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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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verwünschte sich selbst, weil er keine Lampe mitgenommen hatte.
    »Hier bin ich, Zamorra!«
    Die Stimme von Huysmans klang leise durch die heulenden Windböen. Der Dämonenjäger blickte sich suchend um und entdeckte seinen Freund zwischen einigen Büschen. Zamorra winkte ihm kurz zu, bevor er weiter auf ihn zuging und…
    Plötzlich war Huysmans verschwunden, von einem Augenblick auf den nächsten!
    Und dann erfolgte der Angriff…
    ***
    »Der Mann ist sehr dumm«, sagte der Rakikeke. »Er ist wie ein Fisch, der in das Netz des Fischers schwimmt.«
    Der hagere Maori beugte sich über ein tischgroßes Stück Walhaut, das zwischen vier Holzstäben aufgespannt war. Auf der mattgelben Oberfläche bewegten sich Linien, als würde ein unsichtbarer Pinsel Zeichnungen hinwerfen und sie ebenso schnell wieder übermalen. Es wirkte wie ein holpriger Zeichentrickfilm.
    Jetzt war ein Mann zu sehen, der seinen Arm zum Winken hob und dann vorwärts schritt.
    »Du verwechselst Dummheit mit Unerfahrenheit«, antwortete der Manivatu. »Er weiß einfach nicht, womit er es zu tun hat.« Der Dicke schaute ebenso wie sein Begleiter gespannt auf die Walhaut.
    Die beiden Männer saßen im Schatten der großen Trommeln, die den Dorfplatz beherrschten. Die untergehende Sonne warf lange Schatten über den Strand. Dort lieferte sich eine Gruppe Männer, angefeuert von jungen Mädchen, einen heftigen Kampf um einen Ball aus Fischleder. Weiße, schwalbenartige Vögel tanzten kreischend am Himmel.
    Der Rakikeke zuckte bei einem besonders lauten Jubelschrei zusammen und warf einen missbilligenden Blick auf die Gruppe.
    »Lass sie!«, befahl der Manivatu.
    »Wenn Gratakas Hakaris entstehen, werden unsere Taiha-Kämpfer einen schweren Stand haben. Freude stärkt jeden Krieger.«
    »Gratakas Wasserdämonen sind schon da«, stellte der Rakikeke mit einem Blick auf die Walhaut fest. »Sie werden die Bleichhaut zerfetzen.«
    »Wir werden ihm helfen müssen.«
    »Das könnte ein Fehler sein«, warnte der Rakikeke. Sein Gesicht wurde zu einer Grimasse des Missfallens. Die Linien seiner Tätowierungen verzogen sich und formten die Fratze eines dämonischen Waldwesens.
    Der Manivatu betrachtete diese Reaktion mit spöttischer Gelassenheit.
    »Rakikeke, deine Welt ist angefüllt mit Feinden«, stichelte er.
    »Es ist nicht meine Welt. Es ist die Welt, in der ich leben muss.«
    »Es ist die Welt, aus der wir von Grataka vertrieben werden, wenn er seine Ziele erreicht.«
    »Es ist die Welt, aus der uns die Bleichhäute ebenso vertreiben werden.«
    »Wir werden sehen, und wir werden tun, was notwendig und gut und ehrenhaft ist«, entschied der Manivatu und wandte seine Aufmerksamkeit erneut der Walhaut zu.
    ***
    »Es ist mir außerordentlich peinlich«, sagte Nicole Duval und lief tatsächlich rot an.
    Graf Florace des Esseintes lächelte zuvorkommend und bat sie mit einer eleganten Geste, doch Platz zu nehmen.
    »Ihr Gefährte wollte einen Spaziergang unternehmen, sagten Sie?«, erkundigte er sich - völlig überflüssigerweise, denn Nicole hatte ihm diese Tatsache schon zweimal mitgeteilt.
    »Das könnte gefährlich werden«, fuhr der Graf fort. »Wir sind hier an den Ausläufern des Argonner Waldes. Eine raue Gegend. Man kann sich leicht verirren, wenn man sich nicht auskennt. Die Wege sind hier selten markiert. Es gibt zahlreiche Schluchten und…« Er stutzte. »Ach was, wie komme ich dazu, Sie mit diesen Schauermärchen zu verschrecken. Aber zumindest mit dem Essen können wir nicht warten.«
    »Wer nicht kommt zur rechten Zeit…«, gab Nicole den Beginn eines Sprichwortes zum Besten. Tatsächlich schwankte sie zwischen Besorgnis und Verärgerung. Zamorra mochte gute Gründe für seine Verspätung haben. Trotzdem war es einfach nicht in Ordnung, sie mit diesem Horror-Grafen allein zu lassen, von dem sie mit Sicherheit wussten, dass er hinterhältige Pläne schmiedete.
    Zamorra hatte sie nicht von seinem Zusammentreffen mit Huysmans informiert und davon, dass er für diesen den Stab besorgen sollte, deshalb konnte Nicole nicht wissen, dass der Dämonenjäger ein weiteres Mal zum See unterwegs war.
    Von ihrem persönlichen Ärger abgesehen musste Nicole den Stil des Grafen bewundern. Des Esseintes hatte sie in einen mit Kerzen beleuchteten Speisesaal geführt. Spiegel an den Wänden warfen das Bild der flackernden Flammen zurück. Die Wände selbst schienen zu verschwinden und einem unendlichen Raum Platz zu machen, in dem nur das Licht einen Halt

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