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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verdammt? Bist du eingeschlafen?«
    Ich wollte, ich wäre es, dachte Gläser, gab aber eine andere Antwort. »Bin ja schon da.«
    Wehner war ärgerlich. Er hatte bereits den Hauptteil der Arbeit geleistet und die Klappe nach unten gedrückt. Sie konnten jetzt ohne Schwierigkeiten die Ladefläche betreten, auf der Wehner bereits stand, das Gesicht nach vorn gedreht und Willi dabei anschauend.
    Der wurde noch bleicher. Er schluckte, krauste die Nase, zwinkerte mit den Augen und hätte sich am liebsten übergeben, weil sich dieser eklige Gestank nicht verflüchtigt hatte.
    Wehner ging auf die Kiste zu. Seine Turnschuhe verursachten kaum Geräusche.
    Hinter ihm kletterte Willi auf die Ladefläche. Er duckte sich, sein Atem war kaum zu hören, weil er ihn durch die Nase ausstieß. Wehner hatte sich aufgerichtet und deutete mit dem ausgestreckten rechten Arm nach vorn. »Fass du dort an.«
    »Gut.«
    Noch einmal holte Gläser tief Luft. Als er sich bückte, überkam ihn der Schwindel. Er versuchte ihn zu unterdrücken, denn er wollte jetzt nicht schlappmachen. Nein, diese Blöße durfte er sich nicht geben. Als er die sargähnliche Kiste packte und anhob, da fiel ihm wieder das Geräusch ein, das er schon einmal gehört hatte. Es war ja aus der Kiste hervorgedrungen.
    »Na los, anheben, jetzt!«
    Beide Männer griffen zugleich zu. Gläser wunderte sich, wie leicht die Kiste plötzlich war. Es mochte daran liegen, dass Wehner mehr Kraft einsetzte und dabei sogar grinste. »Geht doch wunderbar.«
    Ohne Schwierigkeiten schafften sie die Ladung aus dem Wagen.
    Dort setzten sie das Ding noch einmal ab und wischten sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das packen wir leicht«, sagte Wehner. Er schaute an seinem Kumpan vorbei zum Portal hin, wo eine sehr alte Treppe zum Tor führte. Ihre Stufen waren kaum zu erkennen, denn hohes Unkraut hatte sie zum Großteil überwachsen. »Vor dem Eingang setzen wir das Ding noch einmal ab«, sagte er dann und bückte sich wieder.
    Gläser nickte nur. Er wollte nicht mehr reden. Mit seinen Gedanken war er ganz woanders. Er dachte schon an die Dinge, die noch vor ihnen lagen. Wenn sie einmal die Burg betreten hatten, was würde dann auf sie lauern? Nur nichts Schlimmes vorstellen, dachte er. Nur kein Theater machen, sonst wirst du noch verrückt.
    Trotzdem horchte er. Nichts zu hören. In der Kiste blieb es still.
    Da bewegte sich kein Monster, keine lebende Leiche. Vielleicht schlief das Ding auch und lauerte nur auf einen günstigen Augenblick, um plötzlich zuschlagen zu können.
    Er hielt die Lippen fest zusammengepresst und atmete nur durch die Nase, als er hinter Wehner herschritt und auf dessen schaukelnden Rücken blickte, der sich unter der Jacke abzeichnete.
    Nichts passierte.
    Kein Laut drang aus der Kiste. Kein Kratzen oder Schaben. Nur ihre eigenen Schritte schleiften durch das Gras, und manchmal hörte er einen dumpfen Laut, wenn einer von ihnen den Fuß zu hart aufsetzte.
    Seit ihrer Ankunft waren wieder einige Minuten vergangen. Gläser hatte das Gefühl, in eine kalte Welt zu treten. Die Schatten mussten dichter geworden sein. Sie umgaben ihn wie ein großes Tuch, von dem er weder einen Anfang noch ein Ende sehen konnte. Nur die drückende Finsternis.
    Am Himmel lag es nicht nur. Es war vielmehr das Haus, das ihm diese Angst einjagte. Es stand dort als eine Drohung, es war abweisend, so grabeskalt, und eigentlich war es der reine Wahnsinn, was sie hier vorhatten.
    Wehner erreichte die schlecht erkennbare Treppe vor dem Portal als Erster. »Gib jetzt Acht, damit du nicht ausrutschst!«
    »Ist schon gut.«
    Tatsächlich aber hatte Gläser etwas ganz anderes sagen und den Vorschlag machen wollen, die Kiste doch einfach vor der Tür abzustellen und ohne sie hineinzugehen. Sie hätten dem Kerl sagen können – falls er überhaupt anwesend war –, dass er sich sein Ding dort selbst abholen sollte. Das Wichtigste war ja getan. Stattdessen hielt er den Mund und sagte nichts, wobei er sich selbst einen Feigling schalt.
    Sie setzten die Kiste trotzdem ab, weil sie wahrscheinlich beide Hände brauchen würden, um die schwere Tür aufzudrücken. Sie war nicht glatt. Ihr Holz zeigte einige Einkerbungen, und es wirkte wie ein geschnitztes, kantiges Gesicht, in dem das hohe Alter seine Spuren hinterlassen hatte.
    Wehner drehte den Kopf und grinste. Es ist nicht echt, dachte Gläser. Er sagte trotzdem nichts. Wie auch Wehner strich er über sein Haar. Er hätte es waschen müssen, denn es lag

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