Bevor sich die Schlinge in die Haut eingraben konnte, presste Suko noch das Wort »Ausweis« hervor.
Cadi stoppte seine Marter. »Was hast du gesagt?«
»Ich – ich kann es beweisen«, röchelte der Inspektor. »Ich habe einen Ausweis.«
»Her damit!« Cadi ärgerte sich, dass er ihn nicht gefunden hatte, und hielt Suko unter Kontrolle, als dieser seine rechte Hand gegen die Rückentasche der Hose schob. Suko fühlte sich so schlecht wie lange nicht mehr. Dieser Cadi hatte ihn nicht nur hilflos gemacht, sondern ihn auch gedemütigt. Das war mehr, als er vertragen konnte. Er wusste auch, dass dieser Mensch ihn lange leiden lassen würde. Cadi gehörte zu den Personen, die den Tod ihres Feindes genossen.
Mit den Fingerspitzen fischte Suko den Ausweis hervor. Er warf ihn mit einer matten Bewegung auf Cadi zu, der sich vorbeugen musste, um ihn zu nehmen. Dabei grinste er kalt und erfreute sich an Sukos geschwächtem Zustand.
Cadi machte es spannend. Er holte aus der Tasche eine Kerze und ein Feuerzeug. Als der Docht brannte, drückte er die Kerze in einen Spalt neben sich.
Ihr Licht reichte aus, um das Dokument lesen zu können, und er war überrascht, dass er ein echtes in der Hand hielt. »Verdammt, du hast ja nicht gelogen, Chinese.«
»Das sagte ich dir.«
Der Ausweis flog wieder auf Suko zu und landete in dessen Schoß. Er steckte ihn weg.
»Wieso Scotland Yard? Was habe ich je mit dem Yard zu tun gehabt? Gar nichts. Ich habe nur gewusst, dass es euch gibt, und euch nicht so schlecht eingestuft wie den verdammten Killerdienst. Ich glaube, du musst mir erzählen, weshalb man dich breitgeschlagen hat. Oder bist du zu diesem Job erpresst worden?«
»Vielleicht!«
Cadi kniff die Lippen zusammen. »Verdammt noch mal, ich will es genau wissen.«
»Ich wurde für den Job ausgesucht.«
»Warum?«
»Man traute mir zu, dich zu stellen.«
»Bist du so gut?«
Suko hob die Schultern.
Cadi schaute ihn schief an. »Überdacht haben das deine Freunde. Sie überdenken immer. Sie legen jeden rein, auch mich. Sie haben Versprechungen abgegeben, die sie nicht halten konnten. Als ich nachhakte, wollten sie mich erledigen. Ich weiß zu viel über sie, über ihre dreckigen Geschäfte, bei denen ich selbst mitgemischt habe. Aber sie wussten nichts über mich, und das ist mein Vorteil. Ich wollte Geld, um mich zurückziehen zu können, sie aber wollten mit Blei bezahlen. Das war ihr Fehler. Ja, Chinese, sie hätten dich tatsächlich besser über mich informieren müssen, diese tumben Idioten.«
»Wer bist du?«, fragte Suko.
»Ein Ägypter.«
»Das weiß ich. Aber wer bist du wirklich? Wie tief sitzt deine Vergangenheit? Geht sie zurück bis in die Urzeit…?«
Cadi setzte sich kerzengerade hin. »Moment mal, was meinst du mit
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