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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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klang das Geräusch, mit dem sich Royce Bane nun vollends herumdrehte, weil die Stuhlbeine über den Dielenboden kratzten.
    »Meine Herren«, begann er, »wenn Sie Fragen zu meiner Wenigkeit haben, wenden Sie sich doch bitte an mich persönlich. Ich erteile Ihnen gern jedwede Auskunft, so es mir möglich ist.«
    Niemand machte von seinem höflichen Angebot Gebrauch. Und der Sprecher von eben tat gerade so, als hätte Bane überhaupt nichts gesagt, indem er fortfuhr: »Ich sage, der Kerl ist der Jäger!«
    Der Mann war vermutlich der Älteste im Raum, hatte grau meliertes Haupt-und Barthaar und Augen von der gleichen Farbe, deren Blick Bane regelrecht anvisierte. Als nehme er ihn mit einem Schießeisen aufs Korn.
    »Ach…«, war nun endlich wieder eine andere Stimme zu vernehmen; Bane sah nicht, wessen es war, da er dem Blick des Grauhaarigen eisern standhielt.
    Und ein anderer meinte: »Unsinn! Wie kommst du denn auf die Idee, Logan?«
    Logan, der Grauhaarige, antwortete mit einer Gegenfrage: »Warum sollte er es nicht sein? Er ist ein Fremder und…«
    »Wenn er der Jäger wäre«, meldete sich ein Dritter zu Wort, »wieso sollte er dann ausgerechnet ins Stone kommen? Und warum lässt er sich dann überhaupt offen in der Stadt blicken? Das wäre doch verrückt, oder nicht?«
    »Vielleicht rechnet er ja genau damit«, sagte Logan.
    »Wie meinst du das?«, hakte sein Vorredner nach.
    »Damit, dass wir ihn nicht für so verrückt halten, hierher zu kommen, in unsere Mitte, als wollte er sich den Wölfen zum Fraß vorwerfen!«
    In Logans eisgrauen Augen zündete etwas wie ein Funke bei diesen seinen Worten.
    Bane spannte sich unwillkürlich. Er wartete, dass… Er wusste nicht, was genau er glaubte, dass passieren würde. Er hatte nur eine vage Ahnung.
    Ehe diese sich aber verdichten konnte und bevor wirklich geschah, was sich da androhte, kam Gaston Peverell herbei, eine schwere Gusseisenpfanne in der Hand, und rief munter, wenn auch mit einem bösen Blick auf Logan: »Bitte sehr, Ihr Diner, Monsieur. Ich hoffe, es mundet Ihnen.«
    Geschickt mit Löffel und Gabel hantierend nahm er Elchsteak, Bratkartoffeln und Speckbohnen aus der Pfanne und legte die Speisen auf den Teller. Der herrliche Duft ließ Bane die angespannte Situation von eben fast vergessen.
    Fast, und auch nur für einen Moment.
    Ein Schatten fiel von hinten über ihn. Und Logans Stimme erklang jetzt direkt hinter Banes Stuhl.
    »Ich hoffe, dass du daran erstickst - Jäger!«
    »Logan, ieh bitte dich«, wandte sich der Wirt an den Bärtigen. »Was soll das? Ich dulde nicht, dass du meine Gäste beleidigst! Ich verstehe deinen Zorn, deine Trauer, aber…«
    »Nein, das tust du nicht!«, fuhr Logan ihn an. »Wie könntest du auch? Dir hat der Jäger nicht das Liebste genommen! Aber dazu kommt es vielleicht noch -wenn wir nicht endlich etwas gegen ihn unternehmen!«
    »Und du glaubst, dich wahllos an Fremden zu vergreifen, die aus welchem Grund auch immer hier auftauchen, sei der richtige Weg?«, fragte jemand aus der Runde.
    »Warum nicht?«, knurrte Logan. »Das ist in jedem Fall ein sicherer Weg! Und nach ihm«, er deutete auf Bane, »sollten wir uns am besten auch den alten Spinner vornehmen, diesen New Yorker…«
    »Logan, hör auf!«, fiel ihm Gaston Peverell ins Wort.
    »Nein, lass ihn!«, mischte sich ein weiterer Mann ein. »Vielleicht hat er Recht. Vielleicht…«
    Bane rückte mit seinem Stuhl nach hinten, absichtlich so, dass er Logan damit erwischte und ihn zurückstieß. In der gleichen Bewegung schraubte sich Bane in die Höhe und herum, sodass er die Männer ansehen konnte.
    Er wollte etwas sagen, sich erklären und erklärt wissen, wovon hier die Rede war.
    Doch dazu kam es nicht.
    Logan hatte sich gefangen, heftete seinen Blick wieder auf Bane, und der Funke kehrte in seine Augen zurück, fand Nahrung, wurde zur Flamme und drohte zum Feuer zu werden.
    Doch da erlosch die Flamme. Wie eine Kerze, die jemand ausblies.
    Und im gleichen Augenblick erklang hinter Banes Rücken, von der Eingangstür her, eine Stimme.
    »Nein, Logan. Setz dich.« Und: »Beruhigt euch. Alle.«
    Die Stimme war nicht schneidend, nicht befehlend, und doch war etwas in ihr, ein nicht zu fassender Unterton, der nicht einmal den Gedanken an Widerstand aufkommen ließ.
    »Old Man«, flüsterte jemand, erstaunt und ein bisschen erschrocken in einem, und andere wiederholten den Namen raunend, während die eben noch wie greifbar in der Luft liegende Spannung verging und

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