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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gibt, dann ist dir auch klar, dass sie nicht altern, auch wenn sie hundert und mehr Jahre alt werden. Sie brauchen nur Blut, immer nur frisches Blut unschuldiger Menschen.« Ich schlug zur Bekräftigung meiner Worte mit der Faust zweimal auf den Tisch.
    »Okay, John, ich gebe dir Recht.« Der Kommissar stand auf und drehte sich zum Anbau um. »Trotzdem möchte ich noch einmal nach dem Bürgermeister schauen. Ich habe ihn schließlich mit in diese Lage gebracht. Gibst du mir die Zeit?«
    »Natürlich.«
    Irgendwie war ich deprimiert, dass ich doch Recht behalten hatte.
    Und darüber ärgerte ich mich. Wir standen erst am Beginn, aber ich ahnte schon, dass eine schreckliche Nacht vor uns liegen würde.
    Ich hörte hinter mir das Knarren rostiger Türangeln. Wahrscheinlich verschwand Harry jetzt im Haus. Erst als ich die Stimme einer Frau hörte, die einige Male von einem tiefen Schluchzen unterbrochen wurde, drehte ich mich um und stand auf.
    Es war die Person, die uns bedient hatte. Sie presste ein Taschentuch gegen die Nase und redete heftig auf den Kommissar ein. Ich hatte Mühe, sie zu verstehen.
    »Aber sagen Sie Ihrem Mann, dass es uns Leid tut.«
    »Es hat keinen Sinn. Er ist fertig, verstehen Sie? Er ist am Ende. Die letzten Stunden waren für ihn eine einzige Tortur. Er hat ja gewusst, dass Sie heute kommen würden, und er hat sich vor diesem Besuch gefürchtet. Ich riet ihm, nicht im Hause zu sein, aber er wollte nicht feige sein. Jetzt ist es vorbei…« Sie schüttelte den Kopf, machte kehrt und ging wieder ins Haus zurück.
    Harry stand da, schaute auf die geschlossene Tür und hörte meinen leisen Ruf. Er kam zu mir. »War wohl etwas viel für den guten Petri.«
    »Nicht jeder verkraftet das Grauen.«
    Stahl schaute auf die Uhr. »Es wird gleich dämmern, John. Ich finde, dass wir uns auf den Weg machen sollten.«
    »Einverstanden.«
    Wir gingen zum Wagen. Harry öffnete die Türen und ließ Durchzug wehen. Ich legte das Bild auf den Rücksitz und schaute auf die kleinen, wie geduckt dastehenden Häuser, sah auch die Menschen, die uns misstrauisch beäugten. Wussten sie von der Gefahr, in der sie möglicherweise schwebten? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
    »Steig ein, John.«
    Als ich die Tür zuschlug, kam es mir vor, als hätte sich der Deckel eines Sargs über mir geschlossen. Unsinn, sagte ich mir. Das redest du dir nur ein.
    Harry startete. Er fuhr langsam. Über die Außenseite der Windschutzscheibe huschten die Schatten der Baumäste hinweg.
    In all dem flüchtigen Wirrwarr glaubte ich, ein Gesicht zu sehen.
    Die zu einem höhnischen Lachen verzogene Vampirfratze Viktor Maitlands.
    Ein böses Omen…
    ***
    »Gütiger Zampano, in welcher Gegend sind wir denn gelandet?«, flüsterte Willi Gläser und kriegte sich nicht mehr ein. Immer wieder schüttelte er den Kopf, schluckte Speichel und schaute, so gut es eben ging, aus dem Fenster, wo die Düsternis der Wälder wie ein gewaltiger Schatten über dem Land lag, aus dem eine modrig riechende Kühle hervorstrich, die durch die offenen Seitenfenster drang und bei Willi so manchen Schauer hinterließ.
    »Wir sind auf dem Weg zum Ziel!«
    »Das weißt du genau?«
    »Er hat es gesagt.«
    Gläser hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Immer nur er. Immer nur er«, wiederholte er. »Ich kann es bald nicht mehr hören. Das ist ja grauenhaft.«
    »Nimm es nicht so tragisch. Wir packen es.«
    »Das meinst du.«
    »Du nicht?«
    Willi lachte bissig. »Weißt du, wie ich mir hier vorkomme, mein lieber Horst?«
    »Woher denn?«
    »Nicht wie in Deutschland, sondern wie im tiefsten Rumänien, in den Karpaten.«
    »Und gleich darauf kommt Dracula, wie?«
    Gläser blieb ernst. »Mach dich nur lustig, Horst. Aber den haben wir bestimmt hinten auf der Ladefläche.«
    »Einen Vampir?«
    »Kann doch sein.«
    »Dann hast du deinen Zombie vergessen?«
    »Habe ich nicht. Du kannst sagen, was du willst. Da liegt etwas Unheimliches drin. Was glaubst du, wie froh ich bin, wenn wir diese verdammte Ladung los sind.«
    »Kann ich mir denken.«
    Gläser zündete sich eine Zigarette an. Die Farbe des Himmels hatte sich verändert und an einigen Stellen im Westen schon die Glut der Zigarettenspitze angenommen. Ein scharfer roter Schein hatte sich in das allmählich näher kommende Grau geschoben, als wollte er es wie mit feurigen Schwertern zerschneiden. Die Sonne war dabei, sich zu verabschieden, bald würde ihr Ball überhaupt nicht mehr zu sehen sein. Schon jetzt sah er

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