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0746 - Der Zeitlose

Titel: 0746 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hoch.
    „Überlege, was du tust! Ich bin die letzte Möglichkeit für den wirklichen Callibso, hierher zurückzukehren. Wenn du mir etwas tust, wird er endgültig verloren sein. Letzten Endes wird er ein Leben in mir, der völligen Entstofflichung vorziehen."
    Der Transmittergeschädigte begriff diese Worte nicht, aber er war sicher, daß sie der Wahrheit entsprachen.
    „Du kleines Ungeheuer!" stieß er angewidert hervor. „Wer bist du wirklich - und welche Rolle spielst du?"
    Der Zwerg gab seine triumphierende Haltung auf. Erinnerungen schienen ihn zu überwältigen.
    Er fuchtelte mit den Händchen in der Luft herum und schrie: „Ich war immer nur eine armselige Puppe, mit der er herumexperimentierte. Dabei durfte ich die Hütte oben am Hang niemals verlassen."
    „Eine Puppe?" wiederholte Alaska ungläubig. „Du meinst - ein Roboter?"
    Der Zwerg schien ihn nicht zu hören.
    „Ich weiß, was er vor hatte. Er wollte mehrere Ebenbilder seiner selbst schaffen und sie in gefährlichen Situationen einsetzen. Sie sollten ihm gleichen, ohne seine Identität zu besitzen."
    „Das hört sich wie eine Anklage an", stellte Alaska fest. Er war jetzt wieder ruhiger. Der Mord hatte ihn zunächst völlig aus der Fassung gebracht. Vielleicht beurteilte er die Situation völlig falsch.
    War am Ende der Tote schuldig für diese groteske Situation?
    Callibso deutete zur Stadt hinab.
    „Dort unten leben seine Puppen!" Seine Stimme war schrill. „Zu Tausenden hat er sie hergestellt, um sich hier eine Welt nach den eigenen Vorstellungen zu erschaffen. Er konnte die Einsamkeit nicht ertragen, deshalb schuf er immer wieder Puppen. Die dort unten leben vergleichsweise in Frieden und tun das, was er ihnen aufgetragen hat."
    „Wer ist dieser wirkliche Callibso?" unterbrach Alaska den Redeschwall des Gnomen. „Woher kommt er?"
    Das Männchen schüttelte den Kopf.
    „Das weiß ich nicht genau! Aber ich denke, daß er zu einem uralten Volk gehört. Es scheint in seiner Evolution sehr weit fortgeschritten zu sein. Vielleicht ist es völlig vergeistigt. Sie bezeichnen sich selbst als den Verbund der Zeitlosen.
    Callibso konnte nicht zu ihnen zurückkehren, weil er den Anzug der Vernichtung verlor."
    „Ist Callibso ein Cyno?" fragte Alaska aufs Geradewohl.
    „Ich weiß nicht, was dieses Wort bedeutet."
    „Hast du jemals von einem Schwarm von Sonnen und Planeten gehört, der auf einer endlosen Bahn durch das Universum zieht?"
    forschte Alaska weiter.
    Er erhielt keine Antwort. Das Männchen lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Statue und schloß die Augen. Es schien auf irgend etwas zu warten.
    Alaska packte es an den Schultern und schüttelte es heftig.
    „Ich will, daß du mir zuhörst! Du hast einen grauenvollen Mord begangen. Wie kann ich sicher sein, daß alles stimmt, was du mir erzählst? Am Ende wirst du versuchen, mich auch noch umzubringen."
    „Du bist mir gleichgültig", meinte der Zwerg.
    „Dieser Schwarm, von dem ich gesprochen habe", fuhr der Transmittergeschädigte unbeirrt fort. „Warum willst du mir keine Auskünfte darüber geben?"
    „Es ist möglich, daß er darüber gesprochen hat", schränkte die Puppe widerwillig ein.
    „Natürlich!" rief Alaska aus. „Er war einsam. Er hat über viele Dinge mit dir geredet, auch über den Schwarm."
    „Ich habe alles vergessen. Es erschien mir unwichtig."
    „Unwichtig!" Alaska hatte das Gefühl, sich im Kreis zu bewegen. Er deutete auf den Toten am Boden und fragte: „Ist er das? Ist das der wirkliche Callibso?"
    „Ja."
    „Sagtest du nicht, daß du sein Ebenbild bist?"
    „Dies", sagte der Zwerg, „ist sein wirklicher Körper, den er nur in seltenen Fällen aufnahm. Wann immer er auf Welten zu tun hatte, sah er aus wie ich jetzt. Er bezeichnete das als Tarnung."
    Er lachte häßlich. „Niemand nimmt ein Wesen, das so aussieht wie ich, völlig ernst."
    „Welche Ziele verfolgte er?"
    „Er hatte immer nur ein Ziel: Er wollte den Anzug der Vernichtung zurückholen."
    „Das ist ihm offenbar endlich gelungen", sinnierte Alaska.
    „Allerdings kann er sich seines Erfolgs nicht mehr freuen - du hast ihn vorher umgebracht. Wie lange lebte er schon hier?"
    Der Zwerg gab ein glucksendes Geräusch von sich. Er war plötzlich äußerst erregt.
    „Das fragst du ihn am besten selbst", sagte er schnell. „Sein Über-ich dringt in mich ein."
    Inzwischen war es fast hell geworden.
    Der Nebel über der Stadt begann sich zu lichten. Auf den Straßen tauchten vereinzelte Gestalten

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