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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ausweisen musste. Der Majordomus, ein fast glatzköpfiger Mann in reichlich reifem Alter, kannte und begrüßte ihn mit Namen und half ihm aus dem vom Regenwasser bleischweren Ledermantel mit Pelzbesatz. Ein maßgefertigtes Stück. Leder und Pelz hatte Vanduren seinem Schneider selbst geliefert und mithin ein echtes Unikat erhalten, auch was die Materialien anging…
    »Mr. Bancroft erwartet Sie bereits, Sir«, sagte der Majordomus, nachdem ihm ein jüngerer Mann in Livree den Mantel abgenommen hatte, um ihn in der Garderobe aufzuhängen. »Wenn Sie mir bitte folgen möchten?«
    Vanduren nickte und ging dem Diener nach, umweht von den Wohlgerüchen edler Hölzer und feiner Tabake, vorbei an der doppelflügligen Tür zum Großen Salon, in dem die Herren in Sesseln saßen, allein und in Gruppen. Er hörte Stimmen, ohne Worte zu verstehen, als würden sie von dem blauen Dunst gedämpft, der wie ein Miniaturhimmel unter der Decke des Salons hing. Er sah einige bekannte Gesichter unter den Versammelten, doch keiner dieser Gents grüßte ihn. Man schätzte zwar seine Dienste beziehungsweise das, was er ihnen zu liefern imstande war, behielt aber das Geheimnis, zu Merlow Vandurens Kundenstamm zu gehören, für sich.
    Der Majordomus geleitete Vanduren über die breite Treppe empor in die erste Etage. Hier befanden sich kleinere Räume, jedoch nicht weniger vornehm eingerichtet, in die sich Mitglieder zu privaten Zwecken zurückziehen konnte. Vor einer dunklen Tür, die Einlegearbeiten aus Sandelholz zierten, verhielt der Majordomus, klopfte, und auf das drinnen erklingende »Ja, bitte?« öffnete er die Tür.
    Vanduren betrat das Zimmer, der Majordomus schloss die Tür von draußen, lautlos, ganz dienstbarer Geist.
    Eine Stehlampe tauchte den in orientalisch anmutendem Stil ausstaffierten Raum in sanftgoldenes Licht, das die Schatten nicht auflöste, sondern lediglich in die Ecken trieb.
    Richard Bancroft stand am Fenster und sah hinaus. Draußen spaltete gerade ein weiterer Blitz das wolkenschwere Firmament. Im grellen Gegenlicht wirkte Bancroft einen Augenblick lang selbst wie ein Schatten. Das elektrische Licht im Raum flackerte kurz, wie im Gleichtakt mit dem des Blitzes. Sekunden später grollte Donner, der den Boden sacht vibrieren ließ.
    »Scheint, als zöge der Sturm ab«, sagte Bancroft anstelle einer Begrüßung.
    Vanduren lächelte in sich hinein. Er war es gewohnt, dass sich seine Kunden eher befangen fühlten in seiner Gegenwart. Schließlich kannte er zumindest eines ihrer ganz intimen Geheimnisse, wusste, woran es ihnen mangelte…
    Richard Bancroft, ein hoch gewachsener, aber hagerer Mann Anfang Fünfzig, mit schütterem Haar, zählte noch nicht lange zu Vandurens Kunden.
    Vanduren belieferte ihn heute erst zum dritten Mal. Ein anderes Klub-Mitglied, ebenfalls ein Abnehmer Vandurens, hatte den Kontakt vermittelt. Auf diese Weise war das Gros seiner Geschäftsbeziehungen zustande gekommen. Er inserierte nicht, betrieb auch sonst keinerlei Werbung, verließ sich ganz auf die Mundpropaganda, die dank der überzeugenden Wirkung seines Produkts auch vollauf genügte. Größer durfte sein erlesener und vor allem zahlungskräftiger Kundenstamm auch kaum noch werden, schließlich konnte Vanduren nicht in unbegrenzter Menge liefern. Eine Massenfertigung wäre gar nicht machbar gewesen.
    Bancroft sah gut aus. Vital. Kräftiger und gesünder als bei ihrer ersten Begegnung. Ein ursprünglich nicht beabsichtigter, aber doch willkommener Nebeneffekt des Mittels.
    Vanduren machte seinem Gegenüber ein entsprechendes Kompliment und weichte dessen Unbehagen damit etwas auf. Bancroft brachte sogar ein Lächeln zustande.
    »Haben Sie es dabei?«, fragte er dann, schüchtern fast wie ein Pennäler, der zum ersten Mal ein Mädchen zum Rendezvous bittet.
    »Natürlich«, entgegnete Vanduren. »Deshalb bin ich doch hier.«
    Er fasste in die Innentasche seines altmodischen Gehrocks, und als seine Hand wieder zum Vorschein kam, klemmten zwischen den Fingern zwei Fläschchen aus braunem Glas, beide verkorkt und mit Wachs versiegelt. Das eine enthielt eine pulvrige, das andere eine dunkle, etwas zähflüssige Substanz.
    Er reichte die Fläschchen Bancroft, der sie mit leicht zittrigen Händen entgegennahm, wobei Vanduren wieder einmal der wunderbar gearbeitete, goldene Siegelring am rechten Ringfinger auffiel.
    »Sie wissen noch, wie die Mischung zu dosieren ist?«, fragte er.
    Bancroft nickte, den Blick wie gebannt auf die kleinen

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