0750 - Ein Freund der Posbis
darüber klar, was das Spektakel zu bedeuten hatte.
Ich war offenbar mitten in eine Art Vhrato-Kloster hineingesprungen, und man glaubte mir, daß ich der Verkünder des Sonnenboten war.
„Vorsichtig, Kinder", wehrte ich sie ab. „Ich bin etwas unglücklich gestürzt. Mein rechtes Bein scheint gebrochen zu sein."
Viele der Frauen brachen spontan in Tränen aus. Sie hoben mich äußerst behutsam auf und trugen mich in die Kuppel. Ich ließ es mir gefallen. Zum einen konnte ich ohnehin nicht gehen, und zum anderen hatte ich durchaus nichts dagegen, von so vielen schönen Frauen verwöhnt zu werden.
In meiner Phantasie malte ich mir bereits aus, was hier alles passieren konnte!
Wir kamen in eine Prunkhalle, in der etwa fünfzig junge Frauen auf dem Boden knieten. Jubelnd und lachend empfingen sie mich, rührten sich aber nicht von der Stelle. Zwei alte und korpulente Frauen traten würdevoll auf mich zu. Eine von ihnen ergriff meinen Arm.
„Du bist der Verkünder des Sonnenboten?" fragte sie mit schriller Stimme.
Mir wurde angst und bange. Auf was hatte ich mich da eingelassen! Einen Rückzieher konnte ich jetzt aber unmöglich machen, denn dann wäre ich im hohen Bogen herausgeworfen worden. Vielleicht wäre es noch schlimmer gekommen.
„Ich bin der Verkünder des Sonnenboten", wiederholte ich daher. Im nächsten Moment brach ein Orkan über mich herein.
Die Frauen schrieen, daß ich fürchtete, die Kuppel werde einstürzen.
Einen derartigen Freudentaumel hatte ich noch niemals zuvor erlebt. Ich spürte plötzlich, daß ich Macht hatte. Mit diesen Menschen konnte ich alles machen. Ich war mir darüber klar, daß bald eine gewisse Ernüchterung eintreten würde, bis dahin aber konnte ich mich zum Beherrscher dieses Klosters machen.
„Hm", dachte ich. „Auch keine schlechte Idee. Statt von Posbis von etwa hundert Frauen umsorgt und gepflegt zu werden. Das wäre eine recht angenehme Art zu leben."
Danach wohnte ich einer eigenartigen Zeremonie bei, bei der Vhrato, der Sonnenbote, geehrt wurde. Und hier merkte ich, daß der religiöse Charakter des Vhrato-Kults gar nicht so ausgeprägt war. Die Priesterinnen sprachen von der Befreiung der Galaxis, von der Vertreibung der bösen Mächte aus dem Dunkel, womit eindeutig die Laren gemeint waren, und sie nannten den Namen Rhodan. So erklärte sich der Vhrato-Kult auf Trampanot als eine raffinierte Mischung aus Religion und Politik. Ich konnte beobachten, daß die Frauen in einen wahren Begeisterungstaumel gerieten.
Leider konnte ich die Veranstaltung nicht bis zu ihrem Ende verfolgen, denn die Schmerzen in meinem Knie wurden so groß, daß ich bewußtlos wurde.
Als ich erwachte, lag ich in einem Bett, und mein Bein war geschient. Vier junge Frauen saßen neben mir und wachten über mich. Sie lächelten, als sie sahen, daß ich die Augen aufschlug.
Es dauerte noch einige Minuten, bis ich ganz klar war, aber dann ritt mich erneut der Teufel.
Ich begann mit den vier hübschen Geschöpfen zu flirten, und sie gingen prompt darauf ein. Es wurde eine fröhliche Runde, bei der mein einziges Problem war, wie ich drei der Frauen für einige Zeit loswerden konnte. Tatsächlich ergab sich im Laufe des Tages die Gelegenheit dazu.
Die Vhrato-Schülerinnen kamen nun offenbar zu der Ansicht, daß es für sie viel angenehmer war, wenn immer nur eine von ihnen über mich wachte.
Währenddessen - das erfuhr ich so nebenbei - inszenierten die beiden höchsten Vhrato-Priesterinnen einen Sonnenboten-Wirbel, der den ganzen Planeten erfaßte. Die Menschen von Trampanot leisteten passiven Widerstand gegen die Laren. Sie ließen sich nicht mehr wie Sklaven behandeln. Sie schöpften Hoffnung auf Befreiung und machten den Laren Schwierigkeiten, wo sie nur konnten, ohne dabei zum offenen Kampf überzugehen.
Viele Vhrato-Schülerinnen eilten in die Städte des Planeten und berichteten hier in geheimen Kreisen von der Ankunft des Verkünders des Sonnenboten. Sie bereiteten meinen Auftritt vor und lösten eine weltweite Begeisterung aus. Zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren spürten die Laren, daß ihre Macht sich noch immer nicht endgültig manifestiert hatte.
Während die liebevollen Krankenschwestern mich verwöhnten, überlegte ich nur noch, wie ich von Trampanot verschwinden konnte. Wenn ich auch nur geahnt hätte, welchen Effekt meine leichtsinnigen Worte haben würden, dann wären sie niemals über meine Lippen gekommen. So aber hatte ich mit einem einzigen Satz die
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