0746 - Das ägyptische Grauen
Urzeit?«
»Atlantis?«
Es hätte nicht viel gefehlt und Cadi wäre aufgesprungen. Er blieb aber sitzen, nur der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich.
Der harte Zug verschwand ein wenig, machte einem Lauern Platz, und dann nickte er langsam. »Ich beginne zu ahnen, Inspektor, weshalb man dich zu mir geschickt hat.«
»Warum denn?«, krächzte Suko.
»Weil du einiges weißt. Mehr als andere. Du hast die Urzeit erwähnt. Kannst du dich da genauer ausdrücken?«
»Die Zeit vor der großen Flut…«
»Atlantis also?«
»Sehr richtig.«
Cadi lächelte. »Was bin ich froh, dich gefangen zu haben. Dein Wissen gefällt mir gar nicht. Möglicherweise kennst du auch den Grund meines Aussteigens.«
»Nein.«
»Dann will ich ihn dir nennen. Ich habe von diesen Zeiten erfahren. Ich wollte aber mehr wissen, deshalb brauchte ich Ruhe. Ich habe mich schon tief in einen gewissen Totenkult einarbeiten können. Ich habe es geschafft, die beiden hier zu finden. Ich brachte sie sogar auf diese Insel. Ich kann sie verschwinden und wieder entstehen lassen, denn unter diesem Boden existiert eine Hydraulik, die mir dies ermöglicht. Aber das ist nicht das Wesentliche. Du weißt jetzt, dass die beiden Köpfe leben, und sie stammen tatsächlich nicht aus Ägypten. Sie haben in der Zeit davor existiert. Sie gehörten zu der Rasse, über die viele Menschen gesprochen haben. Sie waren die ersten Riesen und sie ernährten sich«, jetzt lachte er auf, »von Menschen! Ja, Chinese, sie ernährten sich von Menschen. Heute würde man Kannibalen zu ihnen sagen.« Er beugte sich vor. Seine nächsten Worte drangen zischend aus seinem Mund. »Jetzt rate mal, was mit den drei Vorgängern geschehen ist.«
Suko floss ein Schauder über den Rücken. »Muss ich das sagen?«
»Klar.«
»Sie wurden den Riesen geopfert.«
»Genau. Ich habe sie in das Maul gestopft. Wo du sitzt, wo ich sitze, da waren sie auch einmal. Dann aber senkte sich der gewaltige Oberkiefer und hat sie zermalmt. Gefressen, zu Staub zerrieben, den ich dann in die Flaschen füllte.«
»Die habe ich gesehen.«
»Dann ist ja alles klar. Du hast also erfahren, dass ich mich mit Magie beschäftige. Ich kann dir noch einmal versichern, dass sie etwas Wunderbares ist. Ich habe lange forschen können und sie endlich gefunden. Jetzt haben die beiden Köpfe einen Ehrenplatz erhalten. Von hier aus geht es weiter. Ich werde tief eindringen in die Rätsel der Urzeit, darauf kannst du dich verlassen. Deshalb wollte ich vom Geheimdienst weg. Die neue Aufgabe ist einfach zu wunderbar, um sie zur Seite zu drücken. Ich muss es tun, verstehst du?«
»Schon.«
»Und so etwas kostet Opfer, wenn man mich nicht in Ruhe lässt, mein Freund.«
Sukos Gedanken wirbelten. Die Schmerzen in seinem Kopf hatte er glücklicherweise zurückdrängen können, um sich so auf das Wesentliche zu konzentrieren. Da hatte es also jemand geschafft, zwei Zeugen aus einer uralten Vergangenheit zu holen. Zwei versteinerte Riesen aus einer Zeit, die eigentlich nur in der Erinnerung existierte, aber die Riesen waren nicht tot, sie lebten noch, wenn auch auf eine unvergleichbare grausame Art und Weise, denn ihren Kannibalismus hatten sie nicht vergessen.
Und das Blut der Opfer war aus ihren Augen geflossen, nachdem es seinen Weg in das Gestein gefunden hatte.
Nach diesen Plänen durfte Cadi keine Gnade kennen und auch Suko konnte eigentlich mit seinem Leben abschließen, was er aber nicht wollte. Er sah zwar keinen Hoffnungsschimmer mehr – wenigstens nicht im Augenblick –, er musste nur versuchen, Cadi hinzuhalten und seinen Redefluss in Gang zu halten, denn in dieser Zeit würde er sich immer besser von den Treffern erholen.
»Wer bist du denn wirklich?«
Cadi schüttelte den Kopf. Er hatte die Frage zwar verstanden, ihren Sinn aber nicht begriffen. »Wie meinst du das?« Seine Stimme klang leise, als hätte er Mühe, sie aus den tiefen Gedanken hervorzuholen.
»Ich will es wissen. Bist du einer von der alten Rasse, der überlebt hat?«
Cadi grinste. »Nein, das bin ich nicht.«
»Dann lebst du im Heute?«
»Und wie ich lebe. Ich habe es nur verstanden, mich mit den alten Kräften, den Wissenschaften und den Magien meines Volkes anzufreunden. Ich bin tief in sie eingedrungen und habe erkannt, welch eine Machtfülle sie bieten, Das war einmalig, das war unaussprechlich. Über die Geheimdienstarbeit konnte ich nur lachen.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Wieso?«, schrie er. »Wieso kannst du dir
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