075 - Die Schöne und der Höllenwolf
daß die angeschlagenen Gegner am gefährlichsten sind.
Das bewies die Wölfin auch sofort.
Ihr Prankenhieb schleuderte Cruv gegen die Wand. Sie flog hinter ihm her und hämmerte noch einmal zu. Cruv wurde hochgewirbelt und landete hart auf dem Boden.
Das Untier glaubte, ihn schon besiegt zu haben, doch Cruv war zäh wie ein Gummiball. Je kräftiger man ihn zu Boden schleuderte, desto rasanter kam er wieder hoch.
Abermals traf er mit dem faustgroßen Massivsilberknauf. Die Kugel landete genau zwischen den höllisch flackernden Lichtern des Werwolfs.
Sharon Griffith knickte in den Knien kurz ein. Mit den Armen vollführte sie unkontrollierte Bewegungen.
Und Cruv drehte den Stock um!
Die Spitzen des magischen Dreizacks wiesen auf die Brust der gefährlichen Wölfin, die nur ein Ziel kannte: Cruv zu töten. Doch dazu ließ es der Gnom von der Prä-Welt Coor nicht kommen.
Er kam der mordlüsternen Bestie zuvor. Blitzschnell und kraftvoll stieß er zu…
***
Gless verfolgte die Verwandlung mit entsetzensstarrem Blick. Er fand keine vernünftige Erklärung für dieses grauenerregende Schauspiel, das ihm sein Freund David Vaughn bot.
Freund? Nein, dieses Ungeheuer war nicht mehr sein Freund! Gierig hatte Vaughn das blutige Fleisch verschlungen, und nun wollte er mehr davon haben.
Robert Gless griff nach einem langen Fleischmesser, und als sich das Monster vorwärtswuchtete, stach er zu, doch er erreichte damit nichts. Für jeden Menschen wäre dieser eine Stich tödlich gewesen, doch Vaughn zuckte nicht einmal zusammen.
Gless ließ das Messer fallen und torkelte zurück. Die nackte Angst grub tiefe Falten in sein Gesicht.
Vaughn bleckte die schrecklichen Zähne. Das Knurren, das er ausstieß, ging Gless durch Mark und Bein.
Kalter Schweiß brach Robert Gless aus allen Poren. Vaughn starrte ihn durchdringend an. Gless wich immer weiter zurück. Bis zur Küchentür tastete er sich, und dann hetzte er hinaus.
Vaughn folgte ihm, holte ihn mit wenigen Sätzen ein und beförderte ihn mit einem kraftvollen Hieb in den Livingroom.
Der Schmerz lähmte Gless' linken Arm. Verstört schüttelte er den Kopf. »Nein… David… Ich bitte dich…« Aber konnte Vaughn ihn jetzt noch verstehen? Er war ein Tier. Ein Ungeheuer. Schonung und Mitleid durfte er von ihm nicht erwarten.
Vaughn schlug mit den Pranken nach ihm.
Gless warf ihm alles entgegen, was sich in seiner Reichweite befand, doch Vaughn war nicht zu stoppen. Unbeirrt ging er weiter, und in einer Ecke stellte er Robert Gless.
Der Mann war verloren.
***
Wir sahen Vaughns Wagen vor Gless' Haus stehen und hörten den Kampflärm. Roxane stürmte mit mir die Stufen hinauf, und Sekunden später befanden wir uns in Gless' Villa.
Als mir das Knurren des Werwolfs entgegenflog, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. Wir waren zum erstenmal hier, aber es war nicht schwierig, sich zurechtzufinden.
Das Knurren des Wolfs wies uns den Weg.
Vaughn hörte uns kommen. Er traf sofort Schutzmaßnahmen, indem er Robert Gless packte, an sich drückte und sich mit ihm uns zuwandte.
Jetzt konnten wir nichts mehr tun. Roxane kam mit ihrer Hexenkraft nicht an, und ich konnte meinen Revolver vergessen, denn Vaughn stand hinter Gless.
»Okay!« sagte ich mit belegter Stimme. »Wir geben uns geschlagen.«
Ich legte meinen Colt Diamondback auf eine Anrichte aus dunkelbraunem Walnußholz. Wenn wir Glück hatten, fiel das Monster darauf herein.
Daß Roxane »bewaffnet« war, war nicht zu sehen. Mit leeren Händen stand sie da. Sie wußte, was ich bezweckte, und sie wartete sichtlich gespannt auf ihre Chance.
Ich trat zwei Schritte zurück und spreizte die Arme leicht ab. Ich sagte Vaughn, er könne gehen. Wir würden nicht versuchen, ihn daran zu hindern. Er solle nur Robert Gless loslassen.
Natürlich hätte er das nicht zu tun brauchen. Wir konnten es ihm nicht befehlen, befanden uns in einer verdammt schwachen Position.
»Du kannst wählen!« sagte ich heiser. »Wenn du Gless tötest, bist du dran, denn dann brauche ich nicht mehr Rücksicht zu nehmen. Mein Revolver ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Du weißt, was das bedeutet.«
Sekunden vertickten, und es passierte überhaupt nichts. Ich dachte schon, Vaughn hätte mich nicht verstanden, aber dann ließ er Gless los.
Das Warten hatte gewaltig an meinen Nerven gezerrt.
»Mr. Gless«, stieß ich aufgewühlt hervor. »Würden Sie bitte zu uns kommen?«
Der Mann kam langsam auf uns zu. Als er den dritten Schritt
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