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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Logan sich setzte.
    Bane drehte sich zur Tür um, gespannt auf diesen ›Old Man‹, dessen Namen er nun schon einige Male gehört hatte und von dem man glaubte, er, Bane, sei seinetwegen hierher gekommen.
    Er erwartete, einen… nun, eben einen alten Mann zu sehen, einen ›Oldtimer‹, der in Nameless so etwas wie der Dorfälteste sein mochte.
    Was er jedoch sah, verschlug ihm für einen Moment buchstäblich den Atem.
    Old Man war - ein Jungei
    Ein sehr junger Knabe, der kaum älter als Fünfzehn sein konnte.
    Mit dem fast hüftlangen, schneeweißen Haar eines sehr alten Indianers.
    ***
    Dieser ›Old Man‹ war nicht allein, sondern in Begleitung eines anderen Indianers, den Bane für einen Navajo hielt und der ebenfalls jung, wenn auch wohl etwas älter war als der andere. Bane schätzte ihn auf Anfang oder Mitte Zwanzig.
    Beide trugen Lederkleidung und Mokassins.
    Old Man sah seinen Begleiter jetzt schweigend, aber eindeutig fragend an, und der andere, schwarzhaarig und von sehniger Gestalt, nickte und sagte: »Das ist er.«
    Fast lautlos trat Old Man nun auf Bane zu. Er bewegte sich mit der Kraft und Würde eines alten Mannes, seinem knabenhaften Körper zum Trotz. Zwei Schritte vor Bane blieb er stehen, sodass er diesem in die Augen sehen konnte, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen.
    Diese Augen…
    Bane erwiderte ihren Blick, studierte sie und befand, dass dies nicht die Augen eines Kindes waren, sondern in der Tat die eines alten Mannes. Es war fast, als könne man darin sehen, was sie geschaut hatten - vieles nämlich, und das in sehr, sehr langen Jahren. Und Dinge, die nicht vieler Menschen Augen je gesehen hatten…
    Der auf eigenartige Weise spürbar jüngere Navajo - Old Mans Stammeszugehörigkeit vermochte Bane nicht zu erraten - trat hinter den jungen Alten und richtete seinen Blick gleichfalls auf Bane.
    »Verzeih mir«, sagte der Navajo. »Kannst du das - mir verzeihen?«
    »Ich?«, fragte Bane verwirrt. »Was denn?«
    Doch plötzlich war da wieder diese Ahnung wie vorhin, als er den Funken in Logans Augen gesehen hatte. Aber wieder wollte sich die Ahnung nicht fassen lassen, geschweige denn konkret werden.
    Der Navajo setzte zu einer Antwort an, doch Old Man hob die Hand, wie beiläufig nur, und sein Begleiter schwieg.
    Dieser Junge mit den weißen Haaren war ganz sicher eine der merkwürdigsten, rätselhaftesten Personen, auf die Royce Bane je getroffen war. Und er kannte viele, sehr viele merkwürdige, rätselhafte Leute…
    Old Man gebot vielleicht über eine Macht, die über die bloße Autorität, die ein Mensch ausstrahlen konnte, hinaus ging. Selbst Bane, der nichts mit diesem ›komischen Alten‹ zu schaffen hatte, spürte sie und vermochte sich ihr kaum zu entziehen. Wenn er auch nicht hätte sagen können, was diese Macht nun genau mit ihm tat…
    Sie schien ihn gefügig machen zu wollen, einem Sedativ gleich. Aber das war nicht alles, sie…
    »Tut es noch weh?«, fragte Old Man unvermittelt. Dabei streifte sein Blick Banes Schulter.
    Und mit einem Mal schloss, sich etwas wie eine Faust um Banes innere Ahnung, komprimierte sie zu Wissen, und das mit einer so unheimlichen, so gewaltigen Kraft, dass er beinahe aufstöhnte!
    »Woher…?«, setzte er an. Woher weißt du davon?, hatte er fragen wollen, doch er glaubte die Antwort zu kennen. Deshalb fragte er: »Wer bist du? Was bist du?«
    »Ein Freund«, antwortete Old Man. »Jemand, der dir helfen möchte. Und der Einzige, der es vielleicht kann.«
    »Was redest du da, Junge?«, entgegnete Bane, bewusst den Respekt ignorierend, den auch er diesem Old Man gegenüber empfand. »Ich -«
    Wieder hob Old Man nur die Hand, und diesmal verstummte Bane, als habe er vergessen, was ihm eben noch auf der Zunge gelegen hatte.
    »Komm mit uns«,, sagte Old Man.
    »Bestimmt nicht!«, knurrte Bane. »Sag mir, wer du bist und was du von mir willst!«
    »Unterwegs wird genug Zeit sein, dir alles zu erklären. Komm, lass mich dir den Weg zeigen.«
    Er machte eine einladende Geste in Richtung der Tür, und zu seiner Überraschung stellte Bane fest, dass er schon den ersten Schritt tun wollte, um tatsächlich zu gehen, ohne weitere Fragen zu stellen, ohne zu wissen, was hier gespielt wurde.
    Er riss sich zusammen, mahnte sich zur Besinnung, spürte, wie der sonderbare Bann, in dem er sich eben noch gefühlt hatte, von ihm abfiel, und blieb stehen.
    »Nein«, sägte er mit bemüht fester Stimme - und sah aus dem Augenwinkel den Schatten, der schräg

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