0750 - Todesfaktor Calderone
machte sie sich zu eigen.
Einer nach dem anderen verblassten die elf Schädel, lösten sich auf, als haben sie niemals existiert. Nichts blieb zurück außer dem Lodern des Feuers in den Augen eines Mannes, der einmal ein Mensch gewesen war.
Er war es nicht länger.
Mit diesem Ritual hatte er endgültig die letzte Grenze überschritten.
Er war jetzt ein Dämon.
Ein magisches Wesen, das anderen Gesetzen unterlag als die Menschen.
Von den zwölf Opfern blieb nichts übrig als Staub, der von dem heißen Gluthauch der Hölle verweht wurde. Zwölf Menschen hatten niemals erfahren, wofür sie geopfert wurden. Es gab sie nicht mehr.
Aber es gab einen neuen Dämon in den sieben Kreisen der Hölle.
Und er lachte - lachte seinen Triumph hinaus, als er das Muster immer noch vor sich sah, jenes Muster, das ihm allein zustand und das ihn einzigartig machte. Es war der Beweis für seine dämonische Macht.
Er lachte immer noch, als er sich die Kutte vom Leib riss und nackt in den blutigen Nebeln stand, und er lachte, als das komplizierte Muster aus Linien und Flecken in ihn hineinströmte und zu einem Teil seiner selbst wurde.
Es war vollbracht.
Und es gab auf diesem Weg keine Umkehr.
***
In jenem Moment, als Rico Calderone sein Sigill zeichnete, wusste er, dass seine Wandlung vom Menschen zum Dämon abgeschlossen war. Er gehörte jetzt zu den Schwarzblütigen.
Vorher war es ihm nie gelungen, obgleich er es einige Male versucht hatte. Aber plötzlich floss es ihm förmlich aus der Hand, zeichnete sich vor ihm ab.
Er hatte es schon vorher in Wahrträumen gesehen, aber es nie geschafft, es zu zeichnen, nachdem er erwacht war. Doch jetzt gelang es ihm, er hatte es vollbracht.
»Soll ich darüber jetzt lachen oder weinen?«, fragte er sich.
Einst hatte es ihn erschreckt, dass der Erzdämon Lucifuge Rofocale ihm magische Schatten angehext hatte, die für eine schleichende Veränderung Calderones sorgten. Sein düsterer Charakter förderte diese Veränderung noch weiter.
Zu Beginn, vor vielen Jahren, war er der Chef der Sicherheitsabteilung der Tendyke Industries gewesen. Irgendwann bekam er den Auftrag, Robert Tendyke zu beseitigen. Calderone hatte keinen Erfolg und landete für den Mordversuch im Gefängnis.
Ausgerechnet Stygia, die Fürstin der Finsternis, befreite ihn, aber ihr Preis war hoch. Er hatte ihr zu dienen, ihr zur Verfügung zu stehen, wann immer sie ihn rief. Immer wieder hatte er versucht, sich von ihr zu lösen.
Und dann - Lucifuge Rofocales Magie.
Sie war der schlimmste Schlag, den er jemals hatte hinnehmen müssen. Er wehrte sich gegen die schleichende Veränderung. Vergeblich. Er schaffte es, Lucifuge Rofocales Schatten abzustreifen, aber da war es bereits zu spät. Auch ohne die Schatten des Erzdämons setzte sich die Veränderung fort.
Der Mensch Rico Calderone wurde zum Dämon. Schrittweise, in einem langsamen, kaum merklichen Vorgang.
Und dann war Lucifuge Rofocale vom Dunklen Lord ermordet worden.
Plötzlich sah Calderone ein neues Ziel vor sich. Lucifuge Rofocale hatte ihn zu dem gemacht, was er jetzt war und wurde - warum sollte er dann nicht auch dessen Position einnehmen?
Damals war es unmöglich. Es war noch zu viel Mensch in ihm, als dass er sich auf dem Höllenthron hätte halten können. Und so wurde Astardis Satans neuer Ministerpräsident.
Aber jetzt war Calderone so weit.
Seine Verwandlung zum Dämon war abgeschlossen. Er war der wahre Erbe des Lucifuge Rofocale. Und sein Sigill ähnelte dem des Erzdämons, der die Hölle Zehntausende von Jahren beherrscht hatte, zum Verwechseln.
Das konnte kein Zufall sein.
Es war eine Berufung.
Calderone war Lucifuge Rofocales legitimer Nachfolger.
Da gab es nur ein paar kleine Probleme.
Erstens: Er musste an Stygia vorbei, der Fürstin der Finsternis.
Zweitens: Er bekam es mit Astardis zu tun, jenem Dämon, der praktisch nicht zu töten war, weil er in einem Versteck lebte, das niemand kannte. Astardis trat nie selbst in die Öffentlichkeit. Er entsandte immer einen Zweitkörper, den er magisch entstehen ließ und der jede beliebige Gestalt annehmen konnte. Wurde dieser Doppelkörper vernichtet, war das für Astardis kein Problem. Er erschuf einfach den nächsten…
Somit war es praktisch unmöglich, diesen Erzdämon zu beseitigen, und nur wenn er das schaffte, konnte Calderone sich eine Chance auf den Thron ausrechnen. Freiwillig würde Astardis ihm niemals weichen.
»Aber ›gibt's nicht‹ gibt's nicht«, murmelte
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