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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, dann drehte er den Kopf langsam nach links, um dorthin zu schauen, wo die Burg wie ein übermächtiger Wächter stand. Sie war einfach furchtbar.
    Gläser schluckte. Ein mächtiges Bauwerk, zwar kompakt, dennoch irgendwie verspielt. Vielleicht auch wegen der drei schlanken Türme an der Vorderseite, wobei zwei von ihnen die Seiten eingrenzten und der dritte in der Mitte stand.
    Sie sahen beinahe filigran aus, weil sie noch zahlreiche kleine Treppen, Aufbauten, Gauben, viel Stuck und Verzierungen aufwiesen, sodass der erste Eindruck, es mit einer übermächtigen Burg zu tun zu haben, allmählich schwand und den beiden Männern mehr der Vergleich mit einem gewaltigen Herrenhaus in den Sinn kam.
    Sehr flach, dabei vorn gebeugt mit hohen Fenstern, die sich allesamt den herrschenden Lichtverhältnissen angepasst hatten und ziemlich dunkel waren. Bläulich schimmernde Rechtecke in einem grauen Mauerwerk, das in seiner unteren Hälfte als Tür ein mächtiges Portal zeigte.
    Die Burg selbst war von einem dichten Wald umgeben. Sie sah zudem aus wie ein steinerner Riese, der sich zum Ausruhen gegen den Berghang gelehnt hatte und dabei weiter oben von mächtigen Baumwipfeln überragt wurde.
    Der Anblick erschütterte Gläser, und sein Freund Wehner war ebenfalls stumm geworden. Ihm hatte es die Sprache verschlagen. Er wollte reden, konnte sich aber nur räuspern.
    Hinzu kam noch etwas. Eigentlich hätte es warm sein müssen. Im Prinzip stimmte das auch, nur strahlte die Burg etwas ab, das Gläser frösteln ließ. Es war keine normale Kälte. Die hier stammte aus einem tiefen Grab, aus einer anderen Welt, aus einer Gruft. Es war die Kälte des Jenseits, des Todes, die kaum erklärbar war.
    »Sag nicht, dass du dich wohl fühlst, Horst. Sag es mir nicht.«
    »Stimmt. In einer Kneipe wäre ich jetzt lieber.«
    »Ich auch.«
    »Deshalb sollten wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen, finde ich.« Er wollte gehen, aber Willi hielt ihn noch fest.
    »Da wäre noch etwas«, flüsterte er. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Du hast ja mit dem unbekannten Auftraggeber gesprochen. Du bist doch derjenige gewesen, der…«
    »Rede nicht. Wir werden die Kiste ausladen und sie in die Burg tragen.«
    »Und sonst?«
    »Nichts mehr, Willi, das ist alles. Du kannst ganz beruhigt sein und aufatmen.«
    »Aha.«
    »Was heißt das? Traust du der Sache nicht?«
    »Nein, Horst, ich traue keinem. Ich bin verflucht sauer. Ich habe sogar Schiss. Eine verdammte Angst, verstehst du das? Es kommt mir vor, als hätte ich Würmer im Bauch. Das ist alles so unheimlich. Da – da kommen wir nicht gegen an. Hier fühle ich mich unwohl, hier lauert etwas. Dann die verdammte Kiste, die…«
    »Die wir gleich los sein werden, keine Sorge.«
    »Schon gut.« Gläser senkte den Kopf. Er schaute Wehner nach, der auf das Ende des Wagens zuschritt, wo er die Haken und Bänder lösen wollte.
    Willi Gläser blieb noch für eine Weile stehen. Er blickte hoch zum Himmel. Die Wolken waren gekommen. Sie hatten sich buchstäblich herangeschlichen, Vorboten der Nacht, die zunächst einmal die Dämmerung mitbringen würden. Von der Sonne sah Gläser nichts mehr. Tief im Westen hielt sie sich versteckt. Und er wünschte sich ebenfalls dorthin. Dann hätte er diese verfluchte Burg nicht zu sehen brauchen. Sie war so schrecklich bedrückend, sie legte seine Seele in Trauer, und er konnte sich gut vorstellen, dass dort das Grauen lauerte.
    Auch fiel ihm die Stille auf. Um diese Zeit, wo die Dämmerung anfing und sich der Tag allmählich verabschiedete, vollführten die Vögel normalerweise noch einmal ein grelles Konzert, um den Tag zu verabschieden. Danach war es dann wieder still.
    Hier aber war es jetzt schon still.
    In dieser Umgebung schrie kein Vogel. Willi konnte sich nicht einmal vorstellen, dass es überhaupt welche gab. Sie hatten sich zurückgezogen, und das bestimmt aus guten Gründen. Nur die Menschen waren so blöd, nicht auf die Warnungen der Natur zu achten.
    Gläser war sogar schon so weit, dass er liebend gern auf das Honorar verzichtet hätte, um von hier wegzukommen. Das würde Wehner jedoch nicht zulassen. Er war einfach nicht sensibel genug, um die Zeichen der Zeit zu erkennen. Sie waren hier fehl am Platz, beide gehörten sie nicht an einen Ort, wo die Finsternis geboren wurde und sich auch bei Sonnenlicht ausbreiten konnte, denn Gläser ging davon aus, dass es selbst am hellen Tag kaum anders war.
    »Wann kommst du denn endlich,

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