0750 - Todesfaktor Calderone
sein?«
Nicole zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Und… ich glaube, ich fürchte mich davor, es herauszufinden.«
***
Vor Rico Calderone entstand eine eigenartige Nebelwolke. Unwillkürlich griff er nach seiner Waffe. Es war eine klobige Eigenkonstruktion, besonders geeignet, um Dämonen zu töten. Er kannte da keine Skrupel, auch wenn er selbst inzwischen zum Dämon geworden war. Er wusste nur zu gut, dass er sich auf seinem Weg nach oben vor Neidern und Konkurrenten schützen musste. Und er wusste, dass er die anderen töten musste, ehe sie die Chance bekamen, ihn zu töten.
Mittlerweile besaß er mehrere dieser Pistolen. Eine hatte er vor kurzer Zeit Stygia gegeben, aber diese Waffe war inzwischen zerstört worden.
Aus dem Nebel schälte sich die Fürstin der Finsternis heraus. Wie meistens zeigte sie sich in ihrer Höllengestalteine nackte Schönheit mit Flügeln und Hörnern.
»Du schon wieder«, seufzte Calderone und hielt die Waffe weiterhin auf sie gerichtet. »Hast du solche Sehnsucht nach mir? Deine Heimsuchungen häufen sich in letzter Zeit bedenklich.«
»Spotte nicht!«, fauchte sie ihn an. »Es geht um dein Leben.«
»Ich weiß. Es geht immer um mein Leben. Mal willst du mich umbringen, mal erteilst du mir Aufträge, die mich umbringen könnten… Das ist jetzt vorbei, meine Süße. Ich lasse mich nicht länger von dir herumkommandieren. Verschwinde!«
»Du solltest mir vorher besser zuhören«, warnte sie.
»Gut. Sing dein Lied, aber danach will ich dich hier nicht mehr sehen.« Er ließ sich in seinem Schaukelstuhl nieder und wippte bedächtig hin und her. Dabei ließ er die Dämonin nicht aus den Augen und nicht aus dem Schussfeld. Er traute ihr nicht über den Weg.
Aus gutem Grund.
»Ich muss dich töten, Calderone«, sagte sie.
»Was ist daran neu?«, erkundigte er sich. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es dir gelingt. Also, wenn du nicht mehr zu sagen hast…«
»Astardis hat mir diesen Auftrag gegeben«, sagte sie. »Er will deinen Tod.«
»Viel Feind, viel Ehr’«, spöttelte Calderone. »Hast du nicht jüngst erst gesagt, Astardis wolle dich töten? Hast du nicht gesagt, ich solle für dich herausfinden, wer oder was Astardis wirklich ist? Heute hüh, morgen hott. Entscheide dich endlich für das, was du wirklich willst.«
»Ich will immer noch, dass du es herausfindest. Jetzt, nachdem er mir befohlen hat, dich zu töten, erst recht.«
»Aha, ich soll dir also die Information besorgen, bevor du mich pflichtbewusst umbringst.« Er erhob sich wieder und trat ihr entgegen. »Geh!«, sagte er. »Geh und komm nie wieder ungerufen hierher zurück!«
»Du vergisst, dass ich die Fürstin der Finsternis bin!«, erwiderte sie scharf. »Du unterstehst meinen Anweisungen.«
»Ich bin kein Mensch mehr, ich bin ein Dämon.«
»Und ich bin deine Fürstin!«
»Wie willst du deine Autorität mir gegenüber durchsetzen?«, fragte er.
Sie lachte leise. »Indem ich überall verkünde, dass du das Gesetz der Schwarzen Familie nicht akzeptierst. Sie werden dich ächten und ausstoßen. Du wirst zum Niemand. Vielleicht ist das sogar der beste Weg. So brauche ich Astardis nicht zu gehorchen und dich zu töten. Du manövrierst dich selbst ins Abseits.«
Er drückte ihr die Mündung seiner Waffe gegen den Bauchnabel. »Und wer will mich daran hindern, dich jetzt zu töten? Wenn ich es tue, hast du keine Gelegenheit mehr, mich zu diskreditieren. Meine hoch geschätzte Stygia, halte mich nicht für dumm. Du magst die Fürstin sein. Aber ich bin nicht dein Sklave und Befehlsempfänger. Mögen andere Dämonen vor dir kuschen und in den Staub fallen, ich tue es nicht. Ich bin dir ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen. Und nun verschwinde aus meinem Quartier - oder stirb!«
Sein Zeigefinger krümmte sich um den Abzug der Waffe.
»Du begehst einen Fehler«, sagte Stygia. »Wir dürfen uns nicht bekämpfen, sondern müssen Zusammenarbeiten. Nur dann sind wir wirklich stark genug.«
Nur eine Sekunde später verschwand sie in einer Art Nebel, der so rasend schnell wieder verschwand, wie er entstanden war. Stygia war fort. Es roch nur sehr wenig nach Schwefel.
Calderone sicherte die Spezialwaffe wieder und legte sie beiseite.
Er lächelte dünnlippig. Er wollte ja selbst herausfinden, was es mit Astardis auf sich hatte, aber nicht in Stygias Auftrag. Nicht unter ihrem Kommando, sondern auf eigene Faust.
***
Wieder in ihren Thronsaal zurückgekehrt, winkte Stygia
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