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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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bot.
    Die Tafel war geschmackvoll gedeckt. Für Nicole war der Platz zur Rechten des Grafen reserviert. Der Stuhl am gegenüberliegenden Tischende war für Zamorra vorgesehen und blieb daher leer.
    Der Gärtner hatte ein Livree angezogen und bediente sie beim Essen. Er machte das so geschickt und aufmerksam, dass er eine Zierde selbst für die besten Pariser Restaurants gewesen wäre. Die Speisen dazu waren hervorragend.
    Nicole hatte mit etwas Ähnlichem wie Tomatensuppe aus der Dose gerechnet, in der Mikrowelle erhitzt.
    Ihre angenehme Enttäuschung versöhnte sie für den Moment mit der Situation. Florace des Esseintes entpuppte sich als Meister des lockerleichten Tischgespräches. Er zeigte sogar Anflüge von Selbstironie, als er einige Anekdoten aus seinem Studentenleben zum besten gab.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ich ein schlechter Student«, gestand er. »Als ich die Universität verließ, werden nur einige Wirte um mich geweint haben, die Professoren jedenfalls nicht. Ich zog mich bald auf dieses Schloss zurück. Die große weite Welt hatte ich gesehen, aber ihre Reize fand ich nie.«
    Nach dem Essen begleitete er Nicole bis zu ihrem Zimmer. Die großen Scheiben im Gang klirrten leise, als draußen Donner grollte.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte der Grâf, um sie zu beruhigen. »Wir könnten jetzt zwar die Gendarmerie verständigen, aber ich bin sicher, dass Ihrem Gefährten dieser Aufruhr eher peinlich wäre. Warten wir einfach noch ein wenig, bevor wir eine Entscheidung treffen.«
    Er verabschiedete sich mit einem Handkuss und entschwand dann den Gang hinunter…
    ***
    In seinen Privaträumen fiel die gelassene Stimmung sofort von dem Grafen ab.
    »Wo ist dieser Trottel?«, schrie er den Gärtner an.
    Antun konnte nur die Schultern zucken. In den letzten Stunden schien er um Jahre gealtert zu sein und bewegte sich auch nur noch wie ein schwacher Greis.
    Der Graf durchmaß die Breite seines Zimmers mit langen Schritten. Nachdem er mehrmals hin und her getigert war und dabei jedes Mal an einen Sessel gestoßen war, blieb er abrupt stehen.
    »Es hat keinen Wert mehr, auf den Kerl zu warten. Wir würden der Frau nur Zeit für Vorbereitungen geben. Vielleicht schnüffelt dieser Zamorra ja im Schloss herum. Ausschließen kann das keiner. Und die Frau wird auch nicht untätig bleiben. Die kann so niedlich die Augen rollen, wie sie will, ich kenne diese Sorte. Eine Handgranate mit Zuckerguss. Wir werden uns die Frau schnappen müssen. Der Mann kommt dann automatisch…«
    ***
    Zamorra blickte erstaunt zum Ufer hin.
    Wo war Huysmans?
    Eben noch hatte er dort am Ufer gestanden, und jetzt schien er wie vom Erdboden verschluckt.
    Ein Rauschen klang vom See her. In der Dämmerung war zunächst nichts zu erkennen, nur Wellen mit leuchtenden Gischtkronen.
    Plötzlich wuchsen die Wogen in die Höhe und rasten auf den Dämonenjäger zu. Bevor Zamorra einen Fluchtversuch unternehmen konnte, brandeten sie auf das Ufer. Im Zusammenbrechen zerfaserten sie in tausend Arme, die hektisch umhertasteten und suchten.
    Ein Schlag traf Zamorra gegen die Brust und trieb ihn schwankend zurück. Es war weniger die Gewalt des Hiebs, die Zamorra für einige Augenblicke lähmte. Vielmehr war es die unbekannte Macht, die er hinter dem Angriff spürte. Sie war gewaltig, rücksichtslos und so boshaft, dass es ihm den Atem raubte.
    Instinktiv zog er den Maori-Stab aus seiner Tasche und schleuderte ihn weit vom See weg.
    Wieder brachen sich die Wellen tosend am Ufer. Sie stiegen hoch und formten sich zu Gestalten.
    Zamorra schwankte, ob er zum Blaster greifen oder sich auf das magische Amulett verlassen sollte. Erneut traf sein Instinkt die Entscheidung.
    Die Finger des Dämonenjägers glitten über die Hieroglyphen des Amuletts. Blitzstrahlen brachen aus der Mitte von Merlins Stern.
    Einige der heranstürmenden Gestalten fielen getroffen in sich zusammen. Ein Zischen erklang, als würde Wasser auf eine heiße Herdplatte gegossen, Dampfwolken brodelten.
    Die Angreifer unterbrachen ihren Sturmlauf keine Sekunde. Dort, wo die Blitzstrahlen des Amuletts eine Lücke gerissen hatten, tauchten sofort wieder neue Gegner auf. Sie warteten scheinbar nur auf eine Gelegenheit, um sich heranzudrängen. Es waren menschliche Gestalten - groß, breitschultrig, muskulös -, die sich trotz ihrer Massigkeit mit gleitender Geschmeidigkeit bewegten.
    Es waren zu viele. Der Erste erreichte den Dämonenjäger und schlug zu. Zamorra wich

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