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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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der Stone Tavern an, nahm sein Gepäck, das nur aus Satteltasche und Gewehr bestand, betrat das Lokal - und sah sich abermals überrascht!
    Erwartet hatte er eine nach Rauch, altem Bier und Schweiß miefende Bar, zerschrammte Tische - und Schmutz. Was er stattdessen vorfand, hätte auch in größeren Städten den Zuspruch eines verwöhnten Publikums gefunden: eine anheimelnde Gaststätte im rustikalen Stil, fast elegant durch die weißen Tischdecken, und vor allem pieksauber.
    Gegenüber der Eingangstür hing ein rotsamtener Vorhang, hinter dem sich eine Bühne befinden mochte. Aus der irgendwo versteckt liegenden Küche drang ein Wohlgeruch, der Banes Hunger schlagartig weckte und ihn geradezu schmerzhaft daran erinnerte, dass er seit dem frühen gestrigen Abend nichts mehr gegessen hatte.
    Die Männer an den Tischen hätten schon eher in einen Saloon gepasst, wie Bane ihn hier vorzufinden gedacht hatte. Es waren einfache Leute in schlichter, teils abgetragener Kleidung. Einige unterhielten sich, an einem Tisch spielte man Karten. Dass diese Männer hier verkehrten und die offensichtliche Spleenigkeit des Inhabers duldeten, lag vermutlich allein daran, dass das Stone die einzige Taverne in Nameless war.
    Bei Banes Eintreten verstummten die Gespräche an den vier besetzten Tischen, und die Männer wandten die Köpfe synchron der Tür zu. Unverhohlen musterten sie den Neuankömmling von Kopf bis Fuß, und wiederum las Bane in einigen der Blicke und Mienen etwas wie Erkennen, in anderen Misstrauen - wobei ihm Letzteres allerdings fast lieber, weil erklärlich war…
    Bevor die Musterung seiner Person und das daraus resultierende Schweigen wirklich unangenehm werden konnten, eilte rechts hinter dem auf Hochglanz polierten Schanktisch ein kräftiger Mann mit Bauchansatz und blütenweißer Schürze hervor und auf Bane zu. Mit einer halben Verbeugung, strahlendem Lächeln und französischem Akzent stellte er sich vor. »Gaston Peverell. Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Etablissement, Monsieur. Womit kann ich Ihnen die…?«
    Plötzlich hielt er inne, mitten im Wort, und beäugte den neuen Gast, erst neugierig, dann seltsam vertraulich. Zugleich sog er schnüffelnd die Luft ein.
    »Sagen Sie nichts, Monsieur. Ich weiß, wonach Sie suchen«, behauptete er.
    Bane rettete sich in ein verlegenes Lächeln. »Nun, das ist sicher nicht schwer zu erraten. Ein Zimmer, eine Mahlzeit - und ein Bad.«
    »Nein, nein, das meinte ich nicht«, entgegnete Gaston Peverell mit einer wedelnden Handbewegung. »Sie suchen«, er beugte sich etwas vor und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Raunen, »Old Man. Habe ich Recht?«
    »Old Man?«, wiederholte Bane verständnislos. »Ich… nein, ich suche niemanden hier, Sir. Niemanden Bestimmtes zumindest.«
    Wieder wedelte Peverell mit der Hand. »Nur keine Scheu, mein Guter.« Er wies in die Runde. »Sie sind hier unter Freunden. Unter Brüdern sozusagen.«
    »Sorry, Sir, ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden«, beharrte Bane. »Vielleicht verwechseln Sie mich ja mit jemandem?«
    »Alles zu seiner Zeit. Niemand will und wird Sie drängen, Monsieur.« Abrupt wechselte Gaston Peverell das Thema. »Ein Zimmer also, ein Bad und eine Mahlzeit?«
    Royce Bane nickte heftig, denn er hatte seit dem frühen gestrigen Abend nichts mehr gegessen. »In umgekehrter Reihenfolge, wenn's geht.«
    »Mit vollem Magen zu baden ist aber sehr ungesund, Monsieur«, warnte der Wirt augenzwinkernd.
    »Ich werd's überleben, schätze ich«, erwiderte Bane. »Ich hab schon ganz andere Sachen überstanden.«
    Peverell legte ihm die Hand auf die Schulter und verfiel wieder in den Verschwörerton: »Wie wir alle, Monsieur, wie wir alle…«
    ***
    Während Royce Bane an einem der Tische auf sein Essen wartete, sprach man an einigen der anderen Tische über ihn. Nicht unverschämt laut, aber doch laut genug, dass er es auch dann gehört hätte, wäre sein Gehör weniger gut gewesen.
    Dem, was Bane aufschnappte, nach zu schließen, glaubte jedermann hier zu wissen, weshalb er nach Nameless gekommen war. Und auch der Name ›Old Man‹, den der Wirt schon erwähnt hatte, fiel einige Male.
    Bane war drauf und dran, sich umzudrehen und sich persönlich in die Gespräche über seine Person einzumischen, als jemand sagte, und zwar so laut, dass alle anderen verstummten: »Was, wenn ihr euch irrt, Leute? Was, wenn er der Jäger ist?«
    Die Stille war absolut. Niemand im Raum schien mehr zu atmen.
    Um so lauter

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